Alle Bewertungen von Stefan H.
Geschrieben am: 02.06.2015
Der kreative Höhepunkt bei den Deftones.
Etwas weniger präsent im Musikfernsehen als Korn oder System of A Down, aber ebenso gute Alben gemacht und ebenso meinem Erachten nach gehören sie neben den genannten zu den drei ganz Großen des Alternative Metal.
"White Pony" ist zweifellos das beste Deftones-Album.
Eines der besten Alternative-Rock-Metal-Alben der letzten 20 Jahre.
Was Deftones von Korn oder System of a Down unterscheidet, ist vielleicht, dass sie die Primus-Einflüsse weniger zeigen, sondern vielmehr die Pop-Einflüsse, welche auf dem Coveralbum sehr gut zur Geltung kommen.
Steven Carpenter als Meshuggah-Fan sorgt dafür, dass die Härte nicht verloren geht. Chino Moreno kostet weiterhin alle Variationen aus, aber er nähert sich immer mehr dem Gesang, bis man auch an die Smashing Pumpkins denkt.
Viele Stile werden verarbeitet, Tool, Helmet, Prong, Korn, Sprung Monkey (Geheimtipp!).
Frank Delgado darf auch mehr mitmischen, lässt es da und dort fiepsen, blubbern, akustische Gitarren laufen lassen. Das Plattenteller sorgt für dezente Dekoration und Kosmetik, ohne je in die Nähe von langweiligem Gescratche zu kommen.
Bass und Schlagzeug bauen ein solides Fundament.
Chino Moreno singt, flüstert, stöhnt, brüllt und kreischt über Sex und Düsternis.
"White Pony" zeigt, Die Deftones waren zu dem Zeitpunkt in ihrer kreativsten Phase und der Flow ist vom ersten bis zum letzten Ton hör- und spürbar.
Man denkt nicht nur an Pantera, Machine Head, sondern auch an Weezer, die Smashing Pumpkins, The Smiths oder Massive Attack (schließlich hat Moreno mit Team Sleep eine Art Deftones-Platte, die durch Massive Attack- und Cure-artige Stücke aufgelockert wird, geschaffen), was einzigartig ist. Dabei wirken die Deftones bei weitem nicht so wie Tool oder Dredg, welche sich viel mehr Mühe gegeben haben. Die Deftones lassen eine Pink-Floyd-artige Frauenstimme zu mahlenden Riffs hysterisch säuseln, sie lassen Moreno durch einen Vocoder schreien wie Phil Anselmo von Pantera, sie bauen Spannung auf, indem sie den harten Gitarren, die im Thrash wurzeln, viele Kontraste entgegensetzen. War beim Vorgänger "Around the fur" noch Max Cavalera von Sepultura und Soulfly dabei, darf auf "White Pony" Maynard James Keenan von Tool mitsingen.
Auf "White Pony" haben die Deftones alles richtig gemacht.
Ein Meisterwerk, das ich jedem empfehle, dem langweilige Rockmusik zu langweilig ist.
Geschrieben am: 02.06.2015
Alternative-Metal at it's best.
Die Deftones gehören neben Korn und System of a Down zu den besten Alternative-Metal-Bands.
"Adrenaline" ist erschienen, als es die Etikette "New-Metal" noch nicht gab.
Allein den Begriff in dieser Bewertung zu erwähnen, schreckt ab - doch - stop- "Adrenaline" hat damit nicht viel zu tun und es ist ratsam, dieses Album sich zuzulegen!
Denn die Deftones fabrizieren hier eine wütende, originelle, harte, dynamische und eigenwillige Metal-Platte mit Crossover-Anteilen, die es in sich hat.
Sie stellen sich in eine Reihe mit Helmet, Prong, Korn und sind natürlich stark von Faith no More beeinflusst. Das wird besonders durch Chino Moreno bewusst, der viele Gesangsstile ausprobiert. Vom Flüstern über Rappen über Reden bis brutales Brüllen und hysterischem Kreischen ist alles dabei. Seine zahlreichen Nachahmer habens bei weitem nicht so gut hinbekommen.
Auch die staubtrockene Produktion, die ohne Keyboards auskommt, tut dem Album sehr gut.
Die Riffs fordern die Nackenmuskulatur heraus und mahlen ordentlich, der Bass pumpt Spannung herbei, ab und zu wird es ruhig, bis dann wieder ein Wutanfall oder Gitarrensturm eintritt. Das tut dem Album gut. Spannung ist vom ersten bis zum letzten Takt gegeben. Das Album macht süchtig.
"Adrenaline" ist als Debut das zweitbeste Deftones-Album hinter "White Pony" und eines der besten Metal-Alben der Neunziger.
Geschrieben am: 02.06.2015
Rock und Pop, alternativ.
Der Höhepunkt des Alternative Rock.
Nirvana, Mudhoney und Co. sowie Grunge und das Musikfernsehen ebneten den Weg für eine Band, die sich laut Mastermind Billy Corgan dieser punk-infizierten Richtung gar nicht so zugehörig fühlte, sondern eher dem Arena-Rock, dem klassischen Rock, Cheap Trick, Scorpions und Black Sabbath sowie dem Dream- und Gothic-Pop, den Beatles, Depeche Mode, New Order.
Das wird auf dem pompösen Zwei-Alben-Meisterwerk, welches von And You Will Know Us by The Trail of Dead oder My Chemical Romance nachgeahmt worden ist, innerhalb von Stücken vermischt, z.B. eine poppige Melodie mit schweren Riffs oder jedes Stück steht für sich allein. Ein Dream-Pop-Stück folgt auf eine ruppige Metal-Nummer. So ist das ganze Doppelalbum lang pure Abwechslung gegeben, eine melancholische, unendlich traurige Achterbahnfahrt der Gefühle.
Bei den Singles denkt man vielleicht ein bisschen an Punk ("Bullet with Butterfly Wings") oder Sonic Youth ("1979"), der fundamentale Baustein ist aber klassischer Rock, besonders der 1970er Jahre, zu dem sich viele ruhige Nummern, die den Nachfolger "Adore" vorbereiten, hinzugesellen dürfen.
Wärmstens zu empfehlen, für alle Stimmungslagen geeignet, zum Träumen, zum Abreagieren, zum Headbangen, zum Dösen. Wer CD-Player mit Programmfunktion hat, kann sich auch alle ruhigen Nummern nach der Reihe programmieren oder alle harten, geht auch. Metal eignet sich für Melancholie und Traurigkeit genauso wie Dream Pop.
Geschrieben am: 02.06.2015
Klassiker, den man unbedingt im Regal stehen haben sollte
Meinem Erachten nach das beste Therapy?-Album und ein Klassiker. "Semi-detached" konnte noch mithalten.
"Screamager" hat Punk, Metal und Indie-Pop kompakt, leidenschaftlich und intelligent zusammengeschweisst. So, als wollten es Therapy? vielen recht machen. Aber die Stilfusionen ergaben sich zwingend durch die Vielfalt an Einflüssen: von Joy Division (durch das "Isolation"-Cover) bis zu Helmet (Gastauftritt von Page Hamilton) über Killing Joke und Hüsker Dü bis zu den Ramones oder 1970er Jahre Rock wie von Thin Lizzy oder Black Sabbath. Im Gegensatz zu Green Day oder Nirvana waren Therapy? weit mehr metallastig. Das Album lief bei mir (erst ein paar Jahre später nach dem Erscheinungsdatum) mehrere Wochen lang permanent und ich kann es noch immer hören. Therapy? haben ihr bestes Album schon in der Anfangsphase aufgenommen. Es ist zu Unrecht ein wenig untergegangen. Aber deswegen ist es ein Geheimtipp (auch wenn es damals viel auf MTV lief) für Geniesser von heftiger Kost. Und Therapy? liefern noch immer regelmäßig neue Alben, falls man die Sucht nach "Troublegum" einmal überwunden haben sollte. Auf dem Album befinden sich jedenfalls die "ganz großen Hits", auch wenn darauf jeder einzelne der vierzehn Songs ein Hit ist.
Geschrieben am: 01.06.2015
Bad Religion in ihrer besten Phase
Ich lasse wie immer Objektivität beiseite und da mir die Vermischung von Melodie und Härte am liebsten ist, mag ich auch die Bad Religion-Alben am liebsten, wo das am besten gemacht wird. Besonders ab "Recipe for hate" oder "Stranger than fiction". Bei "No substance" kommt man nicht vorbei. Alles ist zwingend, mitreissend. Es gibt kein manieriertes Hasten, keine Pseudo-Härte, keine Hysterie oder Anbiederungen an Trends. Bad Religion sind Meister in schnellem Tempo, gekoppelt mit viel Melodie und eingängigen Gesangslinien sowie Refrains, der richtigen Dosis Härte, einer Instrumentierung wie bei Iron Maiden (auch einem ähnlichen Härtegrad und einer ähnlichen Leidenschaft). Textlich und musikalisch radikaler Punk, angereichert mit Pop und schweren Riffs. In der Kürze liegt die Würze. Dennoch darf auch das Schlagzeug oder der Bass mal alleine marschieren, darf sich lärmende Spannung aufbauen. So wie System of A Down wissen Bad Religion bestens Bescheid, wie man politische Texte musikalisch verpackt, ohne zu nerven, wie man alles Überflüssige aus den Songs verbannt, sich auf das Wesentliche konzentriert und dass Spannung nicht durch die Quantität von Minuten oder Ausstellung von technischem Können, durch Wartezeiten oder überflüssige Experimente erzeugt wird, sondern hier durch Direktheit, durch Spielfreude, Leidenschaft, die sich zwanglos mit der Funktion der Botschaft vereinbaren lässt.
Meine Lieblings-Bad-Religion-Platte. Eignet sich auch hervorragend als Soundtrack zum Laufen. Der billigste Motivationstrainer, den man sich zulegen kann.
Geschrieben am: 01.06.2015
Die sind ganz wichtig.
Primus sind wichtig. Und vieles von ihnen sollte man gehört haben.
Es gibt nicht viele Bands, wo der Baß die Hauptrolle spielen darf, was ja eigentlich schade ist.
Zumindest kenne ich in der Hinsicht nur Primus, Joy Division, Death From Above 1979. Motörhead könnte man noch nennen, Type O, vielleicht noch Cliff Burton, Faith no More, Red Hot Chili Peppers. Mit den zwei letztgenannten verbindet natürlich einiges. Nicht nur der Einfluss auf die kommende Generation. Korn, Limp Bizkit, etc. etc. System of a Down nicht zu vergessen.
Das macht den Reiz von Primus aus. Sie klingen unverwechselbar, was an Gesang, Instrumentierung, Komposition jede Sekunde erhalten bleibt. So wie man Slayer oder AC/DC ziemlich schnell heraushört.
Primus sind zu empfehlen, weil sie Härte, Melodie, Vertracktheit, Sperrigkeit, Trockenheit, Ironie, psychedelische 1970er Prog-Rock-Elemente zu einem guten Mix verdichten. Sie sind weniger am Pop orientiert wie Cake, mehr am Rock wie Rage Against the Machine. Dennoch gehören neben James Hetfield, Tom Morello oder Fred Durst, die auf dem "Antipop"-Album vertreten waren, auch Bewunderer wie Police-Drummer Stewart Copeland. "Sailing the seas of cheese" zeigt am deutlichsten, was sich Korn oder Rage Against the Machine abgeschaut haben. Weswegen Primus mit ihrem besten Album "Tales From the Punchbowl" noch individuellere Wege gegangen sind. Gut geworden ist auch das Stück mit Tom Waits als Gaststar und das Video dazu ist auch gelungen. Sehr empfehlenswerter Klassiker von 1991.
Geschrieben am: 01.06.2015
Vorurteile abgebaut.
Ich kannte Volbeat nicht, nur das einprägsame Design auf den Albumcovers hatte hohen Wiedererkennungswert. Ich hatte das Wort "Hype" im Kopf und dachte an so unsägliche Freiwild und Böhse Onkelz.
Aber ich hörte rein und war positiv überrascht und lernte Volbeat kennen.
Erinnert hat es mich an Metallica, als ob diese zur Zeit von "Load" die Country- Southern, Blues, Boogie-Elemente noch weiter verfolgt hätten und vom schwarzen Album etwas Härte und Speed dazugenommen hätten. Der Gesang etwas höher und so illustre Gaststars wie Mille und Barney. Eine Kombination wie bei einem Eurodancetrack, nur halt statt Gerappe ultrabrutales Gegrunze und statt Barbie-Gesang eine Stimme, die so zwischen James Hetfield und den Alternative-Sängern der 1990er und Rockn Roll Sängern der 1950er, 60er schwankt.
Die Vergleiche sollten keine Degradierung sein, ganz im Gegenteil. Mutig werden neue Stile gemischt. Der Metallica-Vergleich ist ungefähr so "unfair" wie bei den total unterschätzten, brillianten Am I Blood, deren Identitätshaut etwas dünner als die von Volbeat ist.
Jedenfalls sind Volbeat ein Beweis dafür, dass man das Spektrum noch erweitern kann durch neue Zutaten, dass noch längst nicht alles gesagt ist. Dass man nicht unbedingt Drum n Bass-Strudel oder Ähnliches braucht, um innovativ zu sein.
Sehr feines Album, das viel mit Kontrasten spielt, einen angenehmen Härtegrad aufweist und dessen Melodien sich schön in die Gehörgänge fräsen.
Geschrieben am: 01.06.2015
Da waren In Flames noch gut.
Meinem Erachten nach neben "The Jester Race" einer der Höhepunkte von In Flames. Ein wichtiges Dokument aus deren Frühphase, also lange vor der "Nickelbackisierung" wie einmal ein Kritiker schrieb. Also weniger Schielen auf einen Refrain, sondern durchgehend mitreissend.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ist niemand dran ran gekommen. Spätestens bei Arch Enemy oder Killswitch Engage wird das Rezept noch weiterentwickelt, angereicht mit mehr Härte, Hardcore, bis die New-Metal-Welle abgeflaut und das Motto "mehr Härte" wieder regiert hat.
Aber das ist alles eigentlich überflüssig zu erwähnen. Klammert man die Entwicklung davor und danach aus, hat man - ähnlich wie The Jester Race - ein kompositorisch und lyrisch höchst anspruchsvolles Metal-Album vor sich, das eine angenehm ausgewogene Mischung aus Härte und Melodie präsentiert. Während Fear Factory z.B. die Melodie mehr im Gesang bzw. im Refrain suchen (und dieses Rezept ihnen geglückt ist) haben In Flames die Melodie immer viel mehr in den akustischen Gitarren, den sparsam eingesetzten Keyboarddekorationen und vor allem den Lead Guitars nahezu perfekt eingesetzt. Also vereinfacht gesagt Iron Maiden mit einer viel schwereren und auch härteren Rhythmusgitarre. Das ganze wird perfekt bereichert durch die Melodien der akustischen, folk-artigen Gitarren (ähnlich wie es Ill Ninjo auf ihrem Debut und danach nie wieder erreicht haben). Da, wo die Melodie im Refrain gesucht wird, nämlich bei der Depeche Mode-Coverversion (die so wenig geglückt ist wie "Stripped"-Version von Rammstein, aber fast so gut wie die 80er-Coverversionen von Obituary, Fear Factory und Machine Head zur selben Zeit), verliert das ganze an Dynamik. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "Whoracle" gab es im Metal noch etwas Neues zu bieten, es gab noch keine so starke Entgrenzung, keine so starke Positivität wie heute. Deswegen ist es ein zeitloses Meisterwerk, das man jedem, der auf die perfekte Symbiose von Härte und Melodie (und mehr Härte haben will als z.B. bei Bad Religion oder Blind Guardian) viel Wert legt, nur wärmstens empfehlen kann.
Geschrieben am: 01.06.2015
Darf in keinem Haushalt fehlen.
"Cruelty and the Beast" ist vermutlich das beste Cradle of Filth-Album und meinem Erachten nach eines der besten Alben der 1990er und überhaupt in der Musikgeschichte. Es hat für mich einen ähnlichen Status wie z.B. Metallicas schwarzes Album oder die ersten beiden System of a Down-Alben. Das ist keine Übertreibung. Bei seinem Erscheinen konnte es, u.a. durch die nahezu perfekte, glasklare Produktion, vorangegangene "Hit-Alben" von Emperor oder Dimmu Borgir in den Schatten stellen. Es ist kompositorisch auf höchstem Niveau und fesselt von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Ein Kritiker schrieb damals, der spätmittelalterliche Renaissance- Maler Hieronymus Bosch hätte seine Freude daran gehabt. "Cruelty and the Beast" ist auch der perfekte Soundtrack, wenn man in Umberto Ecos "Geschichte der Hässlichkeit" schmökert.
Aber das Album steht als Gesamtkunstwerk allein für sich. Lyrisch, formal, musikalisch im Black- und Gothic-Metal-Bereich unerreicht, treibt es mit einer klischeebehafteten Thematik, das nicht zum ersten Mal im Metal vorkommt, nämlich die ungarische Gräfin Bathory (die meinem Erachten nach auch wegen der Serienmorde im Guinnes Buch der Rekorde steht) Klischees aus und gibt sich mit dem Nietzsche-Zitat im Booklet philosophisch. Adorno sagte einmal, Aufgabe der Philosophie sei, Klischees zu zerstören. Im Falle von Black Metal und Gothic Metal waren das faschistische Dummheit und Kitsch. Cradle of Filth mussten in Interviews immer zu Faschismus etc. Stellung nehmen (nicht nur das, auch zur Erscheinung eines Cradle of Filth-Artikels in der Jugendzeitschrift "Bravo", hehe)
Jedenfalls gibt es auf "Cruelty and the Beast" musikalische Elemente, die zwar viele beeinflusst haben, aber nie übertrumpft werden konnten. Unmöglich. Sechs Personen haben etwas Besonderes geschaffen. Das Horrorfilm-Intro, die gesprochenen Passagen, die im Gegensatz zu "Enthrone Darkness Triumphant" von den Dimmus noch viel differenzierteren, verfeinerten orchestralen Keyboardpassagen (damals bei dem vorletzten Instrumentaltrack ein Kommentar eines Unwissenden "Was? Du hörst Klassik?..) . Dani Filth kreischt Geschlechtsunterschiede weg, wie bei Kittie oder Arch Enemy. Pfeilschnell wie ein Rapper, noch schneller, rattert, tobt, spuckt er seine raffinierten Texte zu verschachtelten, komplexen, niedermetzelnden Teilen, grunzt Death-Metal-artig, kreischt, spricht, begleitet oft von Frauengesang. Das lässt daran denken, dass "Cruelty and the Beast" (vielleicht ähnlich wie bei Burzum) eines der Alternative-Alben im Black-Metal war. Wie Mike Patton lotet er Grenzen aus. Aber nicht nur der Gesang. Die Musik ist kein liebloses Montieren von verschiedenen Teilen (siehe Kopien wie Agathodaimon..), sondern wohl durchdacht. Jede Sekunde überrascht, fesselt, führt einen weiter, reisst einen mit. Kurze Verschnaufpausen zur Stabilisierung der Nackenmuskulatur werden ermöglicht durch Horrorfilm-Keyboards, die wieder Spannung aufbauen, um dann erneut die Gitarren, Bass, rasenden Drums zu begleiten und chorartig zu umschmeicheln, welche alles niederwalzen und niederrollen. Diese sind von einem primitiven Stampfen wie bei vielen Grindcore-Death-Metal-Bands meilenweit entfernt. Man sieht am Horizont schon die Sisters of Mercy stehen. Aber an Härte und Extremität wird beileibe nichts eingebüsst. Ganz im Gegenteil. Man ist am Ende so verwundert, irritiert, weggeblasen und begeistert, dass das Album für die nächsten paar Wochen oder Monate gar nicht mehr aus dem Player rauswill, weil es immer wieder etwas Neues zu entdecken gilt. Das Album gehört wie gesagt in jeden Haushalt.
Geschrieben am: 01.06.2015
Solides Comeback
Für Fans von Broadrick und Green ohnehin ein Muss.
Die Erwarten heruntergeschraubt, gibt es viele Momente, die zwar nicht überraschen, aber die Nackenmuskulatur, Bewegungsfreude ordentlich ankurbeln und mehreren Hördurchgängen anregen.
Tief runtergestimmt, würden die Gitarren locker auf einem Cannibal Corpse-Album nicht auffallen. Nur ist eben die Herangehensweise an die Instrumente von Broadrick und Green eine komplett andere.
Im Vergleich zum besten und vorletzten Godflesh-Album "Hymns" ist die Experimentierfreude etwas geringer, sind die Highlights eine Spur weniger. Aber wie beim Vorgänger, bei jedem Godflesh-Album und vor allem beim "Hymns"-Album entfaltet sich die Magie vertikal aufsteigend mit jedem Hördurchgang. Die Sperrigkeit und Subtitlität entfaltet sich langsam, so wie sich die Riffs genial dahinschleppen, sofern sie nicht zum Stampfen tanzen dürfen. Broadrick hatte viel in Jesu investiert (auch ein Muss!), also waren die Erwartungen nicht sehr hoch, sind nach "Hymns", das ganz schwer zu toppen ist und wahrscheinlich nicht mehr getoppt wird, aber keinesfalls enttäuscht worden und mit jedem Hördurchgang wird die Musik besser, was eine Eigenschaft von Godflesh-Alben ist. Eben, weil sie genial, subtil, nicht berechnend ist. Abstrakt auf den ersten Blick, sehr konkret ist das, was sich dahinter verbirgt. Der perfekte Soundtrack, um New-Metal-Alben beim Fenster rauszuwerfen, oder zum roboterhaftem Rhythmus zu zerstampfen. Was Godflesh von Meshuggah oder Mastodon abhebt, ist einfach die Produktionsweise, die Herangehensweise an die Instrumente. Wie ein Wissenschaftler arbeitet Broadrick an den Sounds, erschüttert die konservative Metal-Universität wie ein kynischer Anarchist. Godfesh zu hören, entspricht einer Heilung. Man wird davon geheilt, ständig den gleichen Mist und Einheitsbrei hören zu wollen. Man wird davon geheilt, zum 3285. Mal Neuerscheinungen von neuen Bands zu hören, die Led Zeppelin, Ronnie James Dio oder Sonstiges Ewig-Gleiches wiederkäuen.