Das Album der Woche: Wirtz mit Unplugged II

Witz - Unplugged Banner

Daniel Wirtz gehört zu den Ausnahmekünstlern. Wenn es darum geht, wer in Deutschland einen Stellenwert hat, dann fällt sein Name unweigerlich. Und nein, nicht durch die Tatsache, dass der Wahl-Frankfurter sich im TV räkelte. Vielmehr durch sein musikalisches Schaffen. Einen neuen Aufschlag gibt es nun mit „Unplugged II“. Unser Album der Woche bei EMP.

Ich erinnere mich noch sehr genau an die damalige CD, welche mich im Vorfeld erreichte. „11 Zeugen“ der Titel – Wochen vor der eigentlichen Veröffentlichung. Der beigelegte Promo-Zettel, welcher das Produkt anpreisen sollte, las sich für mich wie eben so viele anderen auch. Man redete von einem Ausnahme-Sänger, der nun seinen Weg gehen würde. Es fielen selbstverständlich auch Worte wie „Rock“ und „deutsche Texte“, was ich zur damaligen Zeit mit einem Augenrollen quittierte. Hintergrund war (und ist es heute noch), dass mir 99,999% aller deutschen Rockacts zuwider sind. Zu billige Texte, zu aufgesetzt und viel zu oft derart überflüssig, dass ich mir und meinen Mitmenschen die Zeit ersparen wollte, über sogenannte deutschen Stars von Morgen zu sprechen. Es half auch nicht, dass Sub7even genannt wurde, denn der Brückenschlag zu dieser famosen Band, wollte mein Hirn damals nicht meistern. Ein Fehler, den ich mir heute kaum verzeihen kann. 

Daniel Wirtz

Charismatischer Typ, starke Stimme und einem Sinn für starke Melodien: Daniel Wirtz (c) by Wirtz Musik

Wirtz ließ sich kurzerhand den Albumtitel tätowieren

Im Jahre 2009 und somit ein Jahr nach seinem Debüt legte Wirtz sein zweites Album vor. „Erdling“ und ja, auch hier hatte ich eine gewisse Skepsis. Die Tatsache, dass der Mann sich aber kurzum den Albumtitel quer über die Brust tätowieren ließ, sollte mir den Zugang ermöglich. Ebenfalls auf der Brust auf Lebzeiten gezeichnet, stellte ich mir die Frage, wie man derart verrückt sein konnte und sich den Albumtitel unter wahren Schmerzen dies selbst antun kann. Kurzum, ich traf mich Herrn Wirtz um über das Album zu sprechen. Bis zum Stelldichein in Frankfurt war ich längst textsicher und Fan seiner Musik. Von wegen deutsche Musik ist plakativ. Von wegen deutsche Künstler machen Hardrock oder heissen eben Rammstein. Wirtz bewies damals, dass deutsche Texte durchdacht, gewitzt, wortgewandt und raffiniert sein können, ohne eben den Aspekt aus den Augen zu verlieren, dass das musikalische Arrangement dies untermauert. Kurzum, der Pressetext zum ersten Album war keinesfalls gelogen. 

Witz - Unplugged Cover

Nicht jeder kann ein zweites Unplugged-Album rausbringen. Dieser Mann macht es einfach und überzeugt.

„Unplugged II“ ist das neue Lebenszeichen…

Mittlerweile sind Jahre vergangen, Daniel Wirtz ist seinen Weg gegangen und hat sich dabei stets verändert, ohne sich und seine Wurzeln aufzugeben. TV-Shows sollten folgen, der Erfolg – welcher leider immer noch in Chart-Platzierungen gemessen wird – stellte sich ein. Weitere Alben sollten folgen, die Fanbase drehte stellenweise frei und eiferten dem zugehackten Mann in Sachen Tattoos nach – nur eben mit dem Wort „Wirtz“ an jeglichen Körperstellen. Wirtz macht erneut von sich reden und zwar mit einem Unplugged-Album. Spitzfindige Fans wissen natürlich, dass es sich hierbei um ein weiteres Unplugged-Album handelt, denn die erste Kostprobe gab es bereits 2014. Nun also „Unplugged II“, welches den Fokus auf die nun dazugekommenen Alben „Auf die Plätze, fertig, los“ und „Die fünfte Dimension“ legt. Alben, die Wirtz noch weiter nach Vorne brachten und die ihn die ganz großen Bühnen der Republik bespielen ließ. Zurecht!

 … mit einem Fokus auf die letzten zwei Studioalben…

„Unplugged II“ stellt eine Auswahl von 13 Songs dar, die ein neues Gewand verpasst bekommen haben. „Auf die Plätze, fertig, los“ eröffnet unbeschwert den Reigen und lebt von der ausdrucksstarken Stimme des Mannes. Es werden durch Streicher und Piano Akzente gesetzt, gibt sich aber durchaus erfrischend. Das Blatt soll sich direkt mit „Bilder von damals“ ändern, der eine Melancholie versprüht, welche unweigerlich ein Glas Rotwein mit sich bringt. Piano, Streicher, dezentes Gitarrenspiel und diese Stimme, die den Hörer in einen Bann zieht. Man erinnert sich bei den Texten an seine Jugend, findet sich wieder und Authentizität konnte kaum besser transportiert werden. An Epik aufbauend, unter Zunahme von Instrumenten, entwickelt sich der Song unweigerlich zum ersten Film des Albums. „Regentropfen“ und „Wer wir waren“ schlagen in die ähnliche Kerbe, wobei letztgenannter Song durch eine gewitzte Percussion-Umsetzung eindringlich daher kommt. „Wir“ wurde quasi nie ehrlicher und nackter dargeboten, wie auf diesem Album. 

Daniel Wirtz - Marc Fischer

Daniel hat sich über Jahre in Eigenregie Alles selbst aufgebaut. Hier wird DIY gelebt. (c) by Marc Fischer

… und irgendwie doch ein neues Album!

„Gib mich nicht auf“ lebt durch seinen herzergreifenden Text, „Sehnsucht“ setzt dies fort und erst „Entdeckung der Langsamkeit“ entlässt den Hörer aus eine Melancholie, die Wirtz über all die Jahre begleitet. „Die fünfte Dimension“ und „Moment für die Ewigkeit“ stellen den lebensbejahenden Teil des Albums dar. „Das verheißene Glück“ soll das Blatt wieder wenden, „Matra“ knüpft nahtlos an und auch mit dem Schlusssong „11 Zeugen“ beweist der Mann, dass eine wahnsinnig verstörende und gleichzeitig anmutige Traurigkeit in ihm wohnt. Daniel Wirtz bleibt der redegewandteste Texte hierzulande. Mit „Unplugged II“ beweist er aber eben erneut, dass ein neues Arrangement seiner Songs diese derart neu aufleben lässt, dass man unweigerlich von einem neuen Album sprechen muss. Wirtz mit „Unplugged II“ ist unser Album und die anstehende Tour zum Album im Kalender eingetragen!

Kategorien: musik Peter

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