Das Album der Woche: Soen mit Lotus!

Das Album der Woche kommt von Soen. Eine Band, die wahrlich noch nicht die Aufmerksamkeit erlangen konnte, die sie verdient. Oft mit Tool verglichen, liefert nun die Band um Ex-Opeth-Drummer Martin Lopez „Lotus“ ab. Ein Album, welches progressive Musik neu definiert und aufzeigt, wie intensiv Musik 2019 noch sein kann.

Soen haben mit „Lotus“ hinsichtlich des Artworks ein dermaßen schlichtes Cover abgeliefert, dass man leicht irritiert dieses zur Kenntnis nimmt. Im Gegensatz zu den bisherigen Werken geradezu verstörend. Und dennoch hat die kupferfarbene Pyramide eine ungemeine Anziehungskraft. In der Esoterik sind die Kräfte geradezu legendär. Von einer harmonisierenden Wirkung ist die Rede, die sich beim Anblick direkt einstellen soll. Von positiven Kräften ist die Rede, die man anhand von Meridianenergien und Kirlianfotografien messen kann. Sinnbildlich für ein Album? Soll der Band um den Ex-Opeth-Drummer Martin Lopez wahrlich ein Album gelungen sein, welches in sich geschlossen ist und dennoch nach Außen eine Wirkung ausstrahlt, welche beim Hörer ein Wohlbefinden bewirkt? Der Nachfolger von „Lykaia“ fasziniert bereits, bevor man die ersten Töne vernehmen kann. 

Soen sind doch mehr als ein Tool-Plagiat

Die Fakten aber vorweg. Mit der Verpflichtung des kanadischen Gitarristen Cody Ford haben die Schweden – auch wenn dies nur bedingt zutrifft – ihr bisheriges Bandgefüge verändert. Meist verändert ein solcher Eingriff in das musikalisches Naturschutzgebiet einer Band kurzerhand die Flora und Fauna selbiger. Von einem Abdriften in ein Lager kann dennoch zu keinem Zeitpunkt die Rede sein. Vielmehr ziehen sich Soen wie einst Münchhausen damals selbst am Schopfe aus dem Sumpf, der einem zu oft musikalisch serviert wird. Bitte nicht falsch verstehen, denn die Diskografie der Band war keinesfalls belanglos. Es ist aber zu oft zu vernehmen, dass progressive Bands ihren Reiz nach einigen Alben verlieren. Wo Tool mit „Ænima“ legendär wurden, kränkelte das Konzept schon stark bei „10.000 Days“. Jammern auf höchstem Niveau, was aber in der Natur der Menschen liegt. 

Soen- Cover

Schlicht und doch so aussagekräftig. „Lotus“ von Soen mit seinem Artwork.

„Lotus“ vereint all das, was progressive Musik ausmacht

Doch nun den großen Worten auch bitte Taten folgen lassen. Gemessen an den bisherigen Veröffentlichungen ist „Lotus“ der logische nächste Schritt von Soen. Ein großer Schritt, denn die insgesamt 9 Songs sind noch mannigfaltiger, mutiger und diverser als das bisherige Schaffen. Mit wahren Riff-Attacken und einer saftigen Double-Bass zeigt bereits der Opener „Opponent“, dass man den Härtegrad etwas verschärft hat. Und dann ist sie wieder da. Diese einzigartige Stimme von Joel Ekelöf, welche wohl immer wieder die Vergleiche zu Tool begründen. Doch wo ein Maynard James Keenan auf den letzten Alben einer stimmlichen Monotonie verfiel, legt Ekelöf sein Können in beeindruckender Manier dar. Selbst in treibenden Momenten ist und bleibt dieser Mann eine Insel der Ruhe und Besonnenheit. „Lascicious“ startet fragil, bevor sich Stakkato-artig das progressive Monster der Band zeigt. 

Soen - Band

Soen definieren progressive Musik kurzerhand neu. Und dies in beeindruckender Art und Weise. (c) by Silver Lining Music

Februar und schon das erste Top 5-Album des Jahres 2019? Wieso nicht!

Die songwriterische Ebene der Band darf man wohl am eindrucksvollsten bei „Covenant“ erfahren. Eine Nummer, welche seinesgleichen sucht. Wo andere Bands gefühlt 5 Alben benötigen um ihren Ideen freien Lauf zu lassen, manövriert Soen das Schiff innerhalb von 5:42 Minuten in den sicheren Hafen. Große Momente darf man bei Titeltracl „Lotus“ erfahren, denn die Ballade fasziniert mit ruhigen Klängen, fesselt mit einer großartigen Stimme von Joel und beeindruckt mit einer solch präzisen Gitarrenarbeit, dass das spielerische Können des Drummer Lopez für einen kurzen Moment in den Hintergrund rückt. „Wake the animal inside of you“ heißt es hier und spätestens jetzt sollte klar sein, dass diese Textpassage Soen wörtlich genommen haben müssen. In Summe stellt „Lotus“ ein Album dar, welches mit Licht und Schatten spielt, intensive und progressive Melodien beinhaltet und an Einzigartigkeit kaum zu übertreffen ist. Wir haben Anfang Februar und müssen jetzt schon einem Top-5-Album sprechen.

Kategorien: musik Peter

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