Alle Bewertungen von Dominik S.
Geschrieben am: 12.08.2019
Lohnt sich!
Um meine Bestellung voll zu machen, wanderte diese psychedelisch bunte CD in den Warenkorb - und ich bin absolut positiv überrascht. Außer dem kurzen EMP-Teaser (Progressive Death Metal - passt ins Beuteschema) hatte ich keine weiteren Informationen, also tatsächlich ein blinder Glücksgriff.
Die stilistische Bescheirbung passt für mich, neben Death Metal (irgendwas bzw. immer wieder wechselnd zwischen Oldschool und Technical) gibt es einige überraschende Elemente, die dieses Werk aus der grauen Masse abhebt:
- Phasenweise cleaner Gesang. Beim ersten Hören befremdlich, auch der Klang der Stimme, ist mir aber schnell ins Ohr gegangen und gefällt mir inzwischen gut
- Kurze Einschübe völlig anderer Musikrichtungen (Klassik, Swing, Rock), die einen Überraschungseffekt bieten, der die Aufmerksamkeit hoch hält. Gekonnt gesetzte Nadelstiche, die einen sehr kleinen Teil der Spielzeit einnehmen. Nicht abschrecken lassen ;)
- Entgegen einer typischen OSDM-Scheibe breite Varianz verschiedener Tempi, von fast Death-Doomig langsamen Passagen bis zu schnellen Grindcore-Einflüssen, die auch EMP hört. Abwechlsungsreiches Drumming.
Ich würde die Liste mit Referenzen ergänzen um Fleshgod Apocalypse und Septicflesh, wobei die orchestralen Elemente gegenüber diesen Acts stärker im Hintergrund bleiben. Wer innovativen, progressiven Death Metal schätzt, sollte hier zugreifen.
Geschrieben am: 18.05.2018
Außergewöhnlich gut
Für mich beim ersten Anhören sehr gewöhnungsbedürftig, da die Mischung aus Rap und Growl nichts entspricht, was mir bislang zu Ohren gekommen wäre. Ich bin für die Musik gekommen, aber für das Gesamtkunstwerk geblieben, ab dem zweiten Durchgang passen die Vocals einfach hervorragend zur technisch anspruchsvollen und immer wieder überraschenden Musik. Für mich eine klare Empfehlung und eines der tollsten Alben des letzten Jahres - und das härteste in meiner persönlichen Liste. Top!
Geschrieben am: 19.03.2017
Sind 40-Minuten-Titel die Zukunft?
Nach Winter's Gate von Insomnium gibt es hier die nächste 1-Track-40-Minuten-Platte - und ähnlich wie bei Imsomnium geht das Konzept hier auf. Während ich mich bei den vorherigen Werken von Maladie schon schwer tat, einzelne Titel zu unterscheiden und die Alben nur komplett angehört habe, ist hier gleich alles in einen Titel gepackt. Dabei eintwickelt sich das Stück immer weiter, ruhige Passagen und aggressive Parts wechseln und es kommt zu keiner Zeit Langeweile auf. Im Gegenteil, erst durch das Intro, das sich genügend Zeit nimmt, Spannung aufzubauen, entsteht der Eindruck, ein Gesamtkunstwerk vor sich zu haben.
Verglichen mit den vorherigen Produktionen von Maladie - die zu meinen Favoriten im Bereich Black Metal gehören - geht es hier etwas ruhiger zu und die melodiösen Teile stehen den rauen gleichberechtigter gegenüber. Insbesondere die Integration eines Saxofons ist untypisch, funktioniert in meinen Ohren aber hervorragend. Symptoms ist damit vielleicht der beste Weg, Maladie und das Konzept dahinter kennenzulernen. Und wer einfach nur intensiven Black Metal sucht, der sich nicht in ein Korsett aus Tradition und Genrekonventionen zwängen lässt, ist hier auch alle Mal gut bedient.
Wenn ich mit etwas hätte wünschen können? Das hätte ich vorher nicht erwartet, aber es ist tatsächlich so: Ein bisschen mehr Laufzeit, denn die 40 Minuten vergehen wie im Fluge :)
Geschrieben am: 08.01.2017
Eines meiner Highlights 2016
Aufgrund eines hervorragenden Reviews durch den Angry Metal Guy habe ich dieses Album gut anderthalb Jahre nach Erscheinen bestellt. Und das lohnt sich!
Death Metal als Klassifizierung passt unbedingt, gleichzeitig sammeln sich ganz verschiedene Einflüsse aus Progressive Metal (relativ stark), Doom (immer wieder), Post Black (abschnittsweise) und Power Metal (wenig). Dabei wirkt jeder Track eigenständig, das Album aber nicht inhomogen.
Sicherlich nicht für jeden Death-Metal-Fan das Richtige ist der streckenweise eingesetzte Klargesang - für mich im diesem Kontext absolut passend. Stimmlage Tenor, jedoch ohne Einflüsse aus der Oper, kein Falsettgesang, kein Power-Metal-Faktor und insgesamt schwer zu beschreiben. Ich lege jedem nahe, zumindest mal kurz reinzuhören, denn zwischen Kaufgrund und Shopstopper kann der Stil des Sängers je nach Geschmack alles sein.
Anspieltipp: Der namensgebende Track "On Lonely Towers" ist für mich das absolute Highlight in seiner langsamen Entwicklung und intensiven Atmosphäre. "A Shapeless Derelict" respräsentiert das ganze Album aus meiner Sicht am besten.
Geschrieben am: 08.01.2017
Nicht meine Mischung
Craving war mir bis zum Kauf dieser CD unbekannt. Aber: Eine Mischung aus Black und Melo Death? Klingt, als würde es in mein Beuteschema passen. Was ich in der Artikelbeschreibung geflissentlich überlesen habe, ist der "heroische Klargesang". Ebenjenen kann ich in dem einen oder anderen Power-Metal-Album durchaus genießen, aber hier tue ich mich schwer. Die Melo-Death-Anteile verlieren damit ihre Härte, die Black-Metal-Anteile ihr düstere Atmosphäre. Insgesamt wirkt das Ganze (ungewollt?) deutlich positiver und optimistischer, als die Summe seiner Teile erwarten lässt, kollidiert dann jedoch mit Texten und Attidtüde/Aufmachung.
Was bleibt also? Happy Power Black Metal? Hm... Ich weiß ja nicht.
Eine gute Idee (und passend umgesetzt) sind zwei Tracks, die russische Gedichte in Originalsprache vertonen. Ich verstehe zwar nichts, das mag aber durchaus zum Vorteil gereichen - die englischen Texte sind in meinen Ohren bestenfalls generisch-nichtssagend, im schlechtesten Fall absolut cheesy. Besonders in den Refrains wird das ganze dann unerträglich platt. Negatives Highlight ist das Intro, das vielleicht humorvoll gemeint ist, aber so oder so nicht ohne Fremdschämen funktioniert. Der Shout "Your craving is back"... - Echt jetzt? Scooter goes Metal?
Handwerklich gibt es wenig auszusetzen, auch wenn ich mir etwas mehr Dynamik gewünscht hätte. Die "Chor"-Passagen (könnte die Crowd in Wacken gewesen sein) sind mir zu unsauber, das mag aber auch als bewusste stilistische Entscheidung durchgehen. Wen die leicht spezielle Mixtur von Stilen nicht abschreckt, der macht hier vermutlich nichts falsch und kann durchaus Spaß mit Craving haben. Ich packe das Album jetzt nach den ersten Durchläufen in den Schrank und werde es so schnell nicht wieder hervorkramen.
Geschrieben am: 01.09.2016
Hohe Erwartungen - bitter enttäuscht
- (Selbst-)Beschreibung des Projekts: check
- (Erstaunlich umfangreiche) Teilnehmerliste mit bekannten und geschätzten Musikern: check
- (Halbwegs vernünftige) Vorab-Rezensionen: check
Eigentlich sind alle Voraussetzungen gegeben, um mit diesem Projekt eine wenigstens solide Leistung abzuliefern. Hat aber nicht geklappt - ich bin durchaus enttäuscht:
- Das Arrangement wirkt für mich uneinheitlich (es hat ja auch ein halbes Dutzend Musiker daran gewirkt) und unbeholfen. Von Vivaldi sind zwar Melodien geblieben, die sonstige Komplexität und Verspieltheit seines Werks verschwindet aber. Sie wird auch nicht ersetzt durch Härte, Spannung, Epik oder sonst was, die einzelnen Titel bleiben einfach flach. Klingt erstmal verkopft, heißt für mich aber: Der Funke springt auch nach mehrfachem Hören nicht über. Es gibt keinen Hook, kein Solo, kein Break oder DIE eine Stelle, die im Ohr bleibt und Zugang zum Album schafft.
- Eigenwillige Abmischung: Der Mix klingt für mich unausgewogen, insbesondere bei mehreren Stimmen/Chören aber auch zwischen den Instrumenten. Vielleicht liegt es an der gestückelten Aufnahme in vielen Studios, jedenfalls wirkt kein einziger der Titel "wie aus einem Guss". Ein packendes Album kann das überspielen, hier stört es mich aber.
- Diese Stücke von Vivaldi mit Text zu versehen, halte ich schon nicht für die beste Idee. Hätte man aber, wenn die Entscheidung schon fällt, besser machen müssen. Ich finde weder tieferen Sinn noch klares Konzept darin, dabei liegt meine Toleranzwschwelle was Texte angeht schon sehr hoch ;)
Für klanglich anspruchslose Vivaldi-Fans mit Sammelwut für neue Bearbeitungen mag die CD kaufbar sein - ich rate eher davon ab. Für den Kopf hinter der CD mag ein Traum in Erfüllung gehen, ein Meisterwerk geschaffen hat er mit diesem Album aber nicht.