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Warum sagen wir eigentlich „Brille“? Schon mal vom Mineral Beryll gehört? Nein? Das macht gar nichts. Es ist ein Mineral, das ziemlich große Kristalle bilden kann und gerne zu Schmuck verarbeitet wird. In bläulicher Färbung spricht man von Aquamarin, in grünlicher von einem Smaragd. Aber hier geht es um den farblosen Beryll.
Vor vielen hundert Jahren waren Brillen noch richtig was wert, da kam man mit ein paar Euro beim Optiker einfach nicht hin. Denn die Gläser wurden aus Edelsteinen geschliffen. Da im Mittelalter noch nicht alle Menschen Zugriff auf das Internet hatten, waren manche Fakten noch etwas schwammig (Stichwort Hexenverbrennung). So wurden in dieser Zeit kurzerhand alle durchsichtigen Edelsteine Beryll genannt. Das war auch irgendwie praktischer und hat damals noch keinen Geologen gestört.
Richtig geschliffen konnte so ein Beryll das magische Kunstwerk vollbringen, Dinge für das menschliche Auge zu vergrößern. In einer Zeit, als Papier noch so wertvoll war, dass Menschen das Alte Testament auf eine Briefmarke schreiben wollten, waren solche Vergrößerungsgläser mehr als nur hilfreich. Leider entstanden die ersten Krankenkassen erst sehr viel später und nur die Reichen waren in der Lage, sich ein paar Klunker über die Augen zu legen.
Der Pöbel tappte weiter in der finsteren Unschärfe unkorrigierter Sehschwäche (daher wahrscheinlich der Begriff „dunkles“ Mittelalter). So entstand das mittelhochdeutsche Wort „berille“ mit Bezug auf allgemein farblose Edelsteine, aus dem schließlich das heute verwendete „Brille“ wurde.
Brille oder Monokel, was kam zuerst?
Interessanterweise finden sich immer wieder Belege, dass die prinzipielle Idee einer Sehkorrektur schon weit zurückliegen muss. Schon Griechen und Ägypter philosophierten von Lichtbrechung und Optik. Letztere entschieden sich dann aber doch für ein paar Pyramiden.
Ein Pionier der Forschung war auch der römische Kaiser Nero. Dieser soll angeblich so geblendet gewesen sein von fortwährenden Gladiatorenkämpfen auf hellem Sandboden, dass er sich ein paar herumliegende Smaragde griff und durch diese weiter schaute, durch Filterung nun nicht mehr geblendet. Damit erfand er quasi die erste Sonnenbrille – auch wenn es noch ein wenig an der Wirtschaftlichkeit der Gläser haperte und Nebenwirkungen nur unzureichend erforscht waren.
Später entschied er sich jedenfalls, seine Stadt abzufackeln. Wohl die logische Konsequenz, wenn man vorher Menschen durch Smaragde dabei beobachtet, wie sie sich gegenseitig töten. Leider existieren von diesem Moment keine Fotos, da im alten Rom keine Journalisten zugelassen wurden. Aber da es im Internet steht, muss es so passiert sein.
Das eigentliche Nasenfahrrad entstand viel später. Nämlich etwa im 13. Jahrhundert – zufällig ziemlich zeitgleich mit dem verstärkten Aufkommen von Büchern und Schriftstücken. Jedoch hatte die Idee, für zwei Augen nur ein Monokel zu verwenden, einen anderen Ursprung. Früher wurde einfach ein farbloser Beryll (oder Ähnliches) geschliffen und auf die Schrift gelegt, als Lesestein. Nachdem irgendein tollpatschiger Kaufmann seinen fünften Stein verbummelt hatte, muss ihm der geniale Einfall gekommen sein: Den nächsten klemmte er sich einfach ins Auge, um ihn nicht zu verlieren.
Spätestens als der Stein dann in einer Fassung war und mit einer Schnur an der Kleidung befestigt werden konnte, war das Monokel nicht mehr aufzuhalten. Noch heute wird es gerne verwendet, um dem Zuschauer zu zeigen, dass der Film im England des 19. Jahrhunderts spielt.
Aber was ist mit Sonnenbrillen?
Was für Kirchenfenster genügte, war auch für das menschliche Auge gut genug. So oder so ähnlich müssen die Gedanken im Mittelalter verlaufen sein. Ab dem 15. Jahrhundert nämlich wurden Brillen mit farbigen Gläsern hergestellt. Der Gedanke war hier der gleiche wie bei unserem pyromanischen Gladiatorenfan. Durch die Färbung sollte ein Teil des Lichts draußen gehalten werden. Wirklich effektiv war aber nichts.
Doch dann kam der Durchbruch. Und zwar 1752. Da stellte James Ayscough eine Brille aus Rauchglas vor. Sie gilt als die Mutter aller Sonnenbrillen. Von da an wurde weiter geforscht. Es entstanden Brillen mit Scheuklappen aus Stoff oder Leder an den Seiten. Man stellte nämlich fest, dass Licht nicht nur von vorne, sondern auch von der Seite ins Auge gelangen kann.
1797 entwickelte ein Brite dann eine Konstruktion, bei der sich seitlich Gläser zum Wegklappen befanden. Es ist nicht überliefert, warum sich diese Brillen nicht durchsetzten – vermutlich gingen sie im Sportunterricht zu schnell kaputt. Doch nur das Design allein war nicht der springende Punkt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden immer mehr Stimmen laut, die sich für einen wirksamen Schutz gegen UV-Strahlen aussprachen. Und immer noch konnte man keine Sonnenbrillen online kaufen und vergleichen. Zumindest Ersteres wurde mit Beginn des 20. Jahrhunderts angegangen.
1905 war es Josef Rodenstock, der die erste Brille mit UV-Filterung entwickelte. Spätestens seit den 50ern und den Hollywoodstars sind Sonnenbrillen nicht mehr wegzudenken. Seit Erfindung des Internets Ende des letzten Jahrhunderts kann man erstaunlicherweise auch immer mehr Sonnenbrillen online kaufen.
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