Top-Alben des Jahres 2020: Deftones, Green Day, Katatonia und Dark Tranquillity

Plattenkiste

Die Alben des Jahres 2020. Es ist schon eine kleine Tradition, dass wir in unser Plattenregal schauen und die Alben ausmachen, die im Jahr erschienen. Nun suchen wir natürlich die raus, die uns ganz besonders am Herzen liegen. Dabei geht es nun nicht um die Platzierung, sondern vielmehr um die Nennung der Schmankerl. Heute die ersten vier Platten: Deftones, Green Day, Dark Tranquillity und Katatonia!

Dark Tranquillity – Moment

Dark Tranquillity - Cover

Auch die Schweden von Dark Tranquillity meldeten sich zurück. „Moment“ ist sehr melodisch ausgefallen, was herrlich aufgeht.

Man bangte um Dark Tranquillity und einem neuen Album. Bereits vor „Atoma“ stieg Martin Henriksson aus. Ebenfalls seinen Koffer packte Niklas Sudin, der ebenfalls maßgeblich am Songwriting beteiligt war. Zu viele Wechsel für die Schweden? Was konnte man von dieser Band noch erwarten oder sollte man direkt die Flinte ins Korn werfen? „Moment“ wurde angekündigt und die Sorgenfalten wurden bei den Fans größer. Doch wie so oft hat man sich unnötig gesorgt. Bereits beim Opener „Phantom Days“ konnte man aufatmen. Nein, man durfte regelrecht grinsen. Dark Tranquillity zeigten bereits in den ersten vier Minuten des Albums, dass sie eben doch zu den ganz großen der Melodic Death-Szene gehören.

Mit einem ausserordentlichen Drang zu Melodien ausgestattet, sollte der erste Song alle Zweifel beiseite kehren. Mikael Stanne spielt mit seinem Organ, die Gitarren schaffen ausserordentliche Melodie-Läufe und auch der Rest der Rhythmus-Abteilung bringt sich so ein, wie man es von der Band gewohnt ist. Doch auch die restlichen 11 Songs verschaffen einem Gänsehaut. „Transient“ und „Identical To None“ sind detailliert, während „The Dark Unbroken“ den Hörer fast zu Tränen rührt. Dark Tranquillity und dieses Album liebt man bereits nach 4 Songs. Große Emotionen, noch größere Melodien. Scheuklappen wurden abgeschafft und man suhlt sich regelrecht in den neuen Ideen, Ansätzen und Melodieführungen. Und wenn dann „In Truth Devided“ als Schlusssong anklingt, schaut überraschend auf den Tonträger und stellt fest, dass ein jeder Song ein Hit ist. Bockstarkes Album, welches das Genre ungemein bereichert.

Deftones – Ohms

Deftones - Cover

Mit ein paar Tagen Vorlauf meldeten sich auch Deftones mit einem neuen Album zurück. Für viele ist „Ohms“ besser als „Gore“.

Die Deftones melden sich mitten in der Corona-Pandemie mit einem neuen Album zurück. Ohne große Ankündigung und relativ kurzfristig, stand auf einmal „Ohms“ als Titel und ein Veröffentlichungsdatum fest. Natürlich freute man sich darauf, denn die Deftones sind einfach essentiell, wenn es um die 90er geht. „Adrenaline“ und „Around The Fur“ sind wegweisend, „White Pony“ für viele wohl das beste Album der Deftones. Mit späteren Werken konnte man ebenfalls noch überzeugen, wenn auch der Vorgänger „Gore“ manchem Fan nicht schmeckte. Doch dies soll in Vergessenheit geraten, wenn man sich „Ohms“ zu Gemüte führt. Beim Opener „Genesis“ wird bereits klar, dass man sich keinem Genre unterordnen möchte. Samples hier, Synthie da und Gitarrist Carpenter zupft eine 9-saitige Gitarre. Wer kann, der darf. Das Ganze mündet in einen ungemeinen Groove, der durch die markante Stimme von Chino Moreno wieder zu einem Hit avanciert.

Screams, Gesang, die Bandbreite dieses Sängers ist einfach herrlich! „Ceremony“ macht kurzerhand dort weiter, wo man endete, während „Urantia“ die 90er wieder aufleben lässt. Nach dem ruppigen Start erhebt sich Moreno über den Song und lässt hier und da sogar Team Sleep durchblitzen. Schema F ist keiner der Songs, was „Ohms“ nur in die Karten spielt. 10 Songs und 45 Minuten später atmet man durch und ist dankbar, dass sich die Deftones nach rund 30 Jahren nicht selbst demontiert haben. Ein Umstand, den nicht viele damalige Weggefährten zuteil wird. Hits gibt es genügend auf dem Album, wobei natürlich Songs wie „Radiant City“ mit seinem räudigen Bass sofort ins Ohr gehen. Für Fans ein Pflichtkauf, aber auch alle Gitarren-affinen Menschen werden hier ihren Spaß haben.

Katatonia – City Burials

Katatonia - Cover

Man bangte um Katatonia, da die Band sich eine Auszeit nahm. Doch dann war man wieder da und sogar mit einem fetten Album.

Wie es mit Katatonia weitergehen würde, war lange Zeit ungewiss. Das zehnte Album „The Fall Of Hearts“ und die zugehörige Tour war Anlass, dass man sich mal von der Bildfläche verabschiedete. Auszeit, Pause oder doch Ende? Man wusste es nicht. Zum Glück konnte sich die Band durchringen eine Tour anlässlich des zehnten Jubiläums von „Night Is The New Day“ zu spielen. Diese sollte nämlich die Mitglieder derart beflügeln, dass man sich sogar an einen neuen Longplayer traute. „City Burials“ war im Kern geboren, das Songwriting konnte beginnen. Und meine Herren, was hauen diese Herren uns dieses Jahr doch um die Ohren. Nach einem dezenten Intro entfaltet sich „Heart Set To Divide“ zu einer verschachtelten und dennoch emotionalen Nummer. „Behind The Blood“ hat einen derart luftigen und progressiven Ansatz, welcher sich insbesondere durch die famose Gitarrenarbeit zeigt. OK, „Lacquer“ mit seinem elektronischen Ansatz verwirrte, reiht sich aber herrlich ein.

„City Burials“ besticht mit einem straighten Songwriting, welches dem Umstand geschuldet ist, dass Jonas Renkse alleine geschrieben hat. „Rein“ zeigen aber klar, dass man sich progressiven Mustern und Strukturen nicht verweigert und diese weiterhin ein Trademark der Band sind. Das Album fasziniert, bewegt und raubt einem den Atmen. Man wird in eine melancholische Stimmung versetzt, die perfekt zum nun kommenden Winter passt. Dass die Band derart besticht und auf den Punkt spielt, ist eine helle Freude. Auch Jonas wächst an Stücken wie „Flicker“ über sich hinaus und zeigt, dass er an sich gearbeitet hat. Davon konnte man sich bei einem Video-Livestream überzeugen, in dem die neuen Stücke vorgetragen wurde. Ja, Corona-bedingt gab es keine andere Option. Sei es drum, denn „City Burial“ ist das, was jedem Fan von Katatonia munden wird. Zieht euch das Album rein!

Green Day – Father Of All…

Green Day - Cover

Green Day machen was sie wollen. Dies war irgendwie schon immer so und 2020 ist dies nicht anders. Dennoch ein starkes Album.

Keine Frage, Green Day sind wichtig. Was die Truppe in den 90ern losgetreten hat, war beachtlich. „Dookie“ avancierte zum Dauerbrenner und neben The Offspring machte man den Punk salonfähig. Wenn auch oft als Fun Punk deklariert, die Truppe um Billie Joe Armstrong hat ihren Weg gemacht. Doch wie so oft kam irgendwann die Ernüchterung und man konnte eine Abnutzung wahrnehmen. Die Luft war raus und man trug die Band geistig schon zu Grabe. Mit „American Idiot“ und „21st Century Breakdown“ konnte man aber wieder zu alter Größe zurück kehren. Wenn auch musikalisch reifer und komplexer. Dann wieder musikalische Tiefschläge und nun zu Beginn des Jahres 2020 „Father Of All“, was für „Father Of All Motherfuckers“ steht. Musikalisch losgelöst, gab es 10 dynamische, knackige und starke Songs, die typisch Green Day sind, aber eben sich auch mehr dem Stadion-Rock zuwenden. Was hier aber ein Kompliment darstellt.

Der textliche Mittelfinger ist nach wie vor Bestandteil der Band, wenn auch hier und da Pop-Elemente zum Tragen kommen. Man schafft einen Sound, der für die ganz großen Bühnen der Welt bestimmt ist, klingt aber, als ob die Songs wie damals in der Garage geschrieben wurden. Heisst: Treffen, Bier auf, Instrumente an den Start und loslegen. Das Resultat ist natürlich ein Sound, den nur Green Day so vorlegen können. Auf der anderen Seite hat das 13. Album Songs, die mit dem Glam Rock kuscheln und streckenweise der perfekte Soundtrack für jede College-Party darstellt. Mit tanzbaren Songs überzeugen Green Day uns und gute Laune macht sich direkt breit. Der Party-Faktor ist auf „Father Of All Motherfuckers“ so groß, wie es bei Green Day schon lange nicht mehr der Fall war. Super solides Album, was wieder Bock auf Green Day macht. Herrlich!

Kategorien: musik Peter

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