Stephenie Meyers gescholtene SEELEN starten im Kino

Okay, das sind so Aussagen, für die man auf ewig im Schwefelpfuhl rösten und jedwede Kredibilität unwiederbringlich verlieren kann. Sei's drum: Ich fand "Seelen" nicht so schlecht, wie er überall gemacht wird. So, jetzt ist's raus. Setzt mir das Körperfresseralien ein und schickt mich per Einwurfeinschreiben ins Weltall. Oder wurde das schon gemacht und ich bin deshalb so sanftmütig? Oder gab's Bier bei der Pressevorführung? Ich weiß nicht mehr.

Kaum ist der letzte "Twilight"-Teil über die Leinwand gelaufen, gibt es mit der Verfilmung von "Seelen" schon wieder neuen Kino-Stoff für Freundinnen von Stephenie-Meyer-Romanen. Auch dieses Konzept will die mormonische US-Autorin zu einer Serie ausweiten, von einer Trilogie ist die Rede. Dabei ist der kurz vor dem letzten "Twilight"-Teil "Breaking Dawn" erschienene Roman inzwischen auch schon wieder fünf Jahre alt.

Melanie alias Der Wanderer wird vom Sucher-Alien verhört (© Concorde)

Worum geht's diesmal? Eigentlich um das Gleiche wie in "Twilight" - ein Liebesdreieck. Allerdings in einem denkbar anderen Setting: Die Welt wurde von außerirdischen Bodysnatchern unterminiert, die sich in unseren Körpern eingenistet und Besitz von ihnen ergriffen haben (daher der englische Originaltitel "The Host"). Ohne diesen Wirtskörper haben die Aliens die Form einer schlabbrigen Qualle und können in unserer Welt nicht überleben. Der Großteil der Bevölkerung ist bereits "infiziert", und sogenannte Sucher haben die Aufgabe, die letzten verbliebenen Widerständler aufzuspüren. Immerhin: Da die Aliens eine friedliche Rasse sind (mal abgesehen davon, dass sie ganze Planeten unterjochen), gibt es seit ihrer erfolgreichen Infiltration kein Verbrechen mehr auf der Erde. Und wenn man gerade mal ein Auto braucht, hält man einfach irgendeins an und bittet den Fahrer, gefälligst auszusteigen und einem das Gefährt zu überlassen. Anscheinend sind die Aliens nicht nur eine friedfertige, sondern auch eine ziemlich kommunistische Rasse. Egal.

Als Die Sucherin (Diane Kruger - einmal mehr schauspielerischer Tiefpunkt eines Films) das Menschenmädchen Melanie (Saoirse Ronan) einfängt, pflanzt sie ihr die Alienseele namens Wanderer ein, die sie zum Versteck von Melanies Sippschaft führen soll. Doch es geschieht etwas Ungewöhnliches: Die Seele des Mädchens kämpft gegen den außerirdische Usurpator, kann entkommen und (mithilfe besagten Leihautos) in die Wüste zum Rest ihrer Familie fliehen. Doch die Menschen sind nicht sonderlich davon begeistert, dass Melanie den Feind in sich trägt, und auch Die Sucherin lässt nicht locker. Und dann verliebt sich Melanies Alien-Seele auch noch in den Menschen-Buben Ian, während sich ihre Menschenseele nach dem alten Lover Jared verzehrt. Grande misere!

Diane Kruger sucht ihre Schauspielkunst (© Concorde)

Auch wenn die Handlung etwas träge dahindümpelt und es kein klassisches Finale gibt (was ja auch mal ganz erfrischend sein kann), hat "Seelen" mit der 19-jährigen Saoirse Ronan, die in Peter Jacksons beklemmendem Drama "In meinem Himmel" und dem Action-Thriller "Wer ist Hanna?" bereits ihre schauspielerische Klasse nachgewiesen hat, immerhin eine charismatische Hauptdarstellerin, der man den Zwiespalt der gegeneinander kämpfenden Seelen abkauft. Auch die Inszenierung von Regisseur Andrew Niccol ("Lord Of War") kann sich mit ihrer kühlen Eleganz absolut sehen lassen - auf Zukunftsdystopien versteht er sich ja ohnehin ziemlich gut (siehe "Gattaca" und "In Time").

Alles steht und fällt also mal wieder mit der Frage, ob man sich auf Meyers von konservativen Moralvorstellungen durchzogene und letztlich auch ziemlich seichte Science-Fiction-Love-Story einlassen mag oder nicht. Für "Twilight"-Fans ist "Seelen" ohnehin eine notwendige Ersatzdroge. Und die Hater werden weiter haten.

Kinostart: 13. Juni

Und hier der Trailer:

[yt]

Kategorien: Ben

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