Wirtz – „Meine Eltern fanden es scheiße“

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Unplugged-Alben sind für viele so eine halbgare Sache. Man spricht nicht von einem Studioalbum, aber ein liebloses Ding will man auch keinem Künstler vorwerfen. Irgendwas dazwischen also? Passt auch nicht so richtig. Egal! Zurück zum Thema „Unplugged“. Geradezu meisterhaft ist es dann, wenn ein Künstler aus einem so eng gesteckten Rahmen das Maximale herausholt und dabei über sich selbst hinauswächst. Wirtz macht es vor und zeigt, dass „Unplugged“ ein vollwertiges Album sein kann und hier ist.

Der Grundstein für ein Unplugged-Album war so simpel, wie ehrlicher Natur. „Ich habe ganz viele Mails bekommen von Fans, die meinten, dass ich mal ein Unplugged-Album machen soll“, spricht Daniel, der mit hellen Augen im Gibson-Bus einem gegenüber sitzt. Den Schelm im Nacken sitzend, freut er sich über das neue Baby zu sprechen.  „Wir hatten auf der letzten Tour eine akustische Einlage im Set und manche Fans kannten auch hier und da mal Sachen von Radioauftritten. Die sind teilweise Hunderte Kilometer gefahren um dann zwei Songs zu sehen und zu hören.“

Wirtz-Unplugged

Schlicht im Auftreten, höchst eindringlich bei der Musik: Das Unplugged-Album.

Die Idee war geboren, wenn auch nur im Kopfe des Wahl-Frankfurters. Die Umsetzung sollte die Herausforderung werden. „Die ersten Aufnahmen waren komplett scheiße“, spricht er. „Wir haben uns durch die Glasscheibe im Studio angeschaut und festgestellt, wenn sich nicht bald was ändert, dann ist die Idee gestorben.“ Der Grundgedanke, die Rocksongs einfach akustisch vorzutragen, sollte nicht zünden. „Ich konnte mich auch nicht motivieren. Das war wie eine Suppe, die bereits 180-mal aufgewärmt war, um dann nochmals aufgewärmt zu werden.“ Verständlich, wenn man den Tourplan von Wirtz anschaut, der durch ganz Deutschland tingelte, um die Songs der bisherigen Alben auf der „Akustik-Voodoo“- Tour zu spielen. Arrangements wurden gemacht, alles transponiert und mit einem immensen Aufwand akribisch geplant. „Wir hatten nur diesen einen Schuss, da wir nicht das Geld haben noch einmal solche Aufnahmen zu machen“, ergänzt Daniel. So war es auch dem Partner von Wirtz zu verdanken, dass alles so sorgfältig geplant und umgesetzt werden konnte. „Keiner von uns in der Band kann ja Noten lesen“, lacht er.

Wirtz-UnpluggedStudio

Die Aufnahmen waren schwieriger als man denken könnte.

Das Resultat sind 14 Songs, die einen gesunden Querschnitt durch das bisherige Schaffen von Wirtz darstellen. Sämtliche Alben wurden bei der Auswahl berücksichtigt und mit Streichern, Bläsern, aber auch Klavier und exotischen Instrumenten („keine Ahnung wie das Teil heißt. Das ist so n indisches Ding“) umgesetzt. Selbst Wirtz hat sich in Schale geworfen und mit Krawatte und Jackett ablichten lassen. „Meine Eltern fanden es total scheiße“, lacht er. „Da dachte ich, dass es sicher gut ankommt, dass ich schick gekleidet bin und Musik mache, die mein Vater vielleicht beim Autofahren hören kann. Aber nein, sie finden es scheiße. Auf der anderen Seite ist es das größte Kompliment, denn so bin ich mir sicher, dass es genau richtig ist.“

Unplugged“ wird am 27. Februar erscheinen, nachdem nun auch die letzten Probleme mit dem Druck behoben sein dürften. „Das Artwork säuft total ab und man erkennt auf gewissen Bilder gar nicht, dass der Raum richtig gut ausgeleuchtet war. Darüber hinaus haben sie das Booklet an der falschen Stelle eingeklebt“, berichtet er zum Digipack, der trotz der Fehler schon edel aussieht. Wie die Musik eben! „Und das nächste Album wird dann auch wieder ein richtiges Rockding, wird einem zum Abschied noch versichert. Wir sind gespannt. [yt]

Kategorien: musik Peter

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