Die EMP Plattenkiste zum 22.04.2016
Belgien hat neben feiner Schokolade und aromatisiertem Bier auch noch Aborted zu bieten. Die legen nun das neunte Album in 21 Jahren Bandgeschichte vor und das hat es in sich. Sänger de Caluwé - OK, diese Bezeichnung passt mal so gar nicht - vergleicht seine Truppe und deren Musik mit einem Panzer, welcher die Achterbahn runter rauscht und kurzerhand alles umnietet. Besser kann man das Album wohl auch nicht umschreiben und die Herren treffen den Nagel sehr gut auf den Kopf. Nun haben solche Bands ja oft das Problem, dass sich doch sehr schnell langweilig wird. Technisch auf dem höchsten Niveau ist ja recht und schön, jedoch kann ein Gebolze der Sonderklasse auch ermüdend sein. Wenn man bemerkt, dass die Einschläge links und rechts haarscharf an einem vorbei gehen, hat man es kapiert. Aborted unterscheiden sich hier aber von anderen Bands des Genre "Death" oder "Grindcore", denn Songs wie "Whoreamgeddon" beispielsweise kommt mit Doom-Anleihen daher. Hier herrschen treibende und pumpende Riffs, während selbstverständlich der Druck nicht verloren geht. Selbst die Stimme von de Caluwé zeigt sich vielschichtig, was den 12 Songs eine gewisse Sonderstellung verschafft. "Retrogore" ist sicherlich kein Album, was Aborted in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt, aber es unterstreicht, dass auch angeblich notwendige Stilmittel abwechslungsreich und faszinierend auf den Punkt gebracht werden können!
Die Briten von Messenger könnten sich auch ein Plätzchen auf der Prog-Wiese sichern. Neben Long Distance Calling, Haken, Ihsahn und Mayfair sind die Herren nämlich auch diesen Monat mit einer Scheibe dran. "Threnodies" so der Name, was Klagelieder bedeutet. Klagen müssen wir aber sicher nicht, denn die 7 Songs sind durchweg ganz besondere Musik. Stimmlich streckenweise an Radiohead erinnernd, haben Messenger aber besonders durch den Einsatz von Orgeln, Mellotron und sonstigen anderen ungewöhnlichen Instrumenten einen gewissen "Aussenseiterbonus". Diesen spielen sie aber direkt aus und faszinieren mit der Umsetzung ihrer Ideen. Eine skandinavische Kühle wohnt der Musik inne, welche streckenweise mit Folk untermauert wird. Im direkten Vergleich zum Vorgänger hat man aber insgesamt den Folk-Anteil reduziert, welcher auf "Illusory Blues" voll ausgespielt wurde. "Threnodies" ist aber insgesamt rockiger geworden, was der Band aber wunderbar steht. Durch den veränderten Sound kann man nun mehr überzeugen und präsentiert sich noch breiter aufgestellt, was das Können angeht. Und der Weg auf die Wiese der Prog-Bands ist somit noch einfacher. Ein wirkliches geiles Album, welches neben Kopf auch ganz viel Herz beweist! Dead Letter Circus mit ihrem Album "Aesthesis" schockten mich zu Beginn regelrecht. "In Plain Sight" erklingt und man hat direkt schnöde Radiomusik im Ohr. "Was hat diese Band denn nun mit ihrem neuen Album vor" war der nächste Gedanke, bevor sich die Nummer aber zu einem fetten Track entwickelt. Das Tempo reduziert und gemächlich agierend, zeigen die Jungs aus Brisbane aber über den Song hinweg, dass sie sich einfach musikalisch geöffnet haben. Kann man machen, sofern man sich nicht zu weit von den Wurzeln entfernt. Und genau das hat die Band nicht gemacht. Insbesondere die zweite Hälfte des Albums wird von der Stimme Benzies' und raffiniert druckvollen Riffs dominiert. Sei es "Change The Concept" oder "The Lie We Live" sind nur zwei der insgesamt 10 Songs des Albums, welche einem direkt ins Auge stechen - OK, im Gehör bleiben trifft die Sache dann doch besser. Insgesamt liefern Dead Letter Circus ein starkes Album ab, welches nahtlos an die vorherigen Scheiben anknüpfen kann. Wer auf eingängige Songs mit einer gnadenlos guten Stimme steht, der kann sich Dead Letter Circus zulegen.Die Doppel-LP von Sonic Youth mit "A Thousand Leaves" in der 180-Gramm-Version inklusive Download-Gutschein ist eigentlich schon Rezension genug! Im Jahre 1998 veröffentlicht, ist das damals 10. Album der Band ein wahres Meisterwerk gewesen. Aber auch heute noch ist das Album ein Meilenstein der Band aus new York. Damals befand sich die Band in einem massiven Umbruch und legte verstärkt selbst Hand ein. Eigenes Studio, eigenes Label und ja, mehr Eigenverantwortung insgesamt. Man zeigte erneut dem Umfeld den Mittelfinger, welches Erwartungen hatte. "Washing Machine", der Vorgänger, kam bei der Presse und den Fans dieser experimentellen Band gut an. Die Erwartungen waren hoch und dann kommen Sonic Youth mit diesem Album daher. Die Experimentierfreudigkeit wurde gedrosselt und man konzentrierte sich verstärkt auf noisige Ausbrüche und einer neu gewonnen Härte. Auch wenn das Album per-se vielleicht ein Protestalbum war, die Fangemeinde hat es gefeiert und tut es heute noch! Ob es der Band gefällt oder nicht! Herrliches Ding!
Tags: A Thousand Leaves Aborted CD Circus Aesthesis Dead Letter EMP EMP Plattenkiste Messenger Plattenkiste Pvris Retrogore Reviews Sonic Youth Threnodies Veroeffentlichungen Vinyl White Noise | permalink