Wo trifft sich die Schwarze Szene? Heute müsste man eigentlich antworten: Im Internet … und auf einigen wenigen Festivals und Partys, die übers Jahr verteilt liegen. Das Clubsterben hat auch die Gothics erwischt und deshalb sind richtig Szenediskotheken kaum noch zu finden. Selbst in der Hochburg des Post-Punk, in London, ist allenfalls das Slimelight noch eine Erwähnung wert. Ein wichtiger Szeneclub in Deutschland war zum Beispiel das Zwischenfall in Bochum, das 2011 durch einen Brand zerstört wurde. Auch das „Domplattentreffen“, bei dem sich die Gruftiszene Mitte der 90er Jahre vor dem Kölner Dom versammelte und den Passanten einen gruseligen Anblick bot, gibt es schon lange nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Viele Festivals wie das Zillo Festival oder das Blackfield Festival wurden nach einigen Jahren abgesetzt.
Heute trifft sich die Schwarze Szene vornehmlich auf den verbliebenen großen Festivals wie dem Wave Gotik Treffen in Leipzig oder dem Mera Luna Festival in Hildesheim. Auch das Amphi Festival in Köln und das Autumn Moon in Hameln haben sich einen Namen gemacht, wobei auch viele szenefremde Besucher zum Publikum gehören. Außerhalb Deutschlands kann man das Castle Party Festival in Bolków in Polen oder das Goth Festival in Whitby besuchen. Hinzu kommen viele kleine und mittelgroße Events, die mit viel Engagement von kleinen Veranstaltern gestemmt werden.
Da die Gothic Szene nach wie vor von der Musik zusammengehalten wird, trifft man sich sehr häufig auch auf Konzerten der Lieblingsbands. Dies können mit The Cure oder Depeche Mode sehr große Bühnen sein, oder aber auch kleine Gigs mit wenigen Zuschauern. Je nach Musikrichtung, trifft man sich hier vornehmlich in der entsprechenden Sub-Szene. Zu einem Auftritt von Cinema Strange kommen eher weniger Schwarzromantiker und bei einem Goethes-Erben-Konzert verirren sich nur wenige Batcaver ins Publikum. Statt richtiger Szeneclubs geht man heute dazu über, in nicht-spezialisierten Diskotheken entsprechende Gothic Partys anzubieten. Je bekannter die Location aber ist, desto mehr szenefremde Besucher gesellen sich mit auf die Tanzfläche. Da Gothics aber sehr gerne unter sich sind und sich abgrenzen wollen, sind viele Partys nicht besonders gut besucht.
Das Internet schafft Abhilfe und bietet neue Begegnungsstätten für Gleichgesinnte. In sozialen Netzwerken tauschen sich die Gothics aus und halten Kontakt zueinander. Es gibt auch einige Blogs, die Anlaufstellen bieten. Zahlreiche Gothic-YouTube-Stars versorgen die Szene außerdem mit News, Unterhaltung und Styling-Tipps, wenn auch der Grat zwischen Szene und Kommerz hier sehr schmal ist. Darüber hinaus gibt es in einigen Städten Gothic Flohmärkte oder man trifft sich privat zu gemeinsamen Unternehmungen.
Das Klischee, dass Gothics sich auf Friedhöfen treffen, erfüllen nur wenige Szenemitglieder. Es gibt zwar immer wieder Verabredungen zum Picknick auf dem Friedhof oder zu Fotoshootings an Gräbern, aber eine Szenetreff ist der Friedhof nicht. Es ist allerdings recht wahrscheinlich, dass Gothics bei Städtereisen auch auf dem heimischen Friedhof vorbeischauen und an entsprechenden Führungen teilnehmen. Auch Knochenhäuser, Burgen, Schlösser, mystische Orte und „Rotten Places“ haben eine magische Anziehungskraft auf die Szene. Allerdings nicht als Treffpunkt, sondern als Ausflugsziel, an dem man sich Inspiration und Erholung gönnt.