Schwarzromantiker

Die Schwarzromantiker sind die Edelvariante des Gruftis und als dessen Weiterentwicklung zu verstehen. Mit der zunehmenden Vernetzung durch das Internet zu Beginn des neuen Jahrtausends stieg auch der Erfahrungsaustausch untereinander. In den ersten schwarzromantischen Internetforen trafen sich Gruftis, um sich beim Anfertigen prächtigerer Roben zu helfen und zu unterstützen. Das damals noch junge „Natron & Soda“-Forum verzeichnete schnell Zuwächse der Besucherzahlen. So wurden - teilweise historisch genaue - Kleidungsstücke genäht und angefertigt, die dann auch die Lust weckten, sich zu präsentieren.


Die Schwarzromantiker erschienen damit auf der Bildfläche bzw. auf der Tanzfläche der schwarzen Szene. Passend zur teils historischen Kleidung aus dem Viktorianischen Zeitalter beschäftigte man sich mit Poesie, Literatur und Philosophie und baute daraus einen eigenen, schwarzromantischen Rückzugsort. Der Begriff „Schwarzromantiker“ wurde laut und spiegelt nicht nur die Leidenschaft für das Anfertigen von Kleidung, sondern auch die Sehnsucht nach einer entschleunigten und romantisierten Parallelrealität, die die Schwarzromantiker feiern.


Die Community wuchs schnell und bald veranstaltete man eigene Treffen, zum Beispiel während des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig. Das größte Treffen für Schwarzromantiker ist heute das „Viktorianische Picknick“ in Leipzig, das im Rahmen dieses Festivals veranstaltet wird und viele Schaulustige und Fotografen anlockt.


Typische Kleidung


Der Schwarzromantiker rückt die Kleidung in den Vordergrund. Weite wallende Kleider, Reifröcke und Corsagen aus Samt, Brokat, Spitze, Chiffon und Seide dominieren den Kleidungsstil, der sich bei Männern in edlen Anzügen und Zweiteilern zeigt. Die klassischen Rollenbilder sind bei den Schwarzromantikern deutlicher als bei den Gruftis. Kleidung und Körper werden mit historisch anmutendem Schmuck verziert, zum Beispiel mit Broschen, Kropfbändern, Mühlenkragen, Fächern und Spitzenhandschuhen. Die Herren kommen mit Zylinder und verziertem Gehstock. Trug man in den Anfangstagen Pikes als typisches Schuhwerk, sind es jetzt Schuhmodelle des viktorianischen Zeitalters - möglichst originalgetreu nachgebaut.


Typisches Makeup


Die weiß geschminkten Gesichter haben sich die Schwarzromantiker aus Grufti-Zeiten bewahrt. Man legt aber deutlich mehr Sorgfalt in die Ausarbeitung der Ornamente und Verzierungen des Makeups. Schwarzromantiker tragen oft akzentuierende Kontaktlinsen und kleben sich Schmuckstein auf. Insgesamt wirkt das Makeup auch beim „viktorianischen“ Grufti düster, so dass der optische Bezug zur ursprünglichen Szene nicht ganz verlorengegangen ist.


Typische Frisuren


Die Frisuren der Schwarzromantiker entsprechen denen im Viktorianischen Zeitalter. Aufwändige Hochsteckfrisuren, große schwere Locken und auch detailreiche Haarteile bestimmten das Outfit. Einige Schwarzromantiker sind jedoch bei ausrasierten Seiten und toupierten Haare geblieben, vor allem dann, wenn die historisch korrekte Darstellung für sie keine Rolle spielt. Auch Hörner, Headpieces und Hüte gehören zum Schwarzromantiker-Styling.


Männliche Schwarzromantiker tragen das Haar gerne lang - offen oder zum Zopf gebunden, wie man es aus den modernen romantischen Vampirfilmen kennt. Andere orientieren sich am historischen Vorbild, schneiden die Haare kurz und tragen sogar Bart, was in der Gothic Szene nur selten der Fall ist.


Typische Musik


Die Musik der Schwarzromantiker ist sehr melodisch und tragend. Erste Bands, die man hörte, waren Goethes Erben, Das Ich oder auch Sopor Aeternus. Später beschäftigte man sich auch mit elektronischen Einflüssen in klassischer Musik, wie es beispielsweise Qntal oder auch Helium Vola boten. „Wedeln“ nennt man den Tanz scherzhaft, beim dem die viktorianischen Damen ihre Reifröcke schwingen und durch Kniebeugen dem Boden näherbringen, was manchmal anmutet wie tanzende Bojen in einem unruhigen Meer.