Alle Bewertungen von Stefan H.
Geschrieben am: 05.07.2015
Fester Bestandteil der Metal-Wissenschaft
2/3 der damaligen Bandmitglieder haben die einflussreiche Band schon während der Aufnahmen zum Debut verlassen. Innerhalb der derzeitigen ?.Besetzung ist Shane Embury (der beim zweiten Album eingestiegen ist) mittlerweile das älteste Mitglied. Während Black Sabbath alles mit -metal beeinflusst haben, sind es Napalm Death sicherlich für-core bzw. Death Metal. "Scum" ist eines der einflussreichsten und sicherlich für die damalige Zeit musikalisch originellsten Alben im Heavy-Bereich. Durchschnittlich dauern die Tracks gut 50 Sekunden. Der kürzeste ist "You Suffer", der praktisch aus einem Schrei mitsamt Instrumenten besteht. Auch Anthrax oder S.O.D. haben damals Sekunden-Stücke geschrieben. Hergekommen ist das von Hüsker Dü z.B. oder Discharge. Weswegen man von Grindcore, Blastbeat und Extrempunk gesprochen hat und spricht. Der Trommelstab, der "zur verwaschenen Fläche" wird, konnte tempomäßig praktisch nicht mehr überboten werden. Ende der 80er war praktisch alles gesagt. Aus den ehemaligen Mitgliedern sind wiederum zahlreiche andere sehr wichtige Bands wie bspw. Carcass, Godflesh, Scorn, Jesu oder Cathedral hervorgegangen und nocht viele mehr. Das Monster am Cover erinnert stark an Iron Maidens Eddie, inhaltlich gibt es Kritik am globalen Kapitalismus und multinationalen Konzernen, also damals keine 6483. Kritik am Christentum wie bei zahlreichen Genrevertretern im Heavy-Bereich. Wers nicht kennt: Bildungslücke!
Geschrieben am: 29.06.2015
Zeitlos, ohne Anbiederung an Trends.
"Nightfall" war der erste Track, den ich von Blind Guardian gehört hatte. Dieser tummelte sich auf einem Sampler zwischen vielen für die späten 1990er charakteristischen alternativen Metal-Bands. Eingeengt zwischen Rap, Drum n Bass-Rhythmen, Crossover-Funk-Zitaten und etwas Goth und Black Metal war der Song weit entfernt von Effekthascherei und hatte auf jeden Fall etwas Zeitloses an sich. Dennoch legte ich mir das Album nicht zu. Ein paar Jahre später hörte ich schließlich "The Curse of Feanor" und dachte mir, dass der Song einfach genial ist. Vielleicht lag es daran, dass ich kurz vorher klassischen Heavy Metal von Judas Priest oder Iron Maiden entdeckt hatte. Aber diese Mischung aus 80er Thrash, etwas Queen und irgendwie auch Tool begeisterte mich und schließlich legte ich mir das Album zu. Zusammen mit "Mirror mirror" bilden die beiden Songs sicherlich die drei Songs, die am meisten catchy sind und bei einem Konzeptalbum gibt es eher einen roten Faden als drei, vier Hitgiganten und einem Rest, der aus schwachen Stücken besteht. Wie Hansi Kürsch einmal in einem Interview sagte, eine Band kann Neues schaffen, ohne sich an Trends anzupassen und die eigene Identität aufzugeben. Das haben Blind Guardian nie und sie haben bis heute "durchgehalten". Wenn ich mir den Sampler von damals anhöre, muss ich ihm recht geben. Das Album ist sehr zu empfehlen, wenn man etwas sucht, das ungefähr zwischen Queensryches "Operation:Mindcrime", Kiss' "Songs from the elder" und klassischem Thrash, bspw. von Megadeth angesiedelt ist und sich neben Bands wie Nevermore, Iced Earth oder Gamma Ray einordnen lässt.
Geschrieben am: 29.06.2015
Gespaltene Hörerschaft
Das erste Linkin Park-Album, welches ich (probegehört, gekauft und) in voller Länge gehört habe. Beim Probehören suchte ich Kracher, zappte weiter, fand ein paar coole Momente. Dachte, wenn im Booklet so etwas steht wie "Wir wollten was Neues Ausprobieren, etc.", gib ihnen eine Chance, vielleicht zündet es später oder du bist in der richtigen Stimmung für ein ruhiges, experimentelles Linkin-Park-Album. Ich kannte nämlich nur die Singles und war immer ein kritischer, finster dreinblickender Mensch, für den LP zu wenig "true" waren, hehe. bis ich mir dachte, das klingt sympathisch, auch die Beatles haben sich mit "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" wegen ihres "Boygroup-Images" neu definieren, profilieren wollen, was ihnen zur Hälfte gelungen ist, da die früheren, konventionelleren Beatles-Alben besser sind. Linkin Park sind nicht Burzum oder Urfaust, also weiß man, dass die Produktion (eines Rick Rubin noch dazu) glasklar und nicht verwaschen ist. Ich dachte mir auch, nur weil Rick Rubin draufsteht, muss es auch nicht gut sein, denn der Johnny Cash-Hype damals ging mir tierisch auf die Nerven. Nun, gekauft, Anlage eingeschaltet. Rein damit. Schluck. Der Opener nach dem Intro mit Vocoder-Stimmen ist egentlich gewohnt hitparadentauglich, die Leadgitarre könnte auf ein New Order-Album passen, dann kommen viele experimentelle Tracks, ausgehaltene Keyboardflächen, Raps, Samples, harte Beats. Das Sample von der "Operation of the Machine"-Rede kennt man vom "Soul of a new machine"-Album von Fear Factory. Auch Martin Luther King kommt in einem Sample zu Wort. Oppenheimer wird zitiert. Linkin Park wollen ernst genommen werden. Schließlich geht es auf "The Hunting Party" mit Gastgitarristen wie Malakian, Morello und Hamilton und einer "back to the roots"-Attitüde noch weiter Richtung Anti-Chart-Band-Image.
Die Hörerschaft ist auf "A thousand suns" zwiegespalten, weil sich die Form geändert hat. Ich kenne wenig von dem Vorher, ausser einen Gutteil von "Hybrid Theory", aber ich bin auch nicht mit allem auf dem Album warm geworden. Es geht halt eher ums Experimentieren und auf die Erwartungen sch****en, so wie es scheint. Was ja nichts schlimmes ist. Einer meiner Favorites ist "Blackout", wo Chester Bennington über Beats und Keys wunderschön schreit, wie man es von ihm gewohnt ist. Durch die poppige Dance-Musik dazu entsteht ein wunderbarer Kontrast. Da dachte ich mir, Linkin Park, Respekt, ich habe meine Ansichten über euch, ihr wärt so etwas wie die Bon Jovi des New Metal, geändert und habe euch total unterschätzt. Das Album wird dominiert von Samples, Beats, Raps und Keyboardflächen und wenig konventionellen Strukturen, weg vom "alten" Sound, der besonders am Anfang, wie ein Kritiker einmal treffend geschrieben hat, wie schwache Filter geklungen hat. Alles in allem ist es dennoch weit entfernt von Alben wie Faith no Mores "Angel Dust", "Tago Mago" von Can oder "Real to real caccophony" von den Simple Minds.
Geschrieben am: 28.06.2015
Dreschende Wurzeln.
Stimmt. "Roots Bloody Roots" ist sozusagen ein makelloser Stellvertreter oder Repräsentant für Neo-Thrash-Metal. Innerhalb von gut 2 Minuten ist alles gesagt. Aber man sollte nach dem Track unbedingt noch weiterhören, denn der Rest des Albums entführt einen durch eine spannende Reise mit vielen Überraschungen und Ungewissheiten, neuen Metal-Ansätzen wie eine Abenteuerreise durch den brasilianischen Urwald.
Selbst wenn Korn-Sänger Davis, welcher gemeinsam mit Mike Patton von Faith no More auf "Roots" auf einem Track gemeinsam vertreten ist, sich abfällig geäussert haben soll, dass Korn hier kopiert werden, dann ist dies mehr der Handschrift von Produzent Ross Robinson zuzurechnen, denn auch Alben wie "The Burning Red" von Machine Head, das Slipknot- oder Cold-Album ähneln sich doch über weite Strecken. Von den Celtic Frost- und Discharge-inspirierten Speed-Metal-Anfängen sind Sepultura hier meilenweit entfernt, aber die Riffs unterscheiden sich jetzt nicht so stark vom Vorgänger "Chaos A.D." Neu sind die zahlreichen kreativen Ideen und das Konzept, die "Ethno-Elemente" noch mehr in den Vordergrund zu rücken. Auch Max Cavalera brüllt viel intensiver und die Produktion ist eine Spur besser. Ein ähnliches Konzept in den Nu Metal sehr gut transportiert haben Ill Ninjo auf ihrem Debut und sind dort noch viel weiter gegangen als Sepultura. Dennoch ist "Roots" keineswegs veraltet, sondern eher zeitlos und ein intensives, beeindruckendes, spannendes Album und eines der besten Metal-Alben der zweiten 1990er-Hälfte.
Geschrieben am: 28.06.2015
Mein Lieblings-Kiss-Album
Mein Lieblings-Kiss-Album. Ich habe mir nicht alle, aber viele andere Kiss-Alben angehört, aber kein Album konnte mit "Music from the Elder" mithalten. Man vergisst beim Hören die zahlreichen, wenn nicht unzähligen Gerüchte und Stories über das Phänomen Kiss. Man hört ein Intro und dann gehts gleich ruhig los mit "Just a boy", mit ruhigen Gitarren, die dann im Laufe das Albums lauter werden und fast schon Judas Priest-Härte erreichen. ("The Oath"). Epische, donnernde Chöre tauchen auf, Orchesterstreicher, Beatles-hafte Melodien ("A world without heroes") und ein experimenteller, verzerrter Bass, wie ihn Cliff Burton gemocht hat ("Mr. Blackwell"). Der simple Rock (n Roll) von "Destroyer" war noch mehr in Richtung experimentell gegangen, nachdem auf "Dynasty" schon Proto-Punk- und Disco-Elemente aufgetaucht waren, gehen Kiss von New Wave zu Heavy Metal. Alles in allem bleibt es ein mit Chor und Orchester verziertes Rock-Album mit einem leichten Prog-Anstrich, das nie Geschwindigkeitsrekorde brechen will, also nicht wie Judas Priest oder Napalm Death für die Metal-Geschwindigkeitsgeschichte relevant wäre.
Das Album ist sehr zu empfehlen an alle, die verzweifelt auf der Suche nach einem guten Rockalbum sind.
Geschrieben am: 28.06.2015
Geniales Debut.
Ja, da kann man sich nur anschliessen! Bassist Fieldy hat das in einem Interview schön gesagt: er mochte das Bass-Spiel von Flea von den Red Hot Chilli Peppers und das von Billy Gould von Faith no More. Das wollte er kombinieren mit der Härte von Bands wie Pantera und Sepultura. Von deren "Roots"-Album war Jonathan Davis dann nicht mehr begeistert, weil er meinte, das Kopieren von Korns Stil von hunderten Nachahmern, die sich gegenseitig auf die Füsse steigen, sei sehr offensichtlich. Und man kann das mit einigen Fußnoten und kleingedruckten Zeilen sicher unterschreiben, dass der Stil von Korn, eine frühe Verbindung von Prong, Primus, Thrash Metal, Crossover und Funk, früh genannt Cyber Core oder Alternative Metal und später Nu Metal, zahlreiche (oft mitunter peinliche) Nachahmer gefunden hat. Ihre Wirkung ist unübersehbar und die Gefahr bestünde, diese Wirkungsmacht nun auf das Debutalbum "Korn" zu projizieren. Also.. kurz distanzieren, das Werk aus der Entwicklungsgeschichte hinter Primus, Prong, Faith no More, Metallica, Sepultura und Pantera und vor Tausenden Nachahmern ausklinken und isoliert betrachten.
Korn wollen mit ihrer Musik verstören, kritisieren, etwas Neues, unverwechselbares schaffen, ohne sich dabei zu verkrampfen. Die subtilen, düsteren Lyrics über sozialpsychologische Probleme, Teenager- und Außenseitertum, etc. werden illustriert mit einem trockenen Schlagzeug, das mit dem kalten, metallischen Bass eine unterkühlte Fusion eingeht, die nur über einen Genrezaun zum Funk hinüberschaut. Dazu gesellen sich zwei siebensaitige Gitarren, die einerseits schwer verdauliche Gitarrenwände und Gitarrenbrocken fabrizieren, die einen am Kopf treffen, wild rumoren, sich verlangsamen, nie wirklich rasen oder hasten, sondern ihre Aggressivität und Wut, die durch das Thrashen produziert wird, immer langsam und differenziert verbreiten. Dazu kommen noch ruhige, experimentelle Saitenzupfereien, die mehr Melodie als Lärm sind. Doch das ist nicht alles. Eine Stimme schreit, faucht, brüllt, stöhnt, flüstert, redet, bellt, greint, grunzt. Ein Dudelsack taucht einmal als Intro auf.
All diese Elemente, die durch meine Bewertung nicht ausreichend beschrieben werden konnten, sondern lieber gehört werden wollen, haben Tausende (zu 90% schlechte) Nachahmer gefunden, wurden aber auch von Zeitgenossen als neue Inspiration künstlerisch anspruchsvoll in den eigenen Sound integriert, bspw. bei Machine Head, Fear Factory oder Slipknot.
Ein Album, an dem man einfach nicht vorbeikommt, egal, wie wichtig es war und ist.
Geschrieben am: 28.06.2015
Eines der besten Metal-Alben aller Zeiten.
Ja, was soll man da noch sagen? Eines der besten Metal-Alben aller Zeiten. Umso erstaunlicher, dass "Toxicity" nur die Hälfte der Aufnahmen am Beginn des 3. Jahrtausends von SOAD waren und der Rest auf "Steal this album!" veröffentlicht worden ist. "Toxicity" ist für mich persönlich neben Metallicas "Master of puppets", "Hymns" von Godflesh, "Cruelty and the beast" von Cradle of Filth oder dem ersten Black Sabbath-Album (sowie dem ersten SOAD-Album) eines der besten und wichtigsten Metal-Alben, die es gibt. Eigenständig, voller kreativer Ideen, spannend und fesselnd von der ersten bis zur letzten Minute. Ein Album, das süchtig macht und man kann es sich auch nach 10 Jahren immer wieder anhören. Die einzigen Bands, die sich ähnlich anhören, wären Slayer oder Primus oder vielleicht noch Bands wie Snot, Korn oder die Deftones, mit denen System of a Down Mitte/Ende der 90er groß geworden sind. Gut, dass Rick Rubin einst ein Konzert der Band besucht hat, wo er über die Vermischung von Metal und armenischer Folkmusik "im positiven Sinne lachen musste".
Geschrieben am: 28.06.2015
Epische Wintersonne
Ich hatte es immer wieder aufgeschoben, das Album anzuhören. Wintersun? Ich kannte sie nicht. Ich fand irgendwann einmal einen Sampler von 1998, mit Bands wie Moonspell, Rotting Christ, Tiamat, etc. Da war ein Song von Wintersun drauf, der durch die mittelmäßige Produktion irgendwie an mir vorbeigegangen war. Aha. Verglichen mit den Songs auf "Time I" ein enormer Unterschied. Ich erwartete mir so eine Mischung aus In Flames, Dissection und Immortal, mit cleanen Vocals, wie ich in einer Kritik las. Komplexität, epische Länge und der bedeutungsvolle Titel "Time I". Wow. Ich war neugierig. Ich hörte das Album. Dann war ich weder enttäuscht noch begeistert und hörte mir es nach fast mehr als einem Jahr nochmal an. Da war ich dann in der passenden Stimmung. Tansferiert auf den MP3-Player, in der Landschaft mit Gebirge und Seen herumstreunend. Und es regnete. Perfekter Soundtrack. Majestätische Chöre, orchestrale Melodien, esoterisch anmutende Melodiefragmente, glasklare Produktion. Riffs, die pfeilschnell neben den im Computer programmierten synthetischen Sounds rasen. In klirrende nordische Kälte getaucht wie bei Immortals nordischer Dunkelheit. Aber Wintersun klingen eine Spur frühlingshafter und lassen auch ganz andere Kontrastmittel erklingen. Es gibt nicht nur Kreischen und Spucken, Growlen, auch Gesang sowie Chöre und wunderschöne Melodien. Empfehlenswert. Nicht nur zum Wandern.
Geschrieben am: 28.06.2015
Zu hohe Erwartungshaltung
Meine Erwartungen waren hoch. Ich las von "Deathcore-Band" etc. und ab diesem Album von "Geniestreich" etc. , dann las ich Recorder und Producer ist Terry Date. Den kennt man z.B. vom (wirklichen) Geniestreich "White pony" von den Deftones. Das Puzzle wurde zusammengefügt, die Vorstellung des Sounds etwas konkreter. Schließlich beschloss ich, etwas altmodisches zu tun, nämlich im Laden die CD einzulegen und mit Kopfhörern probezuhören. Ich dachte beim Opener an Linkin Park bzw. an eine viel ruppigere Version der Old-School-New-Metal-Veteranen. Ich dachte, Bring me the Horizon wären eine jener Bands, bei denen die als unvorhersehbar titulierte Entwicklung vorhersehbar, aber kein Fehler ist, weil sie nicht Slayer, AC/DC oder Primus sind. Also bleibt die Option, etwas am Sound zu ändern, Härte aufzuweichen, ähnlich vielleicht wie damals bei den Deftones. Also Elektronik dazu. Die mutet einerseits altbacken und funktional, andererseits zeitlos an. Ich dachte beim Opener zufällig an den 1996er Hit "Spring" von RMB. Also könnte man der Band vorwerfen, sie benutzt elektronische Sounds, die so altbacken sind wie bei Helene Fischers "Atemlos" (welche ungefähr auf dem Stand von Faithless "Insomnia" ist) oder sagen wir Joachim Witts neueren Alben ; aber diese Detailfrage spielt eher keine Rolle. Das kommt darauf an, wie man sich dem Album nähert, mit welcher Erwartungshaltung. Wenn man sich ein neues "White pony" oder ein neues "Toxicity" erwartet, dann wird man enttäuscht werden. Auch wenn man Gitarrenriffs sucht, welche komplett neuartig sind. Man formt um: eine eher mittelmäßige bis gute Band hat sich durch eine zäsurhafte Weiterentwicklung zu einer guten entwickelt und das Album kann zum Großteil überzeugen. Auch wenn sich auf "Sempiternal" zahlreiche ruhige und experimentelle Elemente finden, die durchaus spannend und ideenreich sind, so sind letzten Endes die besten Momente die, welche die Nackenmuskulatur herausfordern ("Antivist"). Bei einem Track fühlt man sich an die französische Elektro-Pop-Band M83 erinnert, was wohl ein bewusstes Zitat zu sein scheint. Der Rest schwankt unentschlossen zwischen Neo-Thrash und alternativer Rockmelodie.
Geschrieben am: 28.06.2015
Avantasein und Zeit
Da ich nicht mit klassischem Heavy Metal und Rock (außer Queen und Black Sabbath) aufgewachsen bin, kann ich mit "The Mystery of Time" nicht so viel anfangen, aber das Album hat zahlreiche spannende Momente und ist innerhalb seiner Genregrenzen, welche es stellenweise neu zeichnet, schon ein kleiner Geniestreich. Thematisch denkt man ein wenig an Heideggers "Sein und Zeit", Avantasia alias Tobias Sammett macht eine Rockoper mit einer eigenen Geschichte daraus und holt sich dafür eine Vielzahl an talentierten Musikern. Nach einigen Hördurchgängen kommen einem viele Bands in den Sinn. Wer bei Blind Guardian zuviel Thrash und Speed vorfindet, wem Holopainens "Life and Times of Scrooge" zuwenig Metal bietet, wem Queensryche zu altmodisch sind, der sollte hier auf jeden Fall zuschlagen. Ich mag das Album sehr, selbst wenn ich mit hochvirtuoser, technikfixierter Gitarrenlehrermusik nie etwas anfangen konnte, bereue ich keinsfalls, mir das Album zugelegt zu haben. Ich vergesse Lacrimosa, Therion oder Metallicas "S&M". "The Mystery of Time" ist die Alternative.