Das Album der Woche: Pyogenesis mit A Silent Soul Screams Loud

Pyogenesis - Banner

Pyogenesis haben sich durchgesetzt. Mit „A Silent Soul Screams Loud“ katapultieren sich die Jungs um Flo V. Schwarz an die Spitze. Die (ursprünglichen) Schwaben haben mit dem letzten Teil ihrer Trilogie ganze Arbeit geleistet. Zwischen Death Metal und Pop hauen die Jungs Alles raus. Hört euch das bockstarke Ding an!

Pyogenesis. Eine Band, die irgendwie so gar nicht in eine Schublade passt. Für gewisse Anhänger sind die Schwaben nicht trve genug, für Freunde der seichten Pop-Klänge einfach zu komplex und dann doch auch zu hart. Für musikalisch Aufgeschlossene sind Pyogenesis aber schon seit ihren Anfangstagen eine wahre Goldgrube. Da stört man sich auch nicht mehr an der Tatsache, dass eine Einordnung nach Genre für alle Bands im heimischen Plattenregal funktionierte, aber eben nicht für Pyogenesis. Die Mischung, welche die Band bereits mit ihrem Debüt „Sweet X-Rated Nothings“ auffuhren, sorgte bereits 1994 für Aufsehen. Wie kann man denn bitte Death Metal zelebrieren und dabei mit cleanen Vocals spielen? Man blickte verdutzt auf das Artwork und musste sich auch den Genre-untypischen Schriftzug wundern. Aber hey, der schwedische und auch amerikanische Einheitsbrei wurden im Todesjahr von Cobain schon an die Wand gespielt. 

Pyogenesis passten noch nie in eine Schublade!

Der Pop-Anteil, der stets Pyogenesis innewohnte, sollte sich über die Jahre hinweg ausbreiten. Das 1998er-Album „Mono … Or Will It Ever Be the Way It Used to Be“ war für so manchen alteingesessenen Fan ein Stich ins Herz. „Don’t You Say Maybe“ von „She Makes Me Wish I Had A Gun“ das Abschalten der lebenserhaltenden Maschinen. So mancher alte Fan sollte sein Leben lassen, aber Fortschritt verkraftet eben nicht jeder Musikfan. So sehr sich die Band um Frontmann Flo V. Schwarz über die Jahre änderte, so authentisch blieb die Truppe sich letztendlich. Es gibt eben kein „nur Schwarz oder nur Weiß“. Pyogenesis haben dies von Anfang an verstanden und sich einer Einordnung erfolgreich entzogen. Nach dem Abtreten im Jahre 2002 war es bis 2015 still. Dann der erste Teil der Trilogie mit dem Namen „A Century In The Curse Of Time“ und 2017 „A Kingdom To Disappear“. 

Pyogenesis - Band01

Die Band Pyogenesis gibt schon seit vielen Jahren. Ihr Debüt 1994 war direkt ne ganz dicke Nummer. (c) by AFM Records

Auch mit „A Silent Soul Screams Loud“ kann man die Truppe nicht greifen

„A Silent Soul Screams Loud“ stellt den Abschluss des Konzepts dar, welches sich um gesellschaftliche, technische und geisteswissenschaftliche Umbrüche des 19. Jahrhundert dreht. Bereits optisch gibt es beim neuen Album die Höchstpunktzahl. Erneut wurde Stan-W Decker verpflichtet, welcher ein derart anspruchsvolles Artwork kreierte, dass eine vollumfängliche Sichtung der Detailreiche gerne bei einer Flasche Wein umgesetzt werden darf. Doch sprechen wir über die Musik, die nun besagtes Kapitel in der Bandgeschichte abschließen soll. Mit „Survival Of The Fittest“ geht man amtlich in die Vollen. Das Tempo wird nach einer Riff-Salve direkt auf Vollgas vorangetrieben, um einen derart groovigen Wechsel hinzulegen, der als „Pop meets Death Metal“ beschrieben werden muss. Pyogenesis beweisen bereits auf den ersten Metern dieses Laufs, dass sie ihr Handwerkszeug verstehen und jeden Hörer hinter dem Offen hervorholen. Insbesondere die kräftige Stimme von Flo V. Schwarz besticht durch eindrucksvollen Gesang!

Pyogenesis - Band02

Das neuste Werk ist nun der Abschluss der vor 4 Jahren begonnen Trilogie. Gleichzeitig legt die Band nun auch das stärkste Album vor. (c) by AFM Records

Death Metal meets Pop meets Smetana

Mit einer Adaption von Smetanas „Die Moldau“ dreht „Mother Bohemia“ auf und beweist, dass Pyogenesis sich nicht vom Death Metal abgewandt haben. Peitschend beginnend, verstehen es die Wahl-Hamburger aber herrlich, auch hier einen Pop-Appeal der Sache zu verpassen. Episch geht es in die Bridge, die sich durch ein Midtempo-Drumming und choralen Sing-A-Longs zu einem Hit allererster Klasse empor hebt. „I Can’t Breathe“ teilt sich in zwei Stücke, welche durch „Prologue“ und „Monologue“ sich zu einem 7-Minuten-Manifest vereinen. Ach ja, Manifest. Der Schlusssong „The Capital (A Silent Soul Screans Loud)“ besticht durch 14 Minuten Spielzeit, der Tatsache, dass alle Facetten der Band ausgespielt werden und selbst Neuerungen hier noch Platz finden. „Modern Prometheus“ ist eine Kollaboration von Lord Of The he Lost-Fronter Chris Harms und „“High Old Times“ ein Song für die ganz großen Bühnen dieser Republik. 

Pyogenesis - Cover

Das Artwork ist wie bei den zwei bisherigen Alben der Augenweide!

Unser Album der Woche – zurecht!

Letztgenannte zeichnen sich wieder durch einen stärkeren Pop-Fokus aus, welche sich aber im Album herrlich einreihen. Im Gesamten stellen Pyogenesis mit „A Silent Soul Screams Loud“ ihr stärkstes und gleichzeitig abwechslungsreichstes Album vor. Sei es der Umstand, dass Death Metal und Pop noch nie so herrlich kombiniert wurden. Oder der Umstand, dass das Arrangement herrlich funktioniert. Flo V. Schwarz zeigt sich stimmlich auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Zwischen Growls, bittersüßen Einlagen und pure Verzweiflung in seiner Stimme, fährt der Recke Alles auf, was die Stimmbänder hergeben. Und all dies macht das Album zu unserem Album der Woche!

Kategorien: musik Peter

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