Alle Bewertungen von Stefan H.
Geschrieben am: 26.06.2015
Mehr Alternative, aber immer noch Metal.
Auf "Around the fur" konnte sich Moreno vielleicht etwas mehr mit seiner Vorliebe für Popmusik von Duran Duran oder Depeche Mode durchsetzen. Rückblickend, hat er in einem Interview erklärt, ist es neben dem Meilenstein "White Pony" eines seiner Lieblings-Deftones-Alben und hier habe die Chemie absolut gestimmt. Dem kann man großteils zustimmen. Das Album ist eine Weiterentwicklung. Die Deftones gehen etwas weg von Einflüssen der Bad Brains, von Korn oder Prong, mehr Richtung Helmet, Tool, Smashing Pumpkins. Bei Morenos Stimme denkt man manchmal, Robert Smith von The Cure hätte sich auf einem Metal-Album verirrt. Frank Delgado wird schon im Booklet erwähnt, hält sich aber noch dezent im Hintergrund. Er sollte dann auf dem Nachfolger für noch mehr Abwechslung sorgen. Auch Max Cavalera ist mit von der Partie und die Zusammenarbeit klingt etwas mehr nach den frühen Soulfly als nach den Deftones, welche man dann von "Change (in the house of flies" oder "Lucky" kennt. Das zeigt: die Deftones sind keine engstirnige, sondern mutige Band und mit "Around the fur" haben sie eines ihrer besten Alben geschaffen.
Geschrieben am: 26.06.2015
"Geheimtipp!"
Schon urlang nicht mehr gehört und wieder aufgelegt. 1996 war es rausgekommen, schon 20 Jahre auf dem Buckel. Bei der Gorefest-Amorphis-COF-etc.-Fraktion war es absolut verpönt, Alice in Chains zu hören, soweit ich mich erinnern kann. Was umso mehr ein Grund war, das zu hören.
Denn als die Single auf MTV lief mit diesem schwer entschlüsselbaren Video, war ich begeistert. Als ich das Teil gestern gehört hab, dachte ich bei einem Lead Guitar-Teil , dass sich das wie Primus anhört. An Nirvanas "Unplugged" dachte ich auch damals schon. Man erinnert sich an Jerry Cantrells Solo-Alben, die Solo-Alben von Chris Cornell, zumindest bei den ruhigen, akustischen Stücken, die einfach genial sind. Das selbstbetitelte entfernt sich ganz klar von den Hitparadenrefrains von "Dirt". Dennoch liebe ich beide Alben. So wie die Stone Temple Pilots waren Alice in Chains immer viel mehr dem klassichen Hardrock und Metal verbunden als Zeitgenossen, wurden damals in die Grunge-Schublade geschoben. Bands wie Godsmack oder Cold haben sie als Vorbilder gedient. "Alice in Chains" ist viel sperriger, experimenteller und weit weniger berechnend als der Vorgänger. Man hört Bluesrock, traditionelle Elemente, viele Soli und Spielereien, weniger Refrainfixiertheit und wenn, dann schält sich die Melodie immer sehr zaghaft und langsam heraus. Man kann dem Album vielleicht vorwerfen, dass das experimentelle Element ab un zu leicht dahintümpelt und sich verliert, gegebenenfalls zum Hintergrundgeräusch versandet, aber das liegt vielleicht an der Erwartungshaltung, die man vom hitfixierten (aber dennoch anspruchsvollen) Vorgänger hat. Wenn, dann haben die Elemente die Funktion ähnlich eines Tonträgers, auf dem man Bar Jazz hört z.B. gelegentlich wird der Druck weggenommen und das Ganze ein wenig aufgeweicht. Was ja gut ist. Es sei denn, man hat einen Wutanfall, dann kann man ja Cannibal Corpse auflegen. "Alice in Chains" klingt mehr nach Depression und Drogensucht. Layne Stayleys und Jerry Cantrells Stimmen treffen manchmal im Refran aufeinander; Cantrell drängt sich sozusagen manchmal auf wie Daron Malaikan von System of a Down, was dem Album gut tut und für zusätzliche Abwechslung sorgt. Während die Lead Guitar einiges ausprobiert, hält sich im Gegensatz zu "Dirt" die Rhymthmusgitarre eher zurück, manchmal rutschen die Finger immer einen Halbton rauf oder runter. Kompakte Metal-Riffs wie auf der Single "Again" mit seinem leicht hypnotischen Gesang entstehen. Die meisten Riffs sind stark in Blues getränkt und zeigen deutlich Cantrells Vorliebe für AC/DC und es verwundert einen, dass die Musikindustrie Alice in Chains sehr stark zum Grunge hinzugefügt hat, obwohl es eigentlich sehr wenige Punk- oder Hardcore-Elemente gibt, welche man mit der Lupe suchen sollte. Jedenfalls habe ich Bands wie Pearl Jam immer schon langweilig gefunden, Soundgarden fand ich mittelmässig, Nirvana und Alice in Chains fand ich immer schon geil so wie dieses Album, dass man nur weiterempfehlen kann. "Geheimtipp!"
Geschrieben am: 26.06.2015
Weltuntergang, langsam.
"World coming down" ist sperriger und bewusst unzugänglicher als sein Vorgänger "October Rust", vielleicht auch für Fans. Es gibt mehr Sabbath und mehr Doom, die Keyboards werden stark zurückgedrängt, es gibt viel weniger bunte Farben als auf dem Vorgänger, welche die Dunkelheit ausleuchten. Die Melodien schälen sich langsam heraus, schnelle Passage gibt es seit "October Rust" keine mehr und erst auf "Life is killing me" sollte es wieder welche geben. Ein Kritiker schrieb damals, Steeles Stimme klinge, als ob die Platte zu langsam laufen würde. Das trifft es sehr gut. Peter Steele selbst hatte das Album damals angekündigt als "Abbild einer Helloween-Party, von der man nach Hause kommt und daheim findet man eine Knarre und Kokain vor". Im Gegensatz zu "World coming down" klingt "Bloody kisses" wie ein schöner Frühlingsspaziergang und "October Rust" wie eine Liebesorgie im Herbstlaub. Auf "World Coming Down" zelebrieren Type O Negative ihre stilistische Unverwechselbarkeit und das Paradox aus Erfolg und Unberechenbarkeit. Im Drei-Jahres-Rhythmus herausgekommen, kurz vor dem (auf einem Rechenfehler basierenden Milleniums-Hype) passt das Album sehr gut in Tonträgerregale, in denen Weltuntergangsmusik steht. Es gibt viel weniger Pop als auf "October Rust", selbst wenn am Ende die Beatles in einem Medley gecovert werden. Die Interpretation zeigt, dass die eigenen Kompositionen von den "Evil Beatles" immer die besten waren. Type O Negative hätten Covers, von denen es relativ viele gibt, nie nötig gehabt. Just for fun möglicherweise, der war bei der düsteren Weltsicht auch nicht ganz verboten. Wie auf dem Cover-Album von Metallica oder auf Martin Gores "Counterfeit²" werden die Originale dem Stil der Band unterworfen. Manchmal denkt man kurz an Black Sabbath, besonders beim Titelsong; ansonsten klingt das Album einfach nach Type O Negative. Type O Negative passten nie so richtig in eine Schublade. Vielleicht waren sie deshalb so erfolgreich. "World coming down" kann man nur weiterempfehlen. Nicht nur an Weltuntergangsstimmungsmenschen.
Geschrieben am: 21.06.2015
Bronze für das Künstler-Album.
Im Rückblick unglaublich bzw. amüsant, was "Load" vor fast 20 Jahren in der erzkonservativen Metal-Gemeinde für Reaktionen provoziert hatte. Nun, da ich zu dem Zeitpunkt 14 Jahre alt, mit Rockmusik von Faith no More, Nirvana oder Metallica und auch mit Popmusik von den Pet Shop Boys oder Erasure sozialisiert worden bin, waren für mich Metallica einfach Metallica, die ein neues Album rausbrachten und vermutlich keine Kopie ihrer selbst sein wollten und ihr selbstbetiteltes Album zu Tode getourt hatten. Sie hatten wahrscheinlich bei der Vorstellung, sich endlos zu wiederholen, Brechreiz bekommen und rissen vielleicht alte, braune Tapeten von der Wand und strichen frisches Weiss drüber, schnitten die verfilzten, nervigen Haare vom Kopf und gaben wohlriechendes Gel rein und trugen dazu exotische Hawaii-Hemden. Für das Cover ihres Albums liessen sie Blut und Sperma fotografieren. Wahnsinn, diese Künstler. Wenn Pablo Picassos Publikum bei seinen hunderten Stilwandlungen von der rosa Periode bis zum analytischen Kubismus jedesmal so spiessig reagiert hätte wie die old school Metallica Fans, dann Gute Nacht.
Nun, jedenfalls probierten Metallica einiges aus. Sie dämpften Härte und Speed und probierten viel mit Effekten und Country, Boogie Rock etc rum. Eigentlich sehr untrendy in Zeiten von Oasis und Love Parade.
Auf ihrem 1991er Album hatten Metallica angefangen, alles zu bündeln, zu kürzen und kompakt zu machen, alles Überflüssige zu vermeiden. Was ja mehr Herausforderung ist und beim Entstehen von Songs wie "Sad but true" etc. ja Wutexzesse produzierte und bis an die Substanz ging. Bei "load" und auch "reload" schien dies kein Problem mehr zu sein. So wie Prodigy-Mastermind Liam Howlett in den 90ern einmal sagte, ein Song müsse, um hart zu sein, nicht zwangsläufig schnell sein, hatten Metallica alles Streben nach Komplexität und epischen Längen, nach "Wir wollen euch zeigen, was wir drauf haben", dem verbissenen Ansatz von "And justice for all.." abgeworfen. Deswegen klingen manche Passagen auf "load" ungewohnt entspannt. Der Grossteil fetzt und marschiert dennoch mit flotten Tempo dahin. Dem Kommerz-Geschimpfe kann man nur entgegenhalten, dass sich Metallica ihren Ruhm ertourt haben und ihre künstlerische Qualität dennoch nie nachgelassen hat. Ganz im Gegenteil. "Load" erhält für mich Bronze nach "Metallica" (Silber) und "Master of puppets" (Gold).
Geschrieben am: 21.06.2015
Korn lassen nicht nach.
Trotz ihres Mega-Erfolgs haben Korn auf ihren Alben nie nachgelassen. Kompositorische Schwächen oder Schlampigkeiten sind schwer zu finden. Mit dem Mikroskop und wenn man sie verkrampft sucht, vielleicht. Oder ich war für "Untouchables" in der richtigen Stimmung. Denn ich mag es fast so gern wie das selbstbetitelte Debut.
Was mir bei Korn vielleicht immer abgegangen ist, ist Up-Tempo in den Songs, aber das gibt es bei anderen Bands, z.B. Machine Head oder System of a Down zur Genüge.
Was man am Anfang bei Korn nicht für möglich gehalten hätte, gibt es auf dem fünften Album, nämlich Gesangsmelodien sowie elektronische Effekte. Die werden sonst immer fast vollkommen ausgespart.
Dennoch, die Härte geht nie richtig verloren. Hört man ein paar Death-Metal-Bands und dann den Anfang von "Here to stay", es würde nicht auffallen, sofern man den "Absender" der musikalischen Botschaft nicht kennt.
Es würden nicht Korn sein, würden in "Here to stay" auf die Brutalo-Riffs nicht plötzlich Passagen folgen, die an die 80er Jahre und an Prince erinnern. Ähnlich wie Metallica oder Iron Maiden haben Korn trotz Riesenerfolg und vielen Tourneen ihr Niveau auf den Studioalben stets halten können. Man denke an Rammstein, welche, einst Tourbegleiter von Korn, nach den ersten beiden Alben nur mehr ein schwaches, effektheischendes "Ich will" zustande gebracht haben. "Untouchables" bietet viele neue Überraschungen ebenso wie Korn-typische, unverwechselbare Elemente und ein paar echte Hits. nicht nur für Fans ein Muss.
Geschrieben am: 21.06.2015
Mein Machine-Head-Lieblingsalbum.
"The Burning Red" ist mein Machine-Head-Lieblingsalbum.
Weil "The more things change..." mich schon wegen seiner Experimentierfreude und unkonventionellen Herangehensweise überrascht, gefesselt und nicht mehr losgelassen hat.
Es hält sämtlichen verächtlichen Nu-Metal-Verreinnahmungs- und Zuschreibungsversuchen Stand (ähnlich wie Deftones "White Pony"..)
"The Burning Red" ist viel mehr.
Es ist mein Lieblingsalbum von Machine Head, ähnlich wie "The Elder" mein Lieblings-Kiss-Album ist; weil es das ungewöhnlichste Kiss-Album ist. Zumindest das eigenständigste, das ich von Kiss kenne.
Was "The Burning Red" von anderen Machine-Head-Alben unterscheidet, ist vielleicht das weniger Berechnende, Konstruierte (obwohl damals das der zeitgeistliche Vorwurf war). Jetzt ist es zeitlos und hat nichts von seiner mitreissenden Dynamik eingebüsst. Machine setzten großteils auf Up-Tempo. Ross Robinson produziert staubsandwüstenhitzetrocken. Alles mahlt weniger metallisch glänzend so wie bei Colin Richardson. Die Riffs sind vielleicht weniger schwer und klobig, aber sie boxen viel mehr in die Magengegend. Wenn Vergleiche, dann vielleicht Korn und Sepultura, wegen der Produktion, ein bisschen Prong. Der Gesang wird ausgebaut, Boss Robb Flynn legt auf der Bühne sogar teilweise die Gitarre ab, um zu rappen und Chino Moreno-artig hysterische Wutanfälle nach kurzem Spannungsaufbau hereindonnern zu lassen.
Selbst wenn etwas Berechnung durch das Roadrunner Label dabei sein könnte. Es war eine logische und konsequente Weiterentwicklung. Ausserdem ist es damals etwas gewagt gewesen. Dem Zeitgeist entsprechend zitieren auch Machine Head am Ende der Neunziger die frühen Achtziger und es verwundert nicht, dass Robinson 2004 "The Cure" produziert hat. Robb Flynn erwähnt auch oft die Anleihen und "Message in a Bottle" von Police zu covern, gesellt sich neben Fear Factorys "Cars" oder Obituarys "Buried Alive". Es zeigt, dass die besten Coverversionen meistens die sind, welche sich sehr stark vom Original unterscheiden.
Machine Head bauen etwas mehr Melodie ein, besonders im Gesang, die trockene Produktion nähert sich teilweise schon Rage Against the Machine und Flynn erklärte zu dem Nachfolger "Supercharger", mit dem er am wenigstens zufrieden ist, es sei ungefähr darum gegangen, zu klingen, als wenn Jimi Hendrix mit einer Punkband jammen würde. Erst mit "Through The Ashes of Empires" ging es wieder zurück in die Zukunft.
"The Burning Red" ist mein Machine Head-Lieblingsalbum, weil es von der ersten bis zur letzten Sekunde überrascht, weil die Dynamik perfekt ist, das Up-Tempo, das man bei Korn immer vermisst, perfekt zur Geltung kommt, weil es trockene Härte gekonnt einsetzt wie bei einem Stoner-Rock-Album, es mit 80-er-Jahre-Cure-artigen Melodien und Gitarren bereichert und dennoch nichts von der Härte einbüsst, die man von Machine Head gewohnt ist.
Geschrieben am: 21.06.2015
Buntes, düsteres Kaleidoskop mit vielen Stilen von einer Band.
Die Box enthält alle Roadrunner-Alben, also fast das gesamte Schaffen von Type O Negative.
Wenn man sich die Box zulegt, kann man auf ganz viele andere verzichten oder man will nach den Hördurchgängen ganz viele neue Bands kennen lernen.
Denn die Stile von unterschiedlichen Bands der Musikgeschichte, welche Type O Negative verarbeiten und dennoch zu einem unverwechselbaren, eigenständigen Stil verarbeitet haben, ist sehr lang.
Die Klanggebilde entsprechen ähnlich wie bei The Cure einer bunten Düsternis und sind geradezu ein Abbild der Jahreszeiten, wenn man so will. Selbst wenn noch graubraune Hardcore-Reste auf den ersten beiden Alben noch sehr stark vorhanden sind, spätestens ab "Bloody Kisses" werden ganz viele unterschiedliche Stile der Metal- und Gothic-Hörerschaft schmackhaft gemacht. Eine Synthese, die Paradise Lost und andere nicht geschafft haben. Bei Type O Negative hört man nicht nur Type O Negative und den Mastermind Peter Steele mitsamt seinem Team und seinem Co-Mastermind Josh Silver. Man hört Black Sabbath, Beatles, Cocteau Twins, St. Vitus, Touble, Danzig, Carnivore, Misfits, Paradise Lost, Sisters of Mercy, Mötorhead, Tool, Life of Agony und noch viele mehr. Wer Abwechslung haben will, kommt hier auf seine Kosten. Auf dem verzerrten Bass-Fundament gibt es schwere Sabbath-Riffs, klingelnde Cure-Gitarren, atmosphärische Momente wie bei den Cocteau Twins, Orgeln, Addams-Family-Keys, Beatles-, Neill Young, Jimi Hendrix und andere Coverversionen, Harmonien wie bei den Beatles, eine Stimme wie Bela Lugosi, eine Stimmung wie in Horrorfilmen, zynische Texte, schwarzen Humor und politische Unkorrektheit. Wer sich es sparen will, sämtliche Werke von den erwähnten Bands durchzuhören, der sollte vorher bei Type O Negative anfangen. Hier gibt es ein kompaktes, buntes, düsteres Metal-Kaleidoskop in einer kompakten Box. Eignet sich auch als Alternative zu einem Gothic-, Pop-, Rock- oder Metal-Sampler.
Geschrieben am: 21.06.2015
Keine Effekthascherei
Viele reden vom schwächsten Machine Head-Album und wahrscheinlich haben sie recht. Selbst Robb Flynn ist damit rückblickend nicht mehr ganz zufrieden.
Aber man muss dennoch einige Dinge hervorheben: Robert Flynn und seine Mitstreiter haben - wenn man das Gerede rund um das Album (wieder mehr Härte, weil... inmitten von New Metal.. etc etc.) beiseite lässt, es aus der Entwicklungsgeschichte ausklammert und es in seiner Ipseität betrachtet - dennoch viele spannende Momente geschaffen. Meinem Erachten nach besteht die Spannung des Albums vor allem in den zahlreichen Effekten der Gitarren, die als Stilmittel eingesetzt werden. Zumindest wenn man geneigt ist, in der Musik mehr zu sehen als Musik, dann lassen sich viele Farben und Kontraste auf dem Album finden. Man hört, dass viel mit Effekten und Klängen experimentiert wurde und weniger auf einer technischen Ebene. Es wird viel Melodie und Gesang zugelassen und weniger traditionelle Elemente. Das Album ist über weite Strecken keine berechnende Angelegenheit. Die Laut-Leise-Kontraste und die zahlreichen verschiedenen Gitarreneffekte, die sich an Jimi Hendrix orientieren, machen den Reiz aus. Als Überbrückung zum Nachfolger "Through the ashes of empires" hat es allemal gereicht. Der mich persönlich enttäuscht hat. Sofern man es als Schwäche betrachtet, wenn eine Band mit back to the future-Platitüden daherkommt.
Geschrieben am: 20.06.2015
Die beste Science-fiction-Metal-Band, die es gibt.
Meinem Erachten nach das zweitbeste Angstfabrik-Album knapp hinter "Obsolete".
Dino Cazares hat einmal gesagt: "Fear Factory sind kälter und mechanischer als Machine Head oder Pantera". Das trifft es sehr gut.
Ich denke, dieses mechanische, kalte Gitarrenriffing, das mit dem Bass wie eine Klette an der Double-Bass-Drum klebt, wie ein Hagelsturm einprasselt (Raymond Herrara wäre gerne ein Roboter), ist sicherlich eines von vielen Fear Factory-Markenzeichen und hat zahlreiche Nachahmer gefunden und ist mit dem Hardcore und dem New Metal eine Symbiose eingegangen und gehört sozusagen mittlerweile fast schon zu einem festen Rüstzeug oder zur handwerklichen Vorraussetzung von Metal-Bands. Vielleicht wurde es auf "One" von Metallica vorbereitet, aber das weiss ich nicht so genau. Andererseits wurde es schon fast zu Tode gespielt. Bei Fear Factory 1995, also vor 20 Jahren war es neu, originell und eine absolute Neuschöpfung - und "Demanufacture" ist deshalb heute, eben weil möglicherweise schon in Vergessenheit geraten - eine absolute Alternative. So, wie alte Mad Max-Filme oder Blade Runner eine Alternative zu den Hollywood-Fliessbandproduktionen sind. Dennoch sollten Bands wie Meshuggah oder Godflesh nicht unerwähnt bleiben!
Martin Gore von Depeche Mode hat auch soeben ein Album in diese Richtung gemacht, nur halt rein elektronisch.
Fear Factory haben auf dem Nachfolger "Obsolete" ihr Rezept schliesslich perfektioniert und auf "Demanufacture" vorbereitet.
Meinem Erachten nach hat nicht nur die Riff-Double-Bass-Drum-Kombination, sondern auch der gesungene Refrain hunderte, wenn nicht Tausende Nachahmer gefunden. Hier ist sozusagen das Original. Und das ist eindeutig das beste, was man sich im, sagen wir Industrial-Thrash-Death-Metal- und Hardcore-Bereich als Tonträger zulegen kann. Das Album ist voll von Hits und jeder Track ist eine raffinierte Angelegenheit für die Nackenmuskulatur. Wer das Album nicht kennt, hat die (Metal)-Musik-Welt verpennt.
Geschrieben am: 20.06.2015
Machine Head keep changing and that's good.
In einem Interview erzählte Robb Flynn, bei den Aufnahmen zu "The more things change.." seien ein Gutteil der Aufnahmespuren verloren gegangen, was zusätzlichen Ärger verursachte. Was dem Album nicht geschadet hat. Auf mein Lieblingsalbum "The burning red" von Machine Head sei verwiesen, "The more things change.." ist dicht dran. .." the more they stay the same". Dennoch differiert das zweite MH-Album etwas vom Debut. Es gibt eine Spur mehr Abwechslung. Neuer Drummer Mc Cain ist dabei, er drischt gegen Gitarrenwände, die pfeifen und wie ein Bulldozer alles zerstören. Ab und zu werden die schnellen Teile aufgelockert durch mittelverzerrte oder ruhige Teile. Sie klingeln zu dem wunderschön metallischen Bass, der ab und zu allein marschieren darf (es ist gut, dass Adam Duce sich immer etwas "vorgedrängt" hat). Machine Head wollen auf keinen Fall stehenbleiben. Sie sind abwechslungsreicher, komplexer und weniger klobig bzw. dem simplen Hardcore verbunden als Biohazard oder Sick of it All, sie sind experimenteller und moderner als Slayer und weniger technisch als Cannibal Corpse. Mit dem New Metal hatten sie 1997 noch nicht so zu kämpfen wie später. Sie waren ganz an der Spitze neben Labelgenossen wie Sepultura und Fear Factory. "The more things change", fast zwanzig Jahre schon alt, hat nichts von seiner Faszination eingebüsst. Einzig gesangstechnisch hat sich Robert Flynn auf jeden Fall verbessert. Das ganze Album ist durchgehend spannend und zeigt, dass Machine Head sich dem Albumtitel zum Trotz immer von Album zu Album verändert haben und etwas Neues geboten haben. Auf dem Nachfolger "The burning red" sollte Flynn noch mehr singen als bisher. Jedenfalls ist "The more things change " ein absolut spannendes Album.