"You're Next" DVD von You're Next

Maskierte Mörder belagern eine wohlhabende Familie: Effektiver und brutaler Horror- und Terrorthriller. Adam Wingard ("A Horrible Way to Die"), derzeit auch in Kurzbeiträgen für Kompilationen ("V/H/S") gefragt, zitiert viele Vorbilder und beherrscht alle Stilmittel fulminant, um von der ersten Minute an die Spannungsschraube gnadenlos anzuziehen - ohne nennenswerten Storyballast, aber mit zwei bis drei sinistren Enthüllungen. Schon im Prolog, als ein Pärchen daheim in Slasher-Manier abgeschlachtet wird, baut Wingard eine intensive Bedrohlichkeit auf, dass die Nerven vibrieren. Dafür mixt er unterschiedslos echten Schrecken und Falschalarme, womit er gängige Konventionen des Genres bedient. Wie eine Horror-Variante von "Das Fest" nimmt sich der 35. Hochzeitstag der Davisons aus, den sie in einer selten genutzten Landresidenz mit ihren vier erwachsenen Söhnen samt deren Anhang feiern wollen. Kaum haben sich abends die disfunktionalen Familienmitglieder, allen voran die rivalisierenden Brüder Crispian und Drake, heftig in die Haare gekriegt, schlägt ihr eskalierender Streit in nackte Gewalt um, als maskierte Mörder aus dem Schutz der Dunkelheit mit der Armbrust auf sie schießen. Mit Wackelkamera kostet Wingard die grelle Panik aus, womit die vom Sounddesign exzellent forcierte Bedrohung in nackten Terror umschlägt. Erstes Opfer: Regie-Kollege Ti West. Daraus schält sich ein atemloses Belagerungs-Szenario nach "Assault - Anschlag bei Nacht" von John Carpenter heraus (dessen Synthie-Bass "Excision"-Komponist Mads Heldtberg famos kopiert). Einzig Crispians Freundin Erin (ein starker Auftritt: Sharni Vinson aus dem dritten "Step Up") bewahrt im Schock einen kühlen Kopf und durchkreuzt die Mordpläne, stellt Fallen und wehrt sich mit Haushaltsgeräten gegen Pfeile und Äxte. Während andere Figuren schlecht beraten agieren und damit nicht nur einmal die Geduld des Publikums testen, stellt sich die Survival-Amazone unerschrocken gegen die zunehmend exzessive Gewalt. "Your're Next" ist keine Schonkost, sondern gibt dem Fan, wonach ihm verlangt: So wandelt sich Horror zu Terrorthriller und jener zu einer Gewaltgroteske mit absurd-komischem Finale, das Drastikgrenzen mühelos überschreitet. Das Whodunit ist bald geklärt, aber die Motive und wie sich das Final Girl aus der Todesfalle kämpft, lassen mitfiebern. Denn Wingard versteht es unter souveränem Einsatz aller verfügbaren Spannungsmittel, einen mit aller Macht in seinen nachtschwarzen Reißer hineinzuziehen und sich als Suspense-Meister nicht nur für Festivals zu empfehlen. tk.