Das Album der Woche - Gojira mit Magma

Gojira-BannerGojira sind mit „Magma“ das Album der Woche bei EMP. Ohne die geringste Schwierigkeit schaffen es die Franzosen mit ihrem sechsten Album die Polposition für sich einzuheimsen. Wieso? Da neben den technischen Fertigkeiten, die Gojira von Anfang schon vorweisen konnten, nun auch wohl der mutigste Schritt hinsichtlich „musikalischem Neuland“ vollzogen wurde.  „Les Enfants Sauvages“ ist nach all den Jahren immer noch ein Album, welches zu begeistern weiß. Gojira konnten damals auf perfide Art und Weise zeigen, was diese Band umsetzen kann. Ein Mammut-Album, was mit Komplexität nur so strotze und durch seine Spielzeit aufzeigte, dass man auch über eine Stunde hinweg den Hörer beeindrucken kann. Ein Album, was bisherige Veröffentlichungen - die immer qualitative Höchstleistungen ausweisen konnten - in den Schatten stellten. Ein Album, welches damals die berechtigte Frage aufwarf, wie man dieses Teil überhaupt noch toppen kann.

Zur Entstehung von "Magma"

Die Jahre zogen ins Land und Gojira waren mit dem Errichten eines eigenen Studios beschäftigt. In Queens legte man den Grundstein für das kommende Werk, welches aber mehr Zeit in Anspruch nahm, als die Bandkasse zuließ. „Natürlich kamen wir an den Punkt, dass wir uns über Geld einen Kopf machen mussten. Die Tour war absolviert, vereinzelt wurden Konzerte gespielt, aber der Aufbau des Studios und die lange Zeit, die dieser Schritt in Anspruch genommen hat, der kostete uns auch enorm viel Geld“, so Joe Duplantier, welcher Queens vor Jahren als Wohnort auserkoren hatte. Neben all den Problemen, dem kreativen Anspruch an sich und den neuen Songs, mussten die Duplantier-Brüder auch noch ihre Mutter zu Grabe tragen, was rückblickend die Arbeiten zum neuen Album „Magma“ stark beeinflussen sollten.

Gojira - Magma Cover

Das Artword von Gojira wirkt schlicht und simpel. Die Musik dagegen ist wieder technisch auf höchstem Niveau!

Wenn der Einstieg nicht ganz leicht wird

Und hier nun der Einstieg zu dem Album, welches einige alte Fans vor den Kopf stoßen wird. Gojira haben den Schritt gewagt und Death Metal-affine Parts auf ein Minimum reduziert, welches für den ein oder anderen Hörer an Selbstverstümmelung grenzen wird. Aber Fortschritt geht eben oft mit Veränderung einher, was sich bereits beim Opener „Shooting Star“ zeigen soll. Man peitscht sich nicht in den Gehörgang, sondern wird eins mit einem Vulkanausbruch, welcher eben Magma ans Tageslicht hervorbringt. Es doomt, hallt und Joe überrascht mit Gesang, während die Band sich dem getragenen Midtempo-Song hingibt. Streckenweise an epische Bands aus dem Doom Metal Bereich erinnernd, lebt der Songs insbesondere durch das raffinierte Schlagzeug-Spiel von Mario, welcher erneut wie ein Schweizer Uhrwerk Präzision einen Namen gibt. „Silvera“ dürfte die alten Fans wieder sanftmütiger werden lassen, da die Nummer wohl am ehesten mit den alten Krachern zu vergleichen ist. Ein Auf und Ab mit wechselnden Tempi, schepperndes Hi-Hats, Double-Bass-Attacken und schroffen Gitarrenriffs. Gojira, wie man sie lieben gelernt hat. Da schaut man auch über die Songlänge hinweg, welche mit 3 Minuten und 33 Sekunden für die Verhältnisse der Franzosen geradezu kurz ist. Aber hier ist wohl schon die größte Veränderung angesprochen werden: Im Gegensatz zu den ausufernden Songs der bisherigen Alben, ist „Magma“ ein Album mit überschaubarer Länge und dementsprechend kürzeren Songs. „Wir wollten ein kurzes Album“, so Joe. „Ein Album, was weniger episch ausfällt, als das, was wir sonst machen. Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen ist heutzutage kürzer und dementsprechend wollten wir die Songs auf den Punkt bringen.“ Sowohl mit „Stranded“ als auch „The Cell“ geglückt, welcher streckenweise Riffattacken a la Pantera aufzeigt und sich direkt einprägt.

Gojira - Band

Gojira haben sich mit dem neuen Album einen Gefallen getan. Ob alle Fans das Teil verstehen, bleibt abzuwarten!

... und dann noch ein dunkles Kapitel

„Yellow Stone“ stellt zuerst nur ein Auflockerer dar, welcher aber das Album quasi in zwei Hälften teilt. So überraschend die erste Hälfte auch ausgefallen sein mag, so ist der zweite Teil des Albums durch Dunkelheit und Traurigkeit gezeichnet. Tiefsinnige Aufarbeitung von Verlusten, Ängsten und menschlichen Befindlichkeiten sind das textliche Gerüst, was Gojira in Songs mit drückender Stimmung zum Ausdruck bringen. Chöre, leichte Noiseattacken und insbesondere die stimmliche Veränderung von Joe unterstreichen den gewollten Ansatz. Was aber bleibt ist der charismatische Gitarrensound, welcher durch aufjaulende Soundwände immer wieder Gojira ins Gedächtnis rufen, wie man sie bisher kannte. Sei es bei „Only Pain“ oder „Pray“, Gojira sind sich darüber im Klaren, dass man alte Trademarks nicht aus dem Repertoire der Band verbannen darf.
Gojira - Joe Duplantier

Joe Duplantier ist wohl einer der nettesten Musiker auf dieser Welt! Dazu ein unfassbar begnadeter Musiker!

Was bleibt zu sagen?

„Magma“ kann und wird sich im ersten Moment befremdlich anfühlen. „Magma“ wird sicher auch zur Folge haben, dass alte Fans der Band den Rücken kehren werden. Aber „Magma“ ist letztendlich ein Befreiungsschlag, der Gojira aus dem selbst gesponnen Kokon holt, welcher ein Album wie „Les Enfants Sauvages“ geschuldet sein muss! Ein Album, welches nicht mehr zu übertreffen ist und der krönende Abschluss einer Ära in der Bandgeschichte der Franzosen darstellt. „Magma“ ist aber auch das Aufbrechen zu neuen Ufern, das Resümieren über „was wir als Band schaffen können“ und noch viel wichtiger ein Beschreiten neuer Pfade, die man sich als Kapelle zutrauen muss. „Magma“ ist tiefsinnig, dunkel und entwickelt sich über die Spielzeit zu einem wahren Album der Sonderklasse. Wer dies nicht erkennen kann, dem fehlt es vielleicht an Weitsichtigkeit hinsichtlich des musikalischen Horizontes. Hoffentlich verfolgen Gojira den neu eingeschlagenen Weg konsequent weiter.

Kategorien: musik Peter

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