Das Album der Woche: Rammstein mit Rammstein

Rammstein - Banner

Rammstein! Unser Album der Woche! Das Album der Woche wird polarisieren. Aber das haben die Berliner schon immer. Und? Interessiert es die Band? Vielleicht! Aber falls ja, dann werden sie sich diebisch freuen. Das war es dann auch schon. Sei es drum, wir finden „Rammstein“ derart stark, dass man wahrlich das Ding mal genauer beleuchten sollte. 

Rammstein. Alleine der Name erhitzt die Gemüter der Republik. Republik? Ja, denn wenn es um Rammstein geht, nein, dann sprechen wir nicht mehr von den „ich bin Musikfan und wir reden drüber“-Gesprächen. Nein, wenn es um Rammstein geht, dann reibt sich das ganze Volk dran. Vom Apotheker bis zum Zahnarzt. Das Land verfällt in einen Ausnahmezustand und dies ist – tada – gewollt von der Band. In den letzten 25 Jahren hat es keine andere Band derart perfektioniert, ein ganzes Land zu dirigieren. Kommt aus dem Hause Lindemann und Co was, dann ist der Stress geradezu vorprogrammiert. Die einen finden es super, sprechen von Kunst, das andere Lager von „rechten Deppen, die einfach provozieren“. Doch wo steht man als Magazin? Als Schreiber? Springt man auf einen Zug auf? Distanziert man sich von der ganzen Sache? Spielt man die Schweiz und suhlt sich in Neutralität?

Rammstein - Cover

Kann ein Artwork schlichter ausfallen? Kaum. So sieht „Rammstein“ von außen aus.

Aller Anfang ist schwer – und bleibt es eventuell auch immer

Zugegeben, Rammstein waren nie meine Band. An was es scheiterte? OK, zum einen habe ich meine Probleme mit deutschen Texten. Das hat nun wahrlich nichts damit zu tun, dass ich Deutsch per se scheisse finde. Nein, aber irgendwie schmerzt es in meinem Hirn. Ursache? Lange überlegt und ich kann es mir nur dadurch erklären, dass ich mit meiner Oma immer Schlagersendungen anschauen musste. Kurzum: Ich verbinde deutsche Texte mit einem traumatischen Kindheitsereignis. Das ist aber auch nur ein Grund, wieso Rammstein nie ein Poster an der Wand bekommen haben. Natürlich stand ich dieser Provokation immer argwöhnisch gegenüber. Sei es das rollende R eines Lindemanns oder den Texten, die man so oder so auslegen kann. Ich sage „kann“! Aber hier kommt ein weiterer Punkt hinzu. Jeder noch so musikalisch unbefleckte Lappen in dieser Welt muss (!) bei Rammstein interpretieren. Ein Zustand, der mir die Sache madig macht. 

Rammstein! Doch wie geht man damit um?

Nun erwartet man eine gewisse Professionalität von einem Schreiber. Ja, gerne. Ich habe zig Interviews mit der Band gemacht und habe Menschen kennengelernt, die sehr wohl wissen, was sie sagen und insbesondere wie sie es sagen. Sei es ein Flake, der gerne abschweift und sich in lyrischen Monologen gerne sieht. Oder eben in Lindemann, der so herrlich stumpf antworten kann, aber keinesfalls dabei unterbelichtet rüber kommt. Nein, man erwartet etwas von ihm, et voilà, der Mann weiß, was er zu tun hat. Ein Blick hinter die Fassade ist geradezu unmöglich. Wie eine Festung, die eben nicht einzunehmen ist. Doch sei es drum, denn Rammstein haben mich immer fasziniert. Mit jedem neuen Album habe ich mich auf die Band eingelassen, um mein Bild von ihr zu schärfen. Ob es nun mit „Rammstein“ endlich klappt? Ich weiss es nicht, aber ich bin jetzt schon so derart von diesem Album fasziniert, dass der Wille definitiv da ist. 

Rammstein - Band 02

Eine Band, die immer polarisieren wird. Rammstein! (c) by Universal Music/Rammstein

11 Songs, die erneut durch Mark und Bein gehen

Mit „Deutschland“ und „Radio“ hat die Band bereits zwei von 11 Songs vorab der Meute vorgestellt. Alleine der Teaser zu Deutschland wurde schon derart hoch gekocht, dass sich selbst der Zentralrat der Juden eingeschaltet hat. Übertrieben, wie ich finde, denn das Video ist die Aufarbeitung der kompletten deutschen Geschichte. Und ja, der Holocaust gehört dazu. Egal, „Radio“ hatte einen sanfteren Stapellauf, obwohl er mit schrägen Kraftwerk-Synthies daher kommt. Die DDR-Kindheit wird thematisiert und ja, es war eben das Ohr in die Außenwelt. Ungemein „politisch“ zeigen sich Rammstein 2019. Seien es die Missbrauchsskandale der katholischen Kirche bei „Zeig dich“. „Puppe“ ist der härteste Song des Albums und dies in allen Punkten. Lyrisch wie musikalisch. Anhören, wir verraten nicht mehr. Bei „Ausländer“ ist man übertrieben komisch, „Sex“ kommt mit AC/DC-lastigen Riffs daher und ja, „Weit weg“ ist quasi eine Hommage an die Synthie-Zeit. Wer kann, der kann. 

Rammstein - Band03

Bereits im Vorfeld schlug das Lied „Deutschland“ sehr hohe Wellen. (c) by Universal Music/Rammstein

Eine Analyse? Für wen denn bitte?

Man kann nun alle 11 Songs feinsäuberlich analysieren und thematisieren. Man kann sich über Riffs austauschen, die Texte hinterfragen und ja, alles auf den Kopf stellen. Man kann aber auch „Rammstein“ nur auf sich wirken lassen. Man kann sich schütteln und freuen. Man kann „bangen“ und dann doch die Augen verdrehen. Was ihr macht? Euch überlassen! Dieses Album ist aber wahrlich groß und ja, es muss gehört werden. Ob man die Band mag oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Und in meinem Falle könnte es passieren, dass ich nach vielen Alben Rammstein doch noch mit einem Poster berücksichtigen werde. Wer weiß dies schon. „Rammstein“ von Rammstein. Unser Album der Woche bei EMP.

Kategorien: musik Peter

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