Alle Bewertungen von Martin T.
Geschrieben am: 12.08.2017
Erinnert an die Northern Kings, dennoch ein großartiges Coveralbum das Spaß macht!
Kennt hier jemand die Northern Kings? Unter diesen Namen haben sich Marco Hietala (Nightwish), Tony Kakko (Sonata Arctica), Jarkko Ahola (Teräsbetoni) und Juha-Pekka Leppäluoto (Charon, Sänger des ersten Poisonblack Albums) vor einigen Jahren zusammengetan um Popsongs aus den 80er Jahren (u.a. von Tina Turner, Kylie Minogue, Seal, David Bowie, Peter Gabriel, Lionel Richie, Billy Idol, Phil Collins oder Dire Straits) im Metalstil zu covern, mit "Reborn" und "Rethroned" haben Northern Kings zwei wirklich coole Alben veröffentlicht die mir immer noch sehr viel Spaß bereiten.
Was dies mit Exit Eden zu tun hat? Nun die Herangehensweise ist ziemlich ähnlich, dadurch dass sich hier vier Sängerinnen aus der Metalszene zusammengetan haben um ebenfalls ein Coveralbum von diversen Popsongs aufzunehmen wirkt dies ein wenig wie die weibliche Version der Northern Kings.
Amanda Somerville (hat mit u.a. Avantasia, Epica und Kamelot zusammengearbeitet) ist wohl die bekannteste der vier Sängerinnen aber auch Clémentine Delauney dürfte durch ihre Arbeit mit Serenity und Visions Of Atlantis vielen Metalfans bekannt sein. Ergänzt werden die beiden von den mir bisher unbekannten Sängerinnen Anna Brunner und Marina La Torraca - während Marina ebenfalls schon mit Avantasia aufgetreten ist und ähnlich wie Amanda und Clémentine einen klassischen Hintergrund besitzt, ihre Stimme aber insgesamt sehr vielseitig einsetzt, bildet Anna Brunner mit ihrer eher tieferen Rockröhre einen wunderbaren Gegenpart zu den klassisch ausgebildeten Stimmen von Amanda, Clémentine und Marina.
Wie gesagt die Herangehensweise von Exit Eden und den Northern Kings ist sehr ähnlich, ein entscheidender Unterschied ist allerdings dass sich Exit Eden nicht auf Popsongs aus den 80er Jahren beschränken sondern auch Songs aus der Jahrtausendwende covern. Überhaupt wirkt die Songauswahl etwas mutiger als die der Northern Kings, Exit Eden haben hier Songs von Adele (Skyfall), Lady Gaga (Paparazzi), Madonna (Frozen), Rihanna (Unfaithful); Bryan Adams (Heaven), Katy Perry (Firework), Bonnie Tyler (Total Eclipse Of The Heart), Shontelle (Impossible, die Version von James Arthur ist aktuell wahrscheinlich etwas bekannter) und den Backstreet Boys (Impossible) ausgewählt was für viele Metalfans wohl ziemlich harter Tobak sein wird ;), da wirkt die Auswahl von Depeche Mode (A Question Of Time) und Visage (Fade To Grey) im Vergleich dazu ziemlich harmlos :).
Ich kann mir vorstellen dass die Songauswahl nicht jedermanns Sache ist, ich finde sie wiederum sehr spannend und ich bin sehr begeistert was man aus den Songs gemacht hat. Wenn z.B. ein Backstreet Boys Song hier nun wie eine atmosphärische Metalhymne klingt ist das schon sehr beeindruckend, auch die anderen Songs erstrahlen plötzlich in einen ganz neuen Glanz.
"Rhapsodys In Black" wirkt vom Sound sehr episch und lebt einfach von den großartigen Sängerinnen die sich stimmlich ideal ergänzen. Bei "Frozen" und "Skyfall" ist noch dazu Simone Simons von Epica als Gastsängerin dabei während der Masterplan Sänger Rick Altzi für den männlichen Gegenpart bei "Total Eclipse Of The Heart" sorgt (Jim Steinman hätte hier seine wahre Freude wie sein Song, den er für Bonnie Tyler geschrieben hat, nochmal an Epik gewinnt, dies erinnert ein wenig an Xandrias großartige Coverversion von "I Would Do Anything For Love", diesen Song hat Jim Steinman ja für Meat Loaf geschrieben).
Eigentlich ist es unfair einzelne Songs großartig hervorzuheben, das Album macht einfach als Ganzes gehörig Spaß und begeistert durch die gesangliche Leistung von Amanda, Clementine, Anna, Marina und natürlich auch Simone!
Geschrieben am: 05.08.2017
Das erste "Verfallen" Album ist um einiges stärker...
Nachdem Verfallen Folge 1: Astoria vor nicht einmal 6 Monaten erschienen ist folgt nun bereits ein Nachfolgealbum wo die Story, die auf einem Roman von Kai Meyer basiert, weiter gesponnen wird. Es ist schon mutig innerhalb von so einer kurzen Zeit 2 Alben zu veröffentlichen ohne dass der Eindruck einer Resteverwertung an Songs entsteht. Ob es sich nun um eine Resteverwertung handelt sei dahingestellt aber mit "Fortsetzung folgt... 2" und "SouveniReprise" stehen am Anfang und am Ende des Albums schon mal 2 Songs die musikalisch direkt an "Fortsetzung folgt.. 1" bzw. "Souvenir, Souvenir" anschließen, in "SouveniReprise" gibt es auch vereinzelte musikalische Zitate aus "Loreley". Es ist zwar nicht das erste Mal dass bei ASP auf musikalische Art und Weise ältere Songs zitieren, dennoch halte ich das nicht gerade für besonders einfallsreich...
Wie auch immer mit dem eigentlichen Intro "Bitte nicht stören" und "Unwesentreiben" startet "Verfallen Folge 2: Fassaden" meiner Meinung nach etwas unspektakulär, für mich dümpelt "Unwesentreiben" jedenfalls eher so vor sich hin als dass der Song großartig mitreißt. Das flotte "OdeM" weiß da schon eher zu Gefallen auch wenn mich der Refrain von der Melodieführung ein wenig an "Panik" von "Aus der Tiefe" erinnert.
"Zwischentöne: Höhepunkt" ist dann der erste atmosphärische Höhepunkt, der Song wird von Akustikgitarren und dem großartigen, emotionalen Gesang von Asp getragen und sorgt für wahre Gänsehaut!
"Zwischentöne: Höhepunkt" geht direkt in "Das Kollektiv" über wo man sich bei den von Thomas Zöller gespielten Dudelsäcken unfreiwillig an "Zaubererbruder - Der Krabat Liederzyklus" erinnert fühlt, dennoch weiß der Song durchaus zu begeistern und ich bin schon sehr auf die Liveumsetzung gespannt.
"Hinter den Flammen" ist mit über 8 Minuten der längste Song auf dem Album und fällt für mich leider wieder etwas ab. Obwohl die überlangen Songs von ASP wie z.B. "Fading Away", "Die Ruhe vor dem Sturm", "Ballade von der Erweckung" oder "Unverwandt" für mich bisher eigentlich immer zu den Highlights zählten funktioniert "Hinter den Flammen" vom Songaufbau meiner Meinung nach nicht so wirklich, die mehrmaligen Wechsel zwischen langsameren und schnelleren Parts passen irgendwie nicht so recht zusammen und ich habe hier zum ersten Mal den Eindruck dass ein Song von ASP zu sehr in die Länge gezogen wird.
"Zwischentöne: Abfall" ist ähnlich wie "Zwischentöne: Höhepunkt" auf Akustikgitarren aufgebaut, besitzt aber nicht dessen Atmosphäre und wirkt auf mich eher langweilig.
Mit "Köder" und den zweiteiligen "Ich lösche dein Licht" / "Ich lösche dein Licht (Reprise)" folgen dafür wahre Highlights, die Songs erinnern ein wenig an Paradise Lost zu "One Second" Zeiten und sind wahre Gothic Rock Hymnen die vom großartigen Gesang von Asp leben. Bei "Ich lösche dein Licht (Reprise)" brilliert außerdem auch noch Sören Jordan an der Gitarre der ein großartiges Gitarrensolo beisteuert, ich sage mal dass sowohl "Köder" als auch "Ich lösche dein Licht" wahre Livesongs sind die mit ziemlicher Sicherheit abgefeiert werden.
Die Pianoballade "Ich bringe dir nichts mehr" und der Midtempo Song "Umrissmann" fallen dafür für mich leider wieder ab, ich finde es schon schade wie sehr die Qualität des Albums irgendwie hin und her pendelt.
"Verfallen Folge 2: Fassaden" ist sicherlich kein schlechtes Album aber im direkten Vergleich fand ich "Verfallen Folge 1: Astoria" abwechslungsreicher und stärker, mit "Odem", "Zwischentöne: Höhepunkt", "Das Kollektiv", "Köder", "Ich lösche dein Licht" und "Ich lösche dein Licht (Reprise)" gibt es durchaus Höhepunkte, die restlichen Songs können dieses hohe Niveau allerdings meiner Meinung nach nicht halten.
Vielleicht war es keine gute Idee zwei Alben innerhalb von einem so kurzen Zeitraum zu veröffentlichen, wenn man bedenkt dass in diesem Jahr insgesamt 4 ASP Veröffentlichungen erschienen sind (Fassaden, Neuauflage der Geisterfahrer EP, Live CD Box und das "Knochenmann" Comicbuch inklusive Song CD) finde ich den Arbeitsprozess von ASP mittlerweile sowieso ziemlich übertrieben. Auf Dauer stellt sich einfach ein Sättigungsgefühl ein, eine solche Omnipräsenz mit fast monatlichen Berichten im "Haus-und-Hof-Magazin" Orkus (schön langsam frage ich mich ob die was für die unzähligen ASP Berichte bekommen...) nervt einfach auf Dauer, es wäre meiner Meinung nach weitaus klüger auch mal kürzer zu treten um den Fans ebenfalls eine Pause zu gönnen...
Geschrieben am: 07.04.2017
"You can't escape - escape the hands of time!"
Aeverium gehören für mich zu den vielversprechendsten und besten Neuentdeckungen der letzten Jahre. Bereits mit dem großartigen Debutalbum "Break Out" hat die sympathische Band rund um Gesangsduo Aeva Maurelle und Marcel "Chubby" Römer einen eigenen, stilübergreifenden Sound irgendwo zwischen Gothic, Symphonic und Modern / Nu Metal kreiert der sich nur schwer in eine bestimmte Szene einordnen lässt und so für einen frischen Wind im sogenannten Female Fronted Metal Bereich gesorgt hat. Mit dem bärenstarken Debutalbum im Rücken bekamen Aeverium die Chance mit u.a. Xandria, Delain, Moonspell und Kamelot als Support Band zu touren, außerdem sorgte man beim Castle Rock 2015 für einen im wahrsten Sinne des Wortes "heißen" Auftritt -> im Hochsommer spielten Averium bei Rekord Temperaturen von bis zu 40 Grad gleich als erste Band am frühen Nachmittag und sorgten mit einer Pyroshow dafür dass die Temperaturen noch mehr in die Höhe getrieben wurden ;).
Bei Kamelot haben Aeverium anscheinend einen besonders großen Eindruck hinterlassen. Nachdem Aeverium bereits im April 2016 einige Support Shows für Kamelot gespielt haben bekamen sie im Oktober 2016 erneut die Chance gemeinsam mit Kamelot zu touren. Diesmal als Main Support mit einer etwas längeren Setlist, darüber hinaus agierte Aeva Maurelle bei einigen Kamelot Songs als Gastsängerin auf der Bühne und auch Marcel Römer war bei einen Kamelot Song als Gastsänger dabei. Für eine Band die erst ihr Debutalbum veröffentlicht hat ist dies schon ein beeindruckender Weg.
Mit "Time" ist nun fast auf den Tag genau 2 Jahre nach "Break Out" das zweite Album erschienen und ich war sehr gespannt ob Aeverium das hohe Niveau von "Break Out" halten können. Und ich kann nur sagen dass "Time" dem Debutalbum in nichts nachsteht, im direkten Vergleich überraschen Songs wie "Hunted", "Brave New World" oder "Can't Break Me Down" sogar mit einem Industrial Sound der so auf "Break Out" noch nicht vertreten war. Dies zeigt dass Aeverium nicht auf der Stelle treten und ihren Weg konsequent weiter gehen.
Bei "Hunted" und "Brave New World" erinnern die Industrial Elemente ein wenig an Megaherz bzw. Eisbrecher (Keyboarder Andreas Delvos, der gemeinsam mit Gitarrist Michael Karius das Songwriter Team bildet, ist auch ein großer Fan dieser beiden Bands) aber alleine der Wechselgesang von Aeva und Chubby drücken den Songs ihren eigenen Stempel auf. "Hunted" ist durch die Tempi Wechsel (mal schneller, mal langsamer) etwas vielschichtiger und wächst mit jeden Hören, während "Brave New World" atmosphärischer wirkt und mit seinem mitreißenden, teilweise zweistimmigen Refrain gleich beim ersten Hören begeistert. Chubby sorgt beim Refrain für einige mächtige Growls die den Song umso mehr voran treiben, auf der anderen Seite glänzt Aeva mit ihrer ausdrucksvollen Stimme, hier zeigt sich was für ein großartiges Gesangsduo die beiden bilden.
"Can't Break Me Down" ist zwar auch Industrial lastig, geht aber einen anderen Weg. Irgendwo zwischen Nine Inch Nails, Korn (Chubby's Gesang erinnert hier an Jonathan Davis) oder Pain (Zweitband des Hypocrisy Sängers Peter Tägtgren) ist "Can't Break Me Down" ein absoluter Hammersong wo sich die Band in einen wahren Rausch spielt. Auch hier begeistert der zweistimmige Refrain, außerdem zeigt Aeva mit klassischen Gesangsparts all ihre Klasse. Ein Industrial Song mit klassischen Gesangsparts? Jawoll und das Ergebnis spricht für sich, Aeverium haben bereits bei "Break Out" gezeigt dass sie musikalische Grenzen sprengen und gerade dies macht die Band auch aus. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf eine Liveumsetzung von "Can't Break Me Down" wo ich mir ziemlich sicher bin dass beim Publikum Party angesagt ist.
Der Titelsong "Time" geht wiederum einen gänzlich anderen Weg, ich würde diesen als klassischen Rocksong bezeichnen wo Marcel und Aeva mal abwechselnd, mal miteinander singen, das ganze gipfelt einmal mehr in einen großartigen zweistimmigen Refrain. Gegen Ende ist es dann Michael Karius der mit einem großartigen Gitarrensolo ein klassisches Hard Rock Feeling erzeugt. In einer Rezension habe ich gelesen wie die musikalische Ausrichtung des Titelsongs mit Delain oder auch Serenity verglichen wird, bei allen nötigen Respekt vor diesen beiden Bands aber ich sehr bzw. höre hier nicht wirklich Gemeinsamkeiten....
"What About Me" erinnert von den bisherigen Songs noch am ehesten an das Debutalbum "Break Out" hier treffen Gothic und Modern Metal im Stil von Linkin Park oder auch Disturbed aufeinander. Aeva ist in den Strophen etwas präsenter während der Refrain einmal mehr von zweistimmigen Gesang lebt, die zweite Songhälfte begeistert dann mit einen Part wo Chubby von Flüstergesang bis zum kraftvollen Gesang sein ganzes Spektrum zeigt während Aeva diesen Part mit klassischen Gesang ergänzt. Die Vielseitigkeit von Aeverium ist einfach beeindruckend und macht "What About Me" zu einem wahren Ohrwurm zu dem übrigens ein großartiger Videoclip gedreht wurde.
Bei "Home" wechseln sich balladeske Strophen mit einen rockenden Refrain ab dadurch entsteht eine großartige Halbballade bei der die Strophen von Aevas emotionalen Gesang getragen werden während Marcel im Refrain für den entsprechend rockigen Gegenpart sorgt. Ein wahrer Gänsehautsong bei dem Aeva zeigt dass sie mit zu den besten Sängerinnen im Metalbereich gehört! Gegen Ende ist es dann Michael Karius der wieder für ein grandioses Solo sorgt das mich fast schon an selige Savatage Zeiten erinnert (Ruhe in Frieden Criss Oliva....).
"Resurrected" ist ein sehr atmosphärischer Song irgendwo zwischen Gothic, Metal und Dark Wave Elementen. Aevas wunderschöner Gesang fesselt gleich zu Beginn den Hörer, die Rockröhre von Marcel gesellt sich dann später dazu was zu einem zweistimmigen Refrain führt der für wahre Gänsehaut sorgt. "Resurrected" erinnert ein wenig an Evanescence zu "Fallen" Zeiten, gleichzeitig zeigt sich hier wie Lacuna Coil eventuell klingen würden wenn sie ihren Stil von "Comalies" (meiner Meinung nach ihr bestes Album) beibehalten und weiterentwickelt hätten, stattdessen haben die Italiener aber leider ihre musikalische Ausrichtung komplett verändert und sich von ihren Wurzeln entfernt...
"Vale Of Shadows" klingt in den Strophen eher ruhig und düster, explodiert aber dann in einem schnellen und Metal lastigen Refrain. Hier ergänzen sich melodische Elemente, Atmosphäre und Härte perfekt, dazu kommt ein moderner Sound der ähnlich wie bei "What About Me" an "Break Out" erinnert.
"The World Inside My Head" erinnert zu Beginn an Paradise Lost zu "One Second" Zeiten bevor Aevas klassischer Gesang einsetzt und sie sich im Laufe des Songs mit Chubby einmal mehr ein beeindruckendes Duett liefert. Ein fast schon klassischer Gothic Rock Song aber dennoch im typischen Aeverium Stil wo sowohl Aeva als auch Chubby ihre Stimmen sehr vielseitig einsetzen.
Mit der gefühlvollen Ballade "My Farewell" wird dann ein ganz großes Album beendet. Dieser Song gehört alleine Aeva, deren Stimme hier unglaublich emotional rüberkommt und für wahre Gänsehaut sorgt. Ein wenig entsteht der Eindruck dass im Hintergrund ein Chor auszumachen ist, nachdem aber im Booklet diesbezüglich keine Info angegeben ist vermute ich eher das Aeva mehrere unterschiedliche Parts für den Song eingesungen und so sämtliche Gesangsspuren von ihr stammen. Das sorgt für ganz großes Kino, allerdings wird man dies so live natürlich nicht umsetzen können, dennoch würde es mich sehr freuen diese Gänsehautballade auch mal live zu hören.
Als Fazit kann ich nur sagen dass Aeverium erneut ein ganz großes und vielseitiges Album erschaffen haben, das sogar noch etwas ausgereifter als "Break Out" klingt und von dem stilübergreifenden Sound sowie den beiden herausragenden Sängern lebt. Sowohl Chubby als auch Aeva besitzen ein ganz großes stimmliches Spektrum und ergänzen sich auf hervorragende Art und Weise.
Wie bei "Break Out" ist auch hier die Deluxe Edition von "Time" sehr zu empfehlen, diese enthält eine Bonus CD mit insgesamt 8 Akustikversionen. Mit "Rest in Peace"; "What Are You Waiting For" und "To Live Forever" wurden 3 Songs von "Break Out" entsprechend neu eingespielt und von "Time" sind auf der Bonus Disc Akustikversionen von "The World Inside My Head", "Brave New World", "Home", "Time" und "My Farewell" vertreten. Bei diesen Akustikversionen entlocken Aeverium ihren Songs ganz neue Facetten und es beeindruckt sehr wie Songs, die im Original einen sehr stilübergreifenden Sound besitzen, auch im akustischen Rahmen wunderbar funktionieren.
Besonders erwähnenswert ist die Akustikversion von "My Farewell" da diese für eine große Überraschung sorgt. Im Gegensatz zur Originalversion, die alleine von Aevas Stimme getragen wird, ist Chubby bei der Akustikversion "My Farewell" der alleinige Sänger. Chubby beeindruckt hier mit einer sehr gefühlvollen Stimme die den Hörer genauso berührt wie Aeva bei der Originalversion. Dass eine solche Gänsehautballade wie "My Farewell" sowohl mit Aeva als auch mit Chubby als alleinigen Sänger/in funktioniert spricht für die Klasse der beiden, da wünscht man sich auch eine Version des Songs die von beiden gemeinsam gesungen wird!
Geschrieben am: 07.12.2016
Das erste Verfallen Album ist um einiges stärker...
Nachdem Verfallen Folge 1: Astoria vor nicht einmal 6 Monaten erschienen ist folgt nun bereits ein Nachfolgealbum wo die Story, die auf einem Roman von Kai Meyer basiert, weiter gesponnen wird. Es ist schon mutig innerhalb von so einer kurzen Zeit 2 Alben zu veröffentlichen ohne dass der Eindruck einer Resteverwertung an Songs entsteht. Ob es sich nun um eine Resteverwertung handelt sei dahingestellt aber mit "Fortsetzung folgt... 2" und "SouveniReprise" stehen am Anfang und am Ende des Albums schon mal 2 Songs die musikalisch direkt an "Fortsetzung folgt.. 1" bzw. "Souvenir, Souvenir" anschließen, in "SouveniReprise" gibt es auch vereinzelte musikalische Zitate aus "Loreley". Es ist zwar nicht das erste Mal dass bei ASP auf musikalische Art und Weise ältere Songs zitieren, dennoch halte ich das nicht gerade für besonders einfallsreich...
Wie auch immer mit dem eigentlichen Intro "Bitte nicht stören" und "Unwesentreiben" startet "Verfallen Folge 2: Fassaden" meiner Meinung nach etwas unspektakulär, für mich dümpelt "Unwesentreiben" jedenfalls eher so vor sich hin als dass der Song großartig mitreißt. Das flotte "OdeM" weiß da schon eher zu Gefallen auch wenn mich der Refrain von der Melodieführung ein wenig an "Panik" von "Aus der Tiefe" erinnert.
"Zwischentöne: Höhepunkt" ist dann der erste atmosphärische Höhepunkt, der Song wird von Akustikgitarren und dem großartigen, emotionalen Gesang von Asp getragen und sorgt für wahre Gänsehaut!
"Zwischentöne: Höhepunkt" geht direkt in "Das Kollektiv" über wo man sich bei den von Thomas Zöller gespielten Dudelsäcken unfreiwillig an "Zaubererbruder - Der Krabat Liederzyklus" erinnert fühlt, dennoch weiß der Song durchaus zu begeistern und ich bin schon sehr auf die Liveumsetzung gespannt.
"Hinter den Flammen" ist mit über 8 Minuten der längste Song auf dem Album und fällt für mich leider wieder etwas ab. Obwohl die überlangen Songs von ASP wie z.B. "Fading Away", "Die Ruhe vor dem Sturm", "Ballade von der Erweckung" oder "Unverwandt" für mich bisher eigentlich immer zu den Highlights zählten funktioniert "Hinter den Flammen" vom Songaufbau meiner Meinung nach nicht so wirklich, die mehrmaligen Wechsel zwischen langsameren und schnelleren Parts passen irgendwie nicht so recht zusammen und ich habe hier zum ersten Mal den Eindruck dass ein Song von ASP zu sehr in die Länge gezogen wird.
"Zwischentöne: Abfall" ist ähnlich wie "Zwischentöne: Höhepunkt" auf Akustikgitarren aufgebaut, besitzt aber nicht dessen Atmosphäre und wirkt auf mich eher langweilig.
Mit "Köder" und den zweiteiligen "Ich lösche dein Licht" / "Ich lösche dein Licht (Reprise)" folgen dafür wahre Highlights, die Songs erinnern ein wenig an Paradise Lost zu "One Second" Zeiten und sind wahre Gothic Rock Hymnen die vom großartigen Gesang von Asp leben. Bei "Ich lösche dein Licht (Reprise)" brilliert außerdem auch noch Sören Jordan an der Gitarre der ein großartiges Gitarrensolo beisteuert, ich sage mal dass sowohl "Köder" als auch "Ich lösche dein Licht" wahre Livesongs sind die mit ziemlicher Sicherheit abgefeiert werden.
Die Pianoballade "Ich bringe dir nichts mehr" und der Midtempo Song "Umrissmann" fallen dafür für mich leider wieder ab, ich finde es schon schade wie sehr die Qualität des Albums irgendwie hin und her pendelt.
"Verfallen Folge 2: Fassaden" ist sicherlich kein schlechtes Album aber im direkten Vergleich fand ich "Verfallen Folge 1: Astoria" abwechslungsreicher und stärker, mit "Odem", "Zwischentöne: Höhepunkt", "Das Kollektiv", "Köder", "Ich lösche dein Licht" und "Ich lösche dein Licht (Reprise)" gibt es durchaus Höhepunkte, die restlichen Songs können dieses hohe Niveau allerdings meiner Meinung nach nicht halten.
Vielleicht war es keine gute Idee zwei Alben innerhalb von einem so kurzen Zeitraum zu veröffentlichen, wenn man bedenkt dass in diesem Jahr insgesamt 4 ASP Veröffentlichungen erschienen sind (Fassaden, Neuauflage der Geisterfahrer EP, Live CD Box und das "Knochenmann" Comicbuch inklusive Song CD) finde ich den Arbeitsprozess von ASP mittlerweile sowieso ziemlich übertrieben. Auf Dauer stellt sich einfach ein Sättigungsgefühl ein, eine solche Omnipräsenz mit fast monatlichen Berichten im "Haus-und-Hof-Magazin" Orkus (schön langsam frage ich mich ob die was für die unzähligen ASP Berichte bekommen...) nervt einfach auf Dauer, es wäre meiner Meinung nach weitaus klüger auch mal kürzer zu treten um den Fans ebenfalls eine Pause zu gönnen...
Geschrieben am: 24.11.2016
Das Vermächtnis einer herausragenden Sängerin...
Als Amorphis voriges Jahr ihr Album "Under The Red Cloud" veröffentlichten bin ich auch zum ersten Mal auf die Sängerin Aleah Starbidge aufmerksam geworden die beim Song "White Night" als Gastsängerin zu hören ist. Ich war von Anfang an von ihrer Stimme fasziniert und erkundigte mich erstmals über ihr bisheriges musikalisches Schaffen. Dass sie bereits bei einigen Songs von Swallow The Sun als Gastsängerin dabei war wusste ich nicht, ich muss aber auch sagen dass ich Swallow The Sun nach deren Album "Hope" irgendwie aus den Augen verloren habe. Somit habe ich die Zusammenarbeit mit Aleah, die beim Nachfolgealbum "New Moon" begonnen hat, quasi verpasst aber besser spät als gar nicht wurde dadurch auch wieder mein Interesse an Swallow The Sun und deren Alben nach "Hope" geweckt :).
Sehr spannend fand ich es zu lesen dass Swallow The Sun Gitarrist Juha Raivio gemeinsam mit Aleah das Projekt Trees Of Eternity ins Leben gerufen hat und die beiden dafür mit durchaus namhaften Musikern zusammenarbeiten. Als großer Katatonia Fan stieg schon mal mein Interesse als ich gelesen habe dass die ehemaligen Mitglieder Fredrik und Mattias Norrman an der Gitarre und am Bass mitwirken, darüber hinaus wird Trees Of Eternity vom Schlagzeuger Kai Hahto ergänzt der ja derzeit bei Nightwish aktiv ist.
Im Jahr 2013 wurde bereits eine erste Promo CD aufgenommen, als ich deren Songs "My Requiem", "A Million Tears", "Black Ocean" und "Sinking Ships" voriges Jahr zum ersten Mal hörte hatte ich das Gefühl dass hier etwas ganz großes entsteht. Atmosphärischer Doom / Gothic Metal, der durchaus an Juhas Stammband Swallow The Sun erinnert, trifft auf die unglaublich emotionale Stimme von Aleah während auf männlichen (Growl)Gesang verzichtet wird. Aber gerade die Tatsache dass man im Vergleich zu anderen Doom Metal Bands wie z.B. Draconian ohne Growlgesang arbeitet macht den Sound von Trees Of Eternity aus. Ein wenig hat das ganze was von The Gathering zu "Mandylion" / "Nighttime Birds" Zeiten aber mit der Akustikballade "Sinking Ships" in bester Singer / Songwriter Tradition zeigen Trees Of Eternity dass sie durchaus auch ihren eigenen Weg gehen, außerdem ist Aleahs Gesang nicht wirklich mit der hellen Stimmfarbe von der damaligen The Gathering Sängerin Anneke Van Giersbergen zu vergleichen. Aleah Stimme ist eher dunkel gefärbt und hat ein wenig was "gespenstisches" um es mal so zu sagen, nicht umsonst wird Aleahs Gesang von einigen Seiten gerne als "ghostly female vocals" bezeichnet.
Jedenfalls hat dadurch vor einem Jahr meine Wartezeit auf das eigentliche Debutalbum von Trees Of Eternity begonnen und ich habe mich immer wieder erkundigt ob es Neuigkeiten dazu gibt. Auf der Facebook Seite habe ich dann einen älteren Eintrag gefunden in dem angekündigt wurde dass Antimatter Sänger Mick Moss für das Debutalbum als Gastsänger eingeladen wurde und er seine Parts bereits eingesungen hat. Meine Vorfreude stieg somit ins Unermessliche, ich konnte es kaum erwarten die unglaubliche charismatische Stimme von Mick Moss im Duett mit Aleah zu hören.
Im April 2016 kam es dann zur Tragödie, es wurde bekannt gegeben dass Aleah an den Folgen einer Krebserkankung gestorben ist. Zunächst dachte ich an einen schlechten Scherz da dies zu Beginn von Draconian Sängerin Heike Langhans verbreitet wurde. Heike und Aleah waren anscheinend gut befreundet und sie stammen auch beide ursprünglich aus Südafrika, dennoch wollte ich dies zuerst nicht glauben, erst als sich Juha geäußert hat wurde es zur traurigen Realität...
Die Nachricht traf mich wie ein Blitz, obwohl ich Aleah nicht persönlich kannte hat mich eine Todesnachricht selten so geschockt und mit Tränen in den Augen zurückgelassen. Ich konnte und kann es eigentlich immer noch nicht glauben dass eine herausragende Sängerin wie Aleah den Kampf gegen eine so fatale Krankheit verloren hat obwohl sie mit gerade Mal 39 Jahren jünger war als ich.....
Wenn man dann auch noch die Worte von Juha liest, die verdeutlichen dass er und Aleah auch privat ein Paar waren wirkt das ganze umso tragischer.... : "I lost the love of my life, my life companion for 7 years and also my musical companion and inspiration."
Der einzige Trost, wenn man dies überhaupt so bezeichnen kann, war die Ankündigung von Juha dass das Trees Of Eternity Album dennoch veröffentlicht wird, Aleah konnte also noch sämtliche Parts einsingen. "Hour Of The Nightingale" ist somit also sowohl das Debutalbum als auch das Vermächtnis von Aleah...
Auch wenn der Veröffentlichungstermin der CD und der Vinyl verschoben werden musste (im Presswerk gab es Verwechslungen bezüglich des VÖ-Datums) wurde das Album zumindest mal in digitaler Form offiziell veröffentlicht (auf iTunes bzw. Amazon als MP3 Downloadversion).
Und was soll ich großartig sagen, "Hour Of The Nightingale" ist ein Album dass den Hörer vom Anfang bis Ende fesselt. Die Songs von der Promo CD erstrahlen in einem überarbeiteten und neuen Glanz, bei "Comdemned To Silence" kommt es zum magischen Duett zwischen Aleah und Mick Moss und für den letzten Song des Albums, den über 9 minütigen Epos "Gallows Bird", hat man sich noch einen zweiten Gastsänger eingeladen. Niemand anderes als Nick Holmes von Paradise Lost ist hier als Duettpartner von Aleah zu hören da wundert es auch nicht dass "Gallows Bird" auch musikalisch an Paradise Lost zu ihren absoluten Glanzzeiten erinnert.
Aber eigentlich ist es unfair spezielle Songs hervorzuheben da das Album in seiner Gesamtheit wirkt und von der unglaublich emotionalen Atmosphäre lebt die sowohl von Aleahs Stimme als auch von der Musik an sich ausgeht.
Es fällt mir schwer noch mehr zu "Hour Of The Nightingale" zu schreiben, Trees Of Eternity haben hier ohne Zweifel ein absolutes Highlight in diesem Musikjahr erschaffen und Aleahs letzte Gesangszeile auf dem Album lässt trotz der traurigen Umstände den Hörer mit einem Funken Hoffnung zurück dass sie durch ihre Musik auf ewig in den Herzen der Fans weiterlebt:
"A life begins where a journey ends"
Geschrieben am: 22.10.2016
Frischer Wind im Female Fronted Metal Bereich!
"Der Gothic Metal stagniert, die eine Hälfte des Genres verweichlicht, während uns die andere Hälfte zwanghaft vorgaukelt, es wäre immer noch 1995. Aber das Genre deswegen verloren geben? Von wegen! Das dachten sich auch Aeverium ' und entstaubten kurzerhand den 'Female-Fronted Metal' und seine Ableger. Entledigten ihn seiner Insignien, seines Pathos und seiner angeblichen Regeln. Eine neue Macht erhebt sich und wir sind dabei, wenn Aeverium die Früchte ihrer harten Arbeit ernten."
Es ist schon eine gewagte Ansage die Aeverium auf ihrer Homepage in der Bandbeschreibung tätigen, die Band schafft es aber sehr wohl ihren großen Worten auch entsprechende Taten folgen zu lassen was vor allem daran liegt dass musikalische Grenzen ad acta gelegt werden und Modern Metal im Stile von Korn, Linkin Park oder auch Disturbed auf Gothic und teilweise Symphonic Metal trifft. Evanescence haben dies mit "Bring Me To Life" teilweise vorgemacht und in meinen Augen Lacuna Coil (die sich ja immer mehr in Richtung Modern Rock/Metal entwickelt haben) zu einen ähnlichen Weg inspiriert, Aeverium legen aber im Vergleich zu Lacuna Coil noch eine Schippe drauf was den Härtegrad angeht und haben mit Marcel Roemer meiner Meinung nach einen weitaus kraftvolleren und ausdrucksstärkeren Sänger .
Bereits beim Opener und Titeltrack zeigt Marcel Roemer sämtliche stimmliche Facetten: er rappt, shoutet und auch beim klaren Gesang überzeugt er mit seiner tiefen und charismatischen Stimme. Zu Beginn hat man eher den Eindruck es mit einer Modern Metal als mit einer Gothic Metal Band zu tun zu haben, dazu trägt auch die großartige Produktion bei die den Sound unglaublich kraftvoll klingen lässt (Sander Gommans, früher bei After Forever, hatte hier seine Hände im Spiel). Erst wenn der weibliche Gegenpart Aeva Maurelle zu hören ist schimmern die Gothic Einflüsse durch, gerade diese stilübergreifende Herangehensweise macht den Titelsong und generell den Sound von Aeverium aus.
Während Aeva beim Titelsong noch eher im Hintergrund agiert und Marcel mehr in Vordergrund steht werden die Rollen beim zweiten Song "Distrust" getauscht, hier ist Aeva eindeutig präsenter und zeigt ihr stimmliches Potential. Und dieses ist unglaublich groß, während sie bis kurz vor Songende mit einer sehr kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme überzeugen kann packt sie für eine kurze Passage gegen Ende plötzlich klassisch augeprägten Operngesang aus der mit Größen wie Tarja Turunen oder Floor Jansen (zu After Forever Zeiten, bei Nightwish darf sie ja anscheinend ihren klassischen Gesang nicht einsetzen....) auf jeden Fall mithalten kann. Ähnlich wie "Break Out" lebt auch "Distrust" von der Kombination Modern / Gothic Metal wo Marcel und Aeva mal gegeneinander, mal miteinander, singen und mit der kurzen klassischen Gesangspassage von Aeva die Marcel mit "Distrust Me" Shouts kontert werden wohl endgültig musikalische Grenzen gesprengt. Szenepuristen werden damit vielleicht ein Problem haben, wer aber offen für einen stilübergreifenden Sound ist dem kann ich Aeverium mehr als nur empfehlen, ich bin jedenfalls sehr begeistert was Aeverium bereits auf ihren Debutalbum leisten.
Weitere Anspieltipps sind für mich: "Heavens Burning" (hierzu wurde auch ein Videoclip gedreht), "Endless Space" (mit der elektronischen Ausrichtung sind leichte Dark Wave Elemente auszumachen, Marcel begeistert hier mit seiner klaren, melodischen Gesangsstimme), die Gänsehautballade "The Ground Beneath Your Feet" wo Aeva Maurelle mit ihrem emotionalen Gesang im Mittelpunkt steht, die Type O Negative Verbeugung "Rest In Peace" (sowohl musikalisch als auch textlich, so heißt es im Text u.a. "I think of Bloody Kisses" oder "Remember Girlfriends girlfriend"; hier steht wiederum Marcel mit seiner klaren Gesangsstimme im Mittelpunkt), "The Other Side" (einmal mehr ein großartiger Mix aus Modern und Gothic Metal, die Rap und Shoutpassagen von Marcel ergänzen sich auf unglaubliche Weise mit den von Aeva getragenen Passagen), "What Are Your Waiting For" (mit Amanda Sommerville als Gastsängerin, die auch generell als Gesangscoach mitgewirkt und der Band so mit Rat und Tat zur Seite gestanden und den Gesang auch aufgenommen hat) und den epischen Abschlußsong "To Life Forever" wo Aevas Stimme unglaublich vielseitig rüberkommt und sie sowohl ihre "normale" als auch ihre klassisch ausgeprägte Gesangsstimme einsetzt.
Gerade was den Gesang angeht haben Aeverium mit Aeva Maurelle ein wahres Juwel am Mikro, die (ich sage es gerne nochmal) mit ihren klassischen Hintergrund einer Tarja Turunen und Floor Jansen sehr wohl Konkurrenz machen kann. Auch Marcel Romer ist ein Gewinn für Aeverium, mit seinem umfangreichen Gesangsstil (umfasst sowohl Rap- und Shoutpassagen als auch ausdrucksstarken klaren und melodischen Gesang) und generell der Verbindung Modern / Gothic / Symphonic Metal sorgen Aeverium für frischen Wind in der Szene wo sich andere Bands ganz warm anziehen müssen, "Break Out" ist einfach ein herausragendes Debutalbum!
Ich finde es darüber hinaus sehr beeindruckend wie Aeverium es auf der Bonus CD geschafft haben einen Song wie "Distrust" in eine Unplugged Version umzuarrangieren die den Song ganz neue Facetten entlockt, auch bei den Unplugged Versionen von "Heaven's Burning" und "The Ground Beneath Your Feet" zeigen Aeverium was für großartige Musiker sie sind. Ich finde es immer wieder spannend wenn Bands ihre Songs ins akustische Gewand umarrangieren und den Songs so neue Facetten entlocken von daher kann ich nur jedem empfehlen sich die limited edition von "Break Out" zu holen!
Geschrieben am: 28.06.2016
neue Band der früheren Kypteria Musiker, im direkten Vergleich leider enttäuschend...
Nachdem Krypteria im Jahr 2012 angekündigt haben dass man aufgrund der Schwangerschaft von Sängerin Ji-In Cho eine Pause einlegen wird und man seitdem wenig bis gar nichts gehört hat habe ich eigentlich kaum noch damit gerechnet dass sich die Musiker nochmal zusammentun, das letzte reguläre Album "All Beauty Must Die" liegt mittlerweile auch immerhin 5 Jahre zurück.
Vor etwa 2 Monaten wurde dann doch recht überraschend angekündigt dass man nun die Band "And Then She Came" gegründet hat, dies hat den Hintergrund dass Bassist Frank Stumvoll den Auftrag bekommen hat einen Soundtrack für den deutsch-amerikanischen Film "Bad Trip" zu komponieren und er dafür wieder mit Schlagzeuger S.C. Kuschnerus und Gitarrist Olli Singer zusammengearbeitet hat. Als dann Sängerin Ji-In Cho ebenfalls dazu kam sind anscheinend unabhängig vom ursprünglichen Soundtrack eigene Songs entstanden, die Folge war dann eben die Gründung von And Then She Came. Aufgrund der Bandbesetzung denkt man nun mal automatisch an Krypteria auch wenn Gitarrist und Gründungsmitglied Christoph Siemons als einziger nicht mehr dabei ist. Olli Singer hat diesen ja aufgrund von gesundheitlichen Problemen bei Liveauftritten ersetzt und war beim letzten Krypteria Album "All Beauty Must Die" involviert, nun gehört er bei And Then She Came weiterhin zur Bandbesetzung.
Musikalisch gesehen haben And Then She Came allerdings nicht wirklich viel gemeinsam mit Krypteria, während Krypteria im klassischen, symphonischen Metal / Hard Rock einzuordnen sind spielen And Then She Came eine Art Modern Rock / Nu Metal im Stile von Linkin Park, Evanescence und den neueren Lacuna Coil Sachen. Leider fällt es mir dadurch auch etwas schwer einen Zugang zu And Then She Came zu finden, man kann ja gerne an anderer Stelle nachlesen dass ich von den letzten Lacuna Coil Alben nicht allzu viel halte und And Then She Came gehen nun mal einen ähnlichen Weg. Bereits der im Vorfeld veröffentlichten Song "Hellfire Halo" konnte mich mit dem modernen Ansatz und den elektronischen Effekten bei Ji-Ins Gesang nicht wirklich überzeugen dadurch war meine Vorfreude auf das ganze Album ehrlich gesagt nicht allzu groß, das Interesse wie die anderen Songs so klingen war aber durchaus vorhanden.
Leider fängt das Album meiner Meinung nach nicht wirklich aufregend an, "Five Billion Lies" klingt ähnlich wie "Hellfire Halo", man versucht irgendwie auf Teufel komm raus großartig schnelle Parts mit elektronischen Beats sowie eigenartigen Effekten bei Ji-Ins Gesang unter einen Hut zu bringen was irgendwie so gar nicht funktioniert. Für einen kurzen Part fungiert Alissa White-Gluz von Arch Enemy als Gastsängerin dennoch wirkt das nicht wirklich aufregend, vielleicht sollte man mal bei Delain nachfragen wie man einen herausragenden Song mit einer Gastsängerin wie Alissa komponiert ("The Tragedy Of The Commons")....
"Public Enemy #1" wirkt dann mit elektronischen Beats, den mehrsprachigen Text (Deutsch, Englisch und Spanisch) und vor allem den deutschen Abzählreim "Eins und zwei und drei und vier, wer klopft da an meiner Tür? Fünf und sechs und sieben, acht - wer wagt es mich zu stören in später Nacht?" eher unfreiwillig komisch, Ji-In macht da noch dazu einen sehr auf Nina Hagen was irgendwie (bei allen nötigen Respekt vor Nina Hagen) eher lächerlich wirkt.
Gerade dann wenn man um jeden Preis versucht so schnelle Parts wie nur möglich zu spielen wie unter anderen auch bei "Where Do We Go From Here?" klingt das ganze irgendwie uninspiriert, bei dem ziemlich vertrackten "Spit It Out" wo sich schnelle und ruhige Parts abwechseln erkenne ich dann ehrlich gesagt kaum einen Songaufbau da hilft es auch nichts wenn Jen Majura (seit letztes Jahr bei Evanescence) bei diesem Song als Gastgitarristin mitwirkt.
Es gibt aber mit "Why So Serious?", "Who's Gonny Save You?", "Find Another Way", "If You Hate Me That's Okay, But..." und "Would You Die Tonight?" einige Songs wo man sich mehr auf den Songaufbau und melodische Parts konzentriert, dies klingt dann durchaus hörenswert und im Gegensatz zu den anderen Songs ein wenig versöhnlicher. Ein richtiges Highlight gibt es mit "I Carry On", der Song beginnt als Pianoballade und steigert sich dann zu einer wirklich großartigen Halbballade wenn ab etwa der zweiten Hälfte die ganze Band einsetzt. Hier ist noch am ehesten die Krypteria Vergangenheit erkennbar und vor allem Ji-In verzaubert bei "I Carry On" mit ihrem emotionalen Gesang da ist es schon ein wenig schade dass dieser Song eher die Ausnahme bei And Then She Came ist.
Was bleibt ist eine etwas zwiespältige Angelegenheit, mit den zuvor genannten Songs gibt es zwar durchaus einige Highlights allerdings finde ich die generelle musikalische Ausrichtung von And Then She Came eher enttäuschend, Krypteria geben mir da einfach wesentlich mehr....
Geschrieben am: 17.06.2016
Ein Album das Zeit braucht, sich dann aber umso mehr entfaltet!
Obwohl zwischen "The Fall Of Hearts" und dem letzten regulären Studioalbum "Dead End Kings" ganze 4 Jahre liegen waren Katatonia in dieser Zeit alles andere als untätig. Ein Jahr nach "Dead End Kings" erschien mit "Dethroned & Uncrowned" eine reduzierte Unplugged Version von "Dead End Kings" und es folgte eine entsprechende Unplugged Tour die im vorigen Jahr auf dem großartigen "Sanctitude" Mitschnitt auf CD, DVD und Blu-Ray verewigt wurde. Ein knappes halbes Jahr vor der "Sanctitude" Veröffentlichung erschien mit "Last Fair Deal Gone Night" noch ein weiterer Livemitschnitt zur Jubiläumstour von "Last Fair Deal Gone Down" (das Album wurde im Jahr 2011 komplett live gespielt) außerdem ging man 2013 gemeinsam mit Paradise Lost auf Tour wo das 10 jährige Jubiläum von "Viva Emptiness" gefeiert wurde (auch hier wurde das Album komplett gespielt, wer weiß vielleicht kommt ja noch ein weiterer Mitschnitt zu dieser Tour).
Katatonia waren in den letzten Jahren also durchaus fleißig aber nach 2 Livealben wird es jetzt auch endlich wieder Zeit für ein neues Studioalbum. Nach der unglaublich emotionalen Unplugged Tour war ich gespannt ob sich diese eventuell auch auf den Songwritingprozess zu "The Fall Of Hearts" ausgewirkt hat. Es scheint dass dies teilweise der Fall war, vor allem "Decima" und "Pale Flag" sind wunderbar gefühlvolle Balladen die Gänsehaut erzeugen und ideal zur Unplugged Tour gepasst hätten, "Pale Flag" wirkt auch ein wenig wie eine Katatonia Version von "Scarborough Fair" (die bekannteste Version ist wohl von Simon & Garfunkel) die diesem Klassiker ernsthafte Konkurrenz macht!
Abgesehen von diesen beiden Songs gehen Katatonia aber konsequent den Weg von "Dead End Kings" weiter, im direkten Vergleich wirkt "The Fall Of Hearts" zu Beginn vielleicht etwas weniger zugänglich, die Songs von "The Fall Of Hearts" entfalten erst nach und nach ihre Wirkung aber dann umso mehr. "Serein" und "Old Fall Hearts" kennt man vielleicht schon durch die im Vorfeld veröffentlichten Lyric Clips, dies sind wahrscheinlich auch die zugänglichsten Songs während das 7 minütige "Takeover" als erster Song des Albums etwas mehr Zeit braucht um den Hörer zu fesseln. Ein sehr vertrackter Song wo sich ruhige und schnellere Parts abwechseln, gerade die schnelleren Parts und die überragende Leistung des neuen Schlagzeugers Daniel Moilanen haben was von Tool. Auch in dem genialen Dreierpack "Sanction", "Serac" und "Residual" (was für ein Hammersong!!!) wird der Einfluss von Tool auf Katatonia recht deutlich, gleichzeitig werden bei diesen Songs auch Erinnerungen an "Viva Emptiness" wach wo man Tool ebenfalls schon recht nahe war. Der Vergleich mit Tool ist aber nicht als Kritik gemeint, im Gegenteil es ist einfach nur beeindruckend was Katatonia hier für Songs erschaffen haben, mit "Passer" (zweifellos der härteste Song des Albums), "Last Song Before The Fade" (beginnt zuerst ganz ruhig mit Pianoklängen, entwickelt sich dann aber zu einen ganz großen, bombastischen Song der sämtliche Facetten von Katatonia zeigt) und "The Night Subscriber" ("Viva Emptiness" lässt einmal mehr grüßen) gibt es beispielsweise wahre Livekracher während das wunderschöne "Shifts" mit seinen Pianoklängen, den verschiedenen Effekten im Hintergrund und dem emotionalen Gesang von Jonas Renkse verzaubert.
Erwähnenswert sind darüber hinaus auch die verschiedenen Bonustracks von "The Fall Of Hearts", da wäre zum einen das faszinierende, mit Elektroklängen unterlegte "Vakaren" (auf dem limitierten Mediabook) wo man Jonas Renkse erstmals in schwedischer Sprache singen hört, was diesen großartigen Song sehr speziell macht. Mit der elektronischen Ausrichtung erinnert "Vakaren" übrigens an das Wisdom Of Crowds Projekt von Jonas Renkse und Bruce Scoord (The Pineapple Thief) und hätte auch sehr gut auf deren Album gepasst.
Das balladeske "Sistere" ist nur auf der Vinyl Edition sowie der limitierten Deluxe Earbook Edition (mit CD, DVD und Vinyl, auch hier ist "Vakaren" oben) vertreten und lebt von Akustikgitarren, folkig angehauchten Klängen und einmal mehr von Jonas Renkses emotionalen Gesang,
Die Earbook Edition beinhaltet außerdem einen Download Code für die digitale Version von "The Fall Of Hearts" an, hier gibt es mit "Wide Awake In Quietus" auch einen eigenen Bonustrack. Bei "Wide Awake In Quietus" wirkt Greg Mackintosh von Paradise Lost als Gastgitarrist mit der eine wahre Mitsinghymne mit seinem Gitarrenspiel veredelt. Der Song wirkt "old school Paradise Lost lastig" und wäre live ein richtiger Kracher da es ist schon sehr schade dass "Wide Awake In Quietus" nur als Bonustrack der digitalen Version vorliegt. Auch wenn die Earbook Edition den entsprechenden Download Code beinhaltet aber eigentlich hätte es sich "Wide Awake In Quietus" verdient "regulär" auf CD vertreten zu sein, es ist zu hoffen dass es der Song zumindest in die ein oder andere Setlist der kommenden Konzerte schafft.
Für die Japan Edition von "The Fall Of Hearts" wurde übrigens ein weiterer Bonustrack aufgenommen, dies ist wohl ein etwas leidiges Thema dass die Japaner oft in den Genuss von exklusiven Bonustracks kommen, dies ist allerdings nicht nur bei Katatonia sondern auch bei vielen anderen Bands so. Meines Wissens nach soll dadurch verhindert werden dass sich die Japaner die billigeren Europa Importe bestellen, in Japan sollen CDs nämlich um einiges teurer sein als in Europa. Jedenfalls sollte es nicht unerwähnt bleiben dass es einen weiteren großartigen Bonustrack zu "The Fall Of Hearts" (wenn auch nur für die Japan Edition) gibt und zwar handelt es sich um eine Coverversion von den Judas Priest Song "Night Comes Down". Ich muss gestehen dass ich das Original nicht kenne und ich auch kein allzu großer Judas Priest Fan bin aber der Song scheint mit dem düsteren Text wie für Katatonia gemacht zu sein, wie der Titel schon sagt eine Hymne an die Nacht die ideal zu Katatonia passt.
Auch wenn es etwas ärgerlich ist wie die Bonustracks aufgeteilt sind handelt es sich bei "The Fall Of Hearts" um ein ganz großes Album mit dem Katatonia gleich doppelt Jubiläum feiern, ist es doch ihr 10. Studioalbum in der 25 jährigen Bandgeschichte. Im Zuge von "The Fall Of Hearts" habe ich übrigens auch "Dead End Kings" noch mehr zu schätzen gelernt, ich habe das Album ja damals mit 4 Sternen bewertet mittlerweile gehört es gemeinsam mit "The Fall Of Hearts" und "Viva Emptiness" zu meinen persönlichen Favoriten von Katatonia!
Nur so am Rande erwähnt, Katatonia werden ja gerne mit Opeth verglichen, auch wenn die beiden Bands gut befreundet sind sehe ich ehrlich gesagt nicht so viele Gemeinsamkeiten, im Gegensatz zu ihren Landsmännern sind Katatonia doch noch etwas mehr im Dark Metal Genre verwurzelt. Wenn schon dann würde ich eher Vergleiche mit Anathema ziehen, diese haben sich zwar wie Opeth ebenfalls von ihren Metal Wurzeln entfernt aber im Gegensatz zu Opeth klingen Anathema und Katatonia für mich weniger kopflastig (mir fällt es jedenfalls eher schwer mich auf die Musik von Opeth einzulassen) sondern mehr emotional.
"The Fall Of Hearts" ist für mich jedenfalls ein ganz großer Kandidat für das Album des Jahres 2016, ich frage mich welche Band das in diesem Jahr noch toppen soll!
Geschrieben am: 13.02.2016
Großartiges Nachfolgealbum zu "Songs Of Love And Death"
Bei Beyond The Black geht ja alles sehr schnell:
2014 gestartet spielten sie ihr erstes Konzert auf dem Wacken Festival bevor überhaupt irgendwelche Songs, geschweige denn ein Album veröffentlicht wurde, kurz darauf ging man als Vorgruppe von Saxon gemeinsam auf Tour. Anfang 2015 erschien dann mit "Songs Of Love And Death" das erste Album das in Deutschland (Platz 12) und Österreich (Platz 21) Chartserfolge feierte, es folgte die erste Headlinertour wo mit Masterplan eine Vorgruppe dabei die sich im Gegensatz zu Beyond The Black eigentlich bereits seit einigen Jahren einen Namen in der Metalszene erspielt hatte und jetzt erscheint fast genau 1 Jahr nach "Songs Of Love And Death" bereits das zweite Album "Lost In Forever". Dass hinter den ganzen ein großes Plattenlabel steckt, mit externen Songwritern gearbeitet wird und das Debutalbum komplett von Studiomusikern eingespielt wurde ist wohl verbunden mit dem schnellen Erfolg mit ein Grund dafür warum Beyond The Black ziemlich stark polarisieren.
Viele bezeichnen sie als Casting- bzw, Retortenband die nicht mal am Songwriting und Aufnahmeprozess involviert sind und der schnelle Aufstieg mithilfe einer großen Plattenfirma und der entsprechenden Werbung (u.a. auf RTL 2, Pro 7 oder VOX) ist für viele ein Dorn im Auge. Wenn man bedenkt dass andere Bands weitaus länger für ihren Erfolg gearbeitet haben kann man es den Leuten nicht verdenken wenn sie Beyond The Black kritisch betrachten und ich habe mir zu Beginn auch selber recht schwer getan "Songs Of Love And Death" unvoreingenommen zu bewerten. Dennoch musste ich einfach fair zugeben dass es ein musikalisch großartiges Album ist und live konnten mich Beyond The Black bei der gemeinsamen Tour mit Masterplan ebenfalls sehr begeistern.
Dementsprechend war ich sehr gespannt auf "Lost In Forever" wo sich als erstes vielleicht mal die Frage stellt ob die Bandmitglieder diesmal mehr am Songwriting beteiligt sind. Viel mehr eigentlich kaum, während Jennifer bei "Songs Of Love And Death" als Co-Writerin von 2 Songs ("When Angels Fall" und "Fall Into The Flames") angegeben wurde sind es diesmal 3 Songs - "Burning In Flames", "Nevermore" und "Heaven In Hell" - wo sie genannt wird. Mit "Beyond The Mirror" gibt es immerhin einen Song wo die Musik alleine von Gitarrist Nils Lesser geschrieben wurde ansonsten besteht das Haupt Songwriterteam wie beim ersten Album aus Mark Nissen, Hartmund Krech (haben beide u.a. mit Santiano, Faun oder auch DJ Ötzi gearbeitet...) und Johannes Braun (Kissin' Dynamite). Darüber hinaus ist Sascha Paeth bei einzelnen Songs als Songwriter ebenfalls wieder dabei - "Written In Blood", "Shine And Share" und "Love's A Burden" stammen von ihm - und er hat auch wieder beim Großteil der Songs Gitarrenparts beigesteuert. Tja für die Kritiker bietet sich da wohl wieder viel Angriffsfläche und letztendlich ist es irgendwie wenig überraschend dass so schnell ein Nachfolgealbum für "Songs Of Love And Death" fertig gestellt wurde wenn die Bandmitglieder selber kaum am Songwriting involviert sind...
Trotz allem sollte es eigentlich um die Musik gehen, es ist einfach bereits im Vorfeld alles schlecht zu reden bevor man dem Album überhaupt eine Chance gibt um beurteilen zu können ob es musikalisch überzeugen kann. Und so viel kann ich schon mal sagen, musikalisch gesehen ist "Lost In Forever" ein würdiges Nachfolgealbum für "Songs Of Love And Death", bereits der Titelsong "Lost In Forever" macht im Prinzip da weiter wo das Debutalbum aufgehört hat. Ein wirklich klasse Song der mit Orchesterpassagen einen epischen Touch hat und mit einem eingängigen Refrain punktet. Gitarrist Christopher sorgt in der zweiten Hälfte des Songs mit Growlparts für einen coolen Gegenpart für Jennifer, deren großartige Stimme zweifellos im Mittelpunkt steht.
"Beautiful Lies" klingt da im Vergleich etwas abwechslungsreicher, beginnt zuerst ruhig und steigert sich dann mit Gastsänger Rick Altzi von Masterplan zu einer wahren Hymne wo sich die Stimmen von Rick und Jennifer großartig ergänzen und die Gitarren mit genialen Solis auftrumpfen (nur so am Rande erwähnt: die Gitarren klingen bei Beyond The Black für mich weitaus präsenter als auf dem in meinen Augen überbewerteten letzten Nightwish Album...).
"Written In Blood" hat einen etwas modernen Anstrich und erinnert dadurch ein wenig an Evanescence: Ein Midtemposong der für mich im Vergleich zu den ersten beiden Songs etwas abfällt. Nicht wirklich schlecht aber mich überzeugt "Written In Blood" nicht hundertprozentig.
"Against The World" beginnt mit Akustikgitarren und gefühlvollen Gesang von Jennifer bevor Streicher einsetzen und verbunden mit dem Einsatz der ganzen Band wird aus dem Song eine bombastische Halbballade. Auch hier gibt es ein großartiges Gitarrensolo das dafür sorgt dass "Against The World" für mich wieder um Klassen besser klingt als "Written In Blood". Live wurde der Song übrigens schon auf der letzten Tour gespielt, irgendwie hatte ich ihn da nur etwas anders in Erinnerung. Ich bilde mir ein dass die Keyboards bei den Konzerten präsenter waren, vielleicht liegt es aber auch daran dass der Song bei den Konzerten von einem längeren Keyboard Intro eingeleitet wurde. So oder so ist "Against The World" eine großartige Halbballade.
Mit "Beyond The Mirror" folgt dann der Song der von Gitarrist Nils stammt. Ist auch eher im Midtempo angesiedelt besticht aber mit tollen Streichern zu Beginn, deren Melodie sich im Song öfter wiederholt und ein wenig an die Titelmelodie von "Game Of Thrones" erinnert was für einen leicht mittelalterlichen Anstrich sorgt. Ansonsten ein großartiger, ziemlich Bass lastiger Song der live sicher gut abgehen wird.
"Halo Of The Dark" beginnt wieder balladesk mit Akustikgitarren, Streichern und Jennifers gefühlvollen Stimme und wird dann etwas flotter wenn die ganze Band einsetzt. Der Songaufbau wirkt hier nur auf mich nicht ganz durchdacht, irgendwie schwankt man zwischen ruhigeren und rockigeren Parts hin und her die für mich nicht so recht zusammenpassen, meiner Meinung nach hätte man daraus zwei verschiedene Songs machen können. Schade für mich wäre hier mehr drinnen gewesen
Bei "Dies Irae" wird dann der Härtegrad ordentlich nach oben geschraubt, die Drums treiben den Song voran, der Refrain klingt mit den Chor (u.a. mit Amanda Somerville die schon mit After Forever, Epica oder Avantasia zusammen gearbeitet hat) sehr mächtig und die Gitarren sorgen einmal mehr für großartige Riffs.
"Forget My Name" ist durch den Wechsel von ruhigen und rockigen Parts "Halo Of The Dark" nicht unähnlich aber für mich vom Songaufbau wesentlich durchdachter und hymnischer aufgebaut. Im Refrain sorgt Christopher für einige Growls und Jennifer brilliert hier mit sehr abwechslungsreichem Gesang.
Von wegen hymnisch, mit "Burning In Flames" folgt dann wirklich eine wahre Hymne die bei mir für Gänsehaut sorgt. Zwar vom Tempo nicht allzu schnell ist "Burning In Flames" ein Song der von einem marschartigen Rhythmus bestimmt wird und von der Verbindung aus klassischen Streichern und den druckvollen Gitarren lebt. Über allen steht hier ein sehr mächtiger Refrain wo ich jetzt schon höre dass bei diesem live kräftig mitgesungen wird.
Auch "Nevermore" lebt von einen ähnlichen großartigen Refrain und einer tollen Instrumentalpassage im Mittelteil wo sich klassische Streicher mit den Gitarren duellieren. Zu Beginn eher im Midtempo steigert sich das Tempo immer mehr im Laufe des Songs.
"Shine And Share" ist mit über 6 Minuten der längste Song des Albums und ein wirkliches Opus. Zu Beginn ertönen ethnische Klänge die von Schlagzeug und Chor vorangetrieben werden und in einem stampfenden Rhythmus münden wo zuerst Jennifer den Song bestimmt bevor Christopher zum ersten Mal eine komplette Strophe mit seinem Growlgesang performt. Der Refrain reißt einmal mehr mit und lädt zum Mitsingen ein, in der zweiten Hälfte des Songs folgt dann eine sehr ruhige Passage die von Jennifers emotionaler Stimme getragen wird während es danach wieder ordentlich zur Sache geht und die Gitarren für großartige Melodien sorgen. "Shine And Share" wirkt durch seine Länge fast schon progressiv und ist ein weiteres großartiges Highlight.
"Heaven In Hell" ist dann wieder ein sehr schneller Song der mit bombastischen Chören, fast schon brachialen Gitarrenparts und Double Bass Attacken richtig abgeht, wenn das nicht Metal sein soll (einige Besserwisser meinen ja Beyond The Black sei nicht wirklich Metal) dann weiß ich es auch nicht...
Abgeschlossen wird "Lost In Forever" von" Love's A Burden" wo Beyond The Black mit einer sehr gefühlvollen, akustischen Ballade überraschen die hauptsächlich von Akustikgitarren und Streichern getragen wird. Bei solchen Akustiksongs kommt ja oft der Gesang am besten zur Geltung und das bestätigt sich auch hier, Jennifers sorgt hier mit ihrer gefühlvollen Stimme für wahre Gänsehaut.
Fazit: Mit "Written In Blood" und "Halo Of The Dark" gibt es 2 Songs die im Vergleich zu den anderen für mich etwas abfallen, ansonsten ist "Lost In Forever" ein großartiges zweites Album das dem Debutalbum in nichts nachsteht, im direkten Vergleich klingt "Lost In Forever" für mich sogar etwas abwechslungsreicher und verspielter. Auch wenn sich Kritiker wohl wieder auf die obligatorischen Angriffsflächen von Beyond The Black konzentrieren werden sollte eigentlich die Musik für sich sprechen und was das angeht ist "Lost In Forever" in meinen Augen den letzten Nightwish Album um einiges überlegen.
Geschrieben am: 10.02.2016
We’re just yearning for solace in insanity!
2 Jahre nach "Views From The Inside" (sogar fast auf den Tag genau) veröffentlichen Die Kammer mit "Solace In Insanity" ihr mittlerweile drittes Album. Im Vorfeld kam es zu vereinzelten Veränderungen in der Kammer Besetzung, Cellistin Tabea Rotter (früher Müller) ist mittlerweile glückliche (hoffe ich mal ;)) Mutter dadurch ist es klar dass es ihr zeitlich nicht mehr möglich ist für die Kammer zu spielen. Von Seiten der Kammer wird ihr Status als "unbefristeter Mutterschutz" tituliert, als Ersatz agiert nun Veronika Münstermann am Cello wobei Tabea auf "Solace In Insanity" zum Teil noch vertreten ist, sie hat noch einige Beträge eingespielt.
Abgesehen davon hat Die Kammer nun auch einen Bassisten in der Band und das ist niemand anderes als Ingo Römling den viele sicherlich eher als Comiczeichner und Illustrator für Albumartworks für Bands wie u.a. Letzte Instanz, Samsas Traum, Diary of Dreams, Faun oder eben auch Die Kammer kennen. Ingo Römling hat für Die Kammer ja auch den großartigen Videoclip zu "Sinister Sister" entworfen und war als Illustrator der Artworks irgendwie von Anfang an dabei, nun ist er also auch ein musikalischer fixer Bestandteil der Kammer. Bisher galt ja die Tuba ein wenig wie ein Ersatz für den Bass von daher fand ich es sehr spannend wie sich beides nun ergänzt.
Und beim Hören von "Solace In Insanity" hat man den Eindruck dass Die Kammer nochmal verspielter als auf "Views From The Inside" agiert und immer wieder neue Ideen einbringt. Gleich zu Beginn hat man sich beim Titelsong schon mal Sabine Bohlmann (als Synchronsprecherin sicher den meisten als Sprecherin von Lisa Simpson von den "Simpsons" bekannt) als Gast eingeladen, wo sie die Rolle der Sophie spricht, deren Geschichte ja bereits auf den Vorgängeralben erzählt wurde. Auch musikalisch und textlich ("Pretentiously we separate the seeming from the real, but viewed from the inside we're just yearning for solace in insanity") wirkt der Titelsong wie eine Zusammenfassung der ersten beiden Alben und ist somit ein idealer Einstieg in das neue Album.
"The Drunk Welshman" klingt schon vom Titel her wie ein irischer Folk Rock Song was sich auch absolut bestätigt, wobei auch die für die Kammer typischen traditionellen Singer / Songwriter Elemente auszumachen sind. Im Refrain heißt es hier "there's nothing cool about dying" dem man sich nur anschließen kann ;).
Mit "The Way You Are" folgt ein sehr "chilliger" Song der ein wenig jazzig im Lounge Stil daher kommt und von der wunderschönen Instrumentierung und den charismatischen Gesang von Marcus "Max" Testory lebt.
Für "Gingerbread Heart" hat man sich mit Erich André Steiner einen Drehorgelspieler eingeladen dadurch fühlt man sich beim Hören des Songs wie auf den Jahrmarkt, eine sehr coole Idee die hier umgesetzt wurde :). Darüber hinaus ist auf "The Galant Entricer's Tango" und "Fairy On The Wire" Akkordeonspieler Vassily Dück zu hören, während erstgenannter Song ein astreiner Tango (wie es der Titel ja auch verspricht) ist der die Geschichte von "Sinister Sister" von Seiten des Verführers von Sophie erzählt besticht "Fairy On The Wire" mit seinen Einflüssen aus französischen Chanson und den dreisprachigen (!!) Refrain. Jawohl dreisprachig neben Englisch und Französisch singt Max hier zum ersten Mal für die Kammer auch auf Deutsch bzw. auf Wienerisch, in einen Interview mit dem Orkus Magazin meinte er ja "Deutsch kann ich nicht, ich bin Wiener.." ;) . Ich bin ja selber auch Wiener dadurch finde ich gerade diesen dreisprachigen Refrain von "Fairy On The Wire" sehr genial, es würde mich freuen wenn Max öfter mal auf wienerisch singt :).
Zwischen "The Galant Entricer's Tango" und "Fairy On The Wire" habe ich vergessen den Song "Sedlaczek" zu erwähnen, "Sedlaczek" ist ein sehr beschwingter, fast schon fröhlicher und schneller Song wo gegen Ende Dirk Klinkhammer mit einem sehr genialen Tuba Solo auftrumpft. Hier wird übrigens die Geschichte eines Wieners erzählt der immer noch bei seiner Mutter wohnt und ein sehr bequemes Leben führt indem er andere Menschen beobachtet ("life is comfortable, watching the others"). Diese Geschichte wird dann auch in "Fairy On The Wire" weiter erzählt wo der Protagonist plötzlich in Paris auftaucht. Ein Schelm der hier Vergleiche zu Max zieht, ist er doch selber gebürtiger Wiener der auch einige Zeit in Paris gelebt hat ;).
"Intoxication Intravenous" ist ein weiteres persönliches Highlight für mich, hier ist die ganze Zeit ein Wecker im Hintergrund zu hören, verbunden mit den Glockenspiel Klängen zu Beginn hat das zuerst einen etwas reduzierten und "gespenstischen" Touch wenn dann aber nach etwa der Hälfte des Songs das Schlagzeug einsetzt und sich die ganze Band in einen wahren Rausch spielt wird daraus ein astreiner Gothic Rock Song wo Sänger Max bei seinem "There's no escape from the cradle to the grave, so try to find your solace in insanity" Part stimmlich brilliert und zeigt wie vielseitig seine Stimme klingt.
Apropos Gothic mit "Carnival Of The Peculiar" hat man mal eben so eine Hymne für das 25 jährige Jubiläum des Wave Gothic Treffens im flott rockenden Karneval Stil geschrieben und "Auld Weeping Willow" ist im Gegensatz dazu ein langsamer, schleppender und melancholischer Song der auch so einigen anderen Gothic Bands gut zu Gesicht stehen würde. Wobei ich in diesem Zusammenhang auf die Sammlerbox von "Solace In Insanity" verweisen möchte, diese ist exklusiv im bandeigenen Shop erhältlich und beinhaltet eine Bonus CD mit so einigen Gastbeiträgen, "Auld Weeping Willow" ist hier zum Beispiel als Duettversion mit Nina De Lianin (von In Strict Confidence) vertreten und kommt in dieser fast nochmal melancholischer und bewegender rüber wobei natürlich auch die "normale" Albumversion großartig ist.
"Word And Deed" überrascht dann als ein eher langsamer aber durchaus auch rockender Song mit ein wenig Country Flair, ein wenig habe ich auch den Eindruck Grunge Einflüsse herauszuhören. "Will You Close My Eyes" ist wiederum fast die einzige "klassische" Kammer Ballade auf "Solace In Insanity" die Matze seine Frau gewidmet hat. Der Song ist sehr gefühlvoll und sorgt entsprechend für Gänsehaut!
Abgeschlossen wird das Album mit "Love For Life" und "Sophie‘s Chimaera" die direkt ineinander übergehen. Bei "Love For Live" sagt der Titel eigentlich auch schon alles, handelt es sich hier um. eine Ode an das Leben, musikalisch einfach wunderbar emotional umgesetzt wo einmal mehr Sänger Max mit seiner gefühlvollen Stimme über allem steht und für die nötige Gänsehaut sorgt. Erwähnenswert ist hier auch dass im Zuge der Patron Of The Arts Aktion einige Fans als Hintergrundchor den Song veredeln, eine sehr tolle Aktion die hoffentlich wiederholt wird. "Sophie‘s Chimaera" ist dann der eigentliche Abschluss des Albums wo wie zu Beginn wieder Sabine Bohlmann zu hören ist, passend zu "Love For Life" heißt es hier u.a.: "Wir lieben das Leben, wir singen leise zum Abschied uns‘ Lied".
Tja was gibt es noch großartig zu sagen, ich hab ja erwähnt dass es noch eine Sammlerbox mit Bonus CD gibt wo ich nur jeden raten kann sich diese zu besorgen, neben Nina De Lianin gibt es auch Gastbeiträge von Pauline Paris und Johanna Krins von der Band Delva mit der Die Kammer auch gemeinsam auf Tour geht. Außerdem hat man mit einer elektronischen Remix Version von "The Way You Are" eine astreine Überraschung auf der Bonus CD, dieser Remix stammt von niemand anderen als Henning Verlage (Unheilig)!
Abschließend kann ich nur sagen dass "Solace In Insanity" ein weiteres großartiges Album von der Kammer ist wo die Band zeigt wie vielseitig sie agiert und sich nicht um irgendwelche musikalische Szenegrenzen kümmert was leider viel zu selten ist!