System Of A Down - „Wir haben im Moment Probleme“
Jede Reunion hat eine Diskussion zur Folge. Die einen widmen sich der Frage nach dem „wieso kommen die nun wieder?“, während andere die Frage nach einem nächsten Album beantwortet wissen wollen. Bei System Of A Down ist das nicht anders als bei Rage Against The Machine und Co. Doch nun spricht System Of A Down Drummer John Dolmayan über den Ist-Zustand.
10 Jahre und kein Ende in Sicht
Ich habe neulich wieder „Mezmerize“ gehört und dachte „verfiXXte Scheisse. Das Ding hat bald 10 Jahre auf dem Buckel“. Es ist geradezu eine Farce, was bei der Band abgeht. Da fand sich die Band schon in den Jahren 2011 bis 2013 zusammen, um gemeinsam Konzerte zu spielen und doch bleibt ein Nachfolger der Werke „Mezmerize“ und „Hypnotize“ aus. Kein Ton, meine Silbe, kein Garnichts. Serj Tankian widmet sich seiner Weltmusik, Scars On Broadway von Daron Malakian hat sich nach dem Erstling direkt auf unbestimmte Zeit ins Eisfach gelegt um sich einer musikalischen Starre zu unterziehen und das auch der Rest lässt es sich abseits der Bühne gut gehen. Nun aber spricht John Dolmayan über System Of A Down, obwohl seine Band These Grey Man eher Gesprächsthema sein sollten. Da drückt der Schuh wohl doch.
Als ihr euch wieder zusammen gefunden habt um mit System Of A Down Musik zu machen, wie war das? War es sowas wie ein Feuer, was euch alle direkt wieder ergriffen hat?
Es startete nicht so. Als wir beschlossen hatten, zurück zu kehren, war dies sehr verrückt. Es war keine angenehme Atmosphäre zu Beginn. Ich kann es mit Probleme mit einer Freundin vergleichen. Man beschließt sich, eine Auszeit zu nehmen, findet dann wieder zusammen und dann begleitet einen diese ständige Angst, verstehst du? Wird es klappen? Wird es Spaß machen? Wird es das Selbe sein? Wird sich Ruhe einfinden? Es hat wirklich Monate gedauert um über diesen Punkt zu kommen. Umso mehr Shows wir gespielt haben, umso spaßiger wurde es. Diese Gefühle verblichen, aber ich hatte das Gefühl, dass diese Band noch einige Probleme hat, die ausdiskutiert werden mussten. Ich bin mit der Band und ihrem Zustand im Moment wirklich nicht zufrieden. Es ist schon verdammt lange her, dass wir ein Album gemacht haben und ich bin diesen „das ist schon OK“-Zustand leid. Es ist nämlich nicht OK.
Du scheinst, als ob du derjenige in der Band bist, der ein nächstes Album am meisten will. Ist das so?
Ich kann dir nicht sagen, ob ich der Typ bin, der es am meisten will. Es ist vielleicht war, dass ich der lauteste bin und es sagt, dass er ein neues Album will. Ich habe aber auch kein Ego-Problem damit. Ich schreibe keine Songs, so kümmert es mich auch nicht, wer die Songs schreibt. Ich bin aber bereit welche zu spielen. Die Jungs geben mir eine Leinwand und ich fange an drauf zu malen. So funktioniert es bei uns. Somit ist es einfacher für mich, aber schau dir Musiker an. Da spielen viele Emotionen mit, wenn es darum geht ein Künstler zu sein. Da spielen aber auch viele Emotionen mit, wenn es um das Songwriting geht. Und natürlich spielt auch eine Menge Angst mit wenn es um Dinge geht, die du lange nicht mehr gemacht hast. Somit: Klappt es heute noch? Wir sind andere Menschen und es 9 Jahre her, dass wir das letzte Mal in einem Studio zusammen waren. 2005! Das ist verdammt lange her.
Ist es nicht verrückt, wenn du darüber nachdenkst?
Aber es ist doch wahr. Wir mutieren zu den fucking Eagles. 15 Jahre müssen vergehen bevor wir ein weiteres Album machen [lacht]. Es ist irritierend für mich. Ich gebe mein Bestes die Sache zu verstehen. Es ist sehr viel Arbeit für uns und an uns um was Neues und Großartiges zu machen. Und wenn es nicht mitreißend ist, dann gibt es keinen Grund für uns was Neues zu machen.
Aber wie eng ist denn der Kontakt unter euch Du meintest ja, dass es nach ein paar Monaten wieder Spaß gemacht hat. Stellst sich dann auch nicht direkt ein besserer Kontakt untereinander ein?
Sicherlich hat es geholfen. Die Reunion konnte ein paar Barrieren einreißen und hat hier und da das Eis gebrochen. Aber wir haben immer noch einige Denkweisen, die die Sache irritieren. Und leider sind wir noch nicht an dem Punkt dies hinter uns zu lassen. Teilweise haben wir diesen Punkt noch nicht mal definiert oder erreicht. Hoffentlich geschieht dies mit mehr Kommunikation und eventuell können wir alle Barrieren irgendwann abreißen und das tun, was wir eigentlich mit System Of A Down machen wollen: Musik!
Es freut mich, dass du an gewissen Dingen in der Zukunft interessiert bist.
Wir sprechen aber immer noch von Zukunftsmusik. Wir sprechen von Dingen, die teilweise noch nicht mal ausgesprochen wurden und ich beim besten Willen nicht sagen kann, ob sie jemals geklärt werden. Wir sprechen von Persönlichkeiten, die Gründe haben und Dinge blockieren. Ich kann und will aber nicht ins Detail gehen, da ich dies auch nicht darf. Wir sprechen im Moment aber darüber und das sind positive Dinge. Wir werden sehen.
System Of A Down spannen einen auf die Folter,
lassen einen zappeln und letztendlich kann man sich nun wieder seine Geschichte zusammen reimen. Eine Gewissheit hat man auch 9 Jahre nach „Mezmerize“ noch nicht. Wir warten ab, gedulden uns, hören die alten Scheiben und besuchen Konzerte, falls welche anstehen sollten. Es bleibt spannend, wenn auch der jetzige Zustand schier unerträglich zu sein scheint. Mist! Oder wie es auf dem 2002er Album „Steal This Album!“ heisst: Fuck the system!
[yt]Tags: John Dolmayan System Of A Down | permalink