Die EMP Plattenkiste zum 14. November 2014

EMP Plattenkiste

Die EMP Plattenkiste startet wieder durch. Während der Nachbar sich schon weihnachtlich aufrüstet, wollen wir von dem Trubel noch nichts wissen. Soll er doch seine Lichterkette an die Garage nageln, den Baum zum Leuchten bringen und selbst das Blinklicht-Gewitter stört uns nicht, solange es gute Musik gibt. Die wöchentliche Frage was man kaufen soll und kann, wollen wir euch wieder vereinfachen. Mit geschultem Ohr haben wir uns die Dinger der Woche angehört und die Perlen rausgepickt, welche uns faszinierten. So wie der Nachbar euch an der Lichterkette teilhaben lässt, wollen wir euch auch was geben: Die EMP Plattenkiste für den 14. November 2014.

Raunchy-Vices

Raunchy hatten es nicht immer leicht. Doch trotz gewisser Rückschläge kann man mit einem fetten Album nun überzeugen.

Raunchy hatten gute Zeiten. Sehr gute Zeiten sogar. Seit 2002 tummeln sich die Dänen schon im Becken des Metals und konnten die heutigen Headliner Volbeat als Support verpflichten. Das Blatt hat sich bekanntlich gedreht und man muss sich die Frage stellen, was das neue Album „Vices.Virtues.Visions“ zur derzeitigen Lage zu sagen hat. Nach dem Austausch des Schreihalses Kasper Thomsen wird die Frage geradezu zu einer Überlebensfrage. Doch man darf beruhigt sein. Die Dänen von Raunchy machen noch ihren Schuh und verfolgen weiterhin die Entwicklung ihres Sounds. Die Mischung aus Härte und Ohrwurmcharakter wird locker umgesetzt, wenn auch Vergleiche zu „A Discord Eletric“ schwer sind und letztendlich weniger zielführend. Raunchy schaffen es aber meisterlich, ihre Mischung aus modernen Metal in 11 Songs auf den Punkt zu bringen und begeistern – trotz einiger Tiefs in den vergangenen Tagen – vom ersten bis zum letzten Ton.

Nickelback-NoFixedAddress

Was werden Nickelback stellenweise gehasst. Aber die Kanadier machen einfach ihr Ding. Gut so!

Wie wird diese Band doch stellenweise gehasst. Sogar mit einer Petition will man Nickelback einen Maulkorb verpassen, aber die Kanadier schert dies anscheinend einen Dreck. „Ihr hasst uns? Na dann legen wir nun mal richtig los“ scheint die Devise zu sein, die Chad Kroeger und Konsorten nun schon mit sieben Alben über die Ziellinie gebracht haben. „No Fixed Address“ ist Nummer Acht und ja, den Hatern quasi als Fahrwasser dienend, haben Nickelback ihren Sound nun nicht exorbitant verändert. Wieso auch? Hits kann man schreiben oder eben nicht. Und hier setzt das neue Album an. Nickelback sind Meister darin, wie bereits die Vorab-Veröffentlichung „Edge Of Revolution“ bereits gezeigt hat. Trotz der Eingängigkeit ist eine offensichtliche Dunkelheit zu spüren, die Nickelback so bisher noch nicht von sich gezeigt haben. Da ist „What Are You Waiting For?“ schon wieder ein Song, der ganz eindeutig aus der Feder von Kroeger entspringt. Mit dem Song „Got Me Runnin‘ Round“ der – nun haltet euch fest – Flo Rida im Schlepptau hat, zeigt man auch Mut und will neue Wege beschreiten. „No Fixed Address“ wird die Fans glücklich machen und all die Hasser mit mehr Hass erfüllen.

BruceSpringsteen-Collection

Springsteen veröffentlicht nun die ersten 7 Alben neu gemastert auf einen Schlag. Eine sehr tolle Box.

Als die werten Herren von Raunchy und Nickelback sich noch mit der Schaufel im Sandkasten die Köpfe eingeschlagen haben, war „The Boss“ schon voll in seiner kreativen Schaffensphase. Bruce Springsteen ist so legendär wie populär. Den jüngeren Hörern nicht unbedingt im großen Stile bekannt, schaffte es der Musiker aus New Jersey seit den 70ern Jahren mit nun mittlerweile 18 Alben der Rockmusik ein Gesicht zu geben. Ausflüge in andere Gefilde nein, Oscar für „Streets Of Philadelphia“ ja. „The Album Collection Vol. 1 1973-1984“ ist nun der erste Abriss seines unglaublichen Schaffens. Auf 8 Alben werden die ersten 7 Alben von Springsteen dargeboten. Doch wer hier Ausverkauf riecht, der muss seine Nase neu justieren. Liebevoll wurden alle Songs neu remastert und konnten so deutlich an Intensität gewinnen. „Dancing In The Dark“, „Nebraska“ und wie sie allen heißen, strotzen vor Energie und man hat nicht das Gefühl, dass Springsteen die Songs vor 30 und mehr Jahren geschrieben hat. Neben „Born In The U.S.A“ gibt es natürlich noch ein paar Gimmicks wie ein 60-seitiges Buch mit raren Fotos, Erinnerungsstücken und sonstigem Schnickschnack. Für den Umfang und den zugehörigen Preis ist „The Album Collection Vol. 1 1973-1984“ geradezu ein Schnapper. Von der musikalischen Aussagekraft mal gar nicht gesprochen.

Emigrate-SilentSoLong

Neben Rammstein hat Kruspe auch noch Emigrate. Und bei "Silent So Long" auch noch jede Menge Gastmusiker.

Mit Emigrate haben wir Richard Kruspe von Rammstein an Deck, welcher sich kreativ anderweitig umschaut. Was kann „Silent So Long“, welchess das zweite Album des Mannes darstellt? Mittlerweile zu einer Band mutiert, sind Emigrate ein Sammelsurium an fetten Songs. Sei es der Titeltrack „Silent So Long“ für den man Jonathan Davis von Korn gewinnen konnte. Oder „Rock City“, welcher durch Lemmy Kilmister an Drive gewonnen hat. Doch auch die anderen Songs fetzten mit einer Mischung aus Rock, Metal und der Brise Industrial, die Kruspe gerne einstreut. Da wird selbst das Beiwohnen von Seed-Frontmann Frank Dellé zu einer Tatsache, die schick ist, aber den Sound von Emigrate in keiner Weise gefährdet. Das Konzept geht auf, die Songs überzeugen und falls es morgen mit Rammstein nicht mehr klappen sollte, dann kann Kruspe sich bei Emigrate locker beschäftigen.

FooFighters-SonicHighways

Freitags kann jede Band Platten rausbringen. Die Foo Fighters machen es einfach an einem Montag.

Das letzte Album ist geradezu ein Querschläger. Da freut man sich seit Jahren auf den Freitag, an dem die Alben erscheinen und nun das: Die Foo Fighters bringen ihr neues Werk „Sonic Highways“ an einem Montag raus? Wieso? Dave Grohl wollte das schicke Teil weltweit am selben Tag verfügbar machen und so hebelte man kurzerhand die Gesetze der Veröffentlichungen aus. „Sonic Highways“ ist aber musikalisch ein Querschläger, der es in sich hat. Mit 8 Songs, die in 8 Städten aufgenommen wurden und 8 Mal die örtliche Musikszene beleuchtet, kann man von einem Großprojekt sprechen. So ist „Something From Nothing“ in Chicago angesiedelt und „The Feast And The Famine“ durch Washington inspiriert und „Congregation“ hat den Nashville-Einschlag. Auch Texas mit der Stadt Austin wurde bedacht mit dem Rock-Epos „What Did I Do? / God As My Witness“ welcher wie zwei vereinte Songs aufgebaut ist. „Sonic Highways“ ist ein Album welches man kapieren muss, ja, die Zeit muss sein um das Konzept zu verstehen. „Sonic Highways“ ist vielleicht auch nicht für jeden Hörer geeignet, denn bei all ihrer Stadion-Erfahrung haben die Foo Fighters sich hier ein musikalisches Denkmal gesetzt, was massiver und anmutender nicht hätte ausfallen können. Ich finde es famos!

Kategorien: musik Peter

Tags: Bruce Springsteen Emigrate Foo Fighters Nickelback Raunchy Reviews | permalink

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