Grandios: David Finchers neuer Thriller GONE GIRL

Gone Girl

Es ist wohl nicht abwegig, David Fincher als einen der besten Regisseure Hollywoods zu bezeichnen: "Sieben" war einer der spannendsten Thriller der letzten 20 Jahre, über "Fight Club" müssen wir wohl nicht reden, "Zodiac", "Benjamin Button" und "The Social Network" wurden mit Preisen nur so überhäuft, und mit seinem 2011er "Verblendung"-Remake hat er das Kunststück fertiggebracht, das schwedische Original mindestens zu erreichen - einige finden sogar, dass seine Version die bessere ist. Nun kommt mit der Romanverfilmung "Gone Girl" das nächste Meisterstück ins Kino.

Die Handlung seines zweieinhalbstündigen Thrillers klingt zunächst mal etwas "schmal": Als Nick Dunne (Ben Affleck) an seinem fünften Hochzeitstag nach Hause kommt, ist sein Frauchen Amy (Rosamund Pike, "The World's End") spurlos verschwunden. Ein zerbrochener Glastisch, ein paar winzige Blutspuren und ein Brief, in dem sie - einer alten Tradition folgend - Nick per Schnitzeljagd zu seinem Hochzeitstagsgeschenk leitet, sind die einzigen Hinweise, was ihr passiert sein könnte.

Zusammen mit Amys Eltern und mithilfe der Medien, in denen die Verschwundene durch die Kinderbücher "Amazing Amy", denen sie als Vorlage diente, bekannt ist, initiiert Nick eine nationale Suchaktion.

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Wo ist Amy? Nick sucht sein hübsches Frauchen (© Fox)

Doch irgendwie wirkt Nick ein wenig... teilnahmslos. Wirklich traurig, so die einhellige Meinung, scheint er nicht zu sein. Als er sich dann auch noch in Widersprüche verstrickt, wird er für die Polizei zum Hauptverdächtigen und für die Medien zur Zielscheibe. Hat er seine Frau womöglich selbst um die Ecke gebracht? Stück für Stück zerbröckelt das Bild vom glücklichen Provinz-Vorzeige-Traumpaar und offenbart die düstere Wahrheit.

"Gone Girl" basiert auf dem gleichnamigen Roman der US-Autorin Gillian Flynn, der 2012 erschien und allseits für seinen Schreibstil und seine Plot-Twists gepriesen wurde. Flynn selbst schrieb auch das Drehbuch für die Fincher-Verfilmung - ein gutes Zeichen dafür, dass der Geist der literarischen Vorlage erhalten bleibt. Auch wenn der Film strukturell gezwungenermaßen ein wenig vom Roman abweicht.
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Amy, was ist nur mit dir passiert?! (© Fox)

Falls ihr listigen Luchse euch jetzt denkt "Wenn Rosamund Pike die Amy spielt, dann kommt sie doch im Film vor, sprich: sie wird gefunden! Du elender Spoiler-Arsch!", dann kann ich euch beruhigen: Fincher arbeitet mit Rückblenden, in denen die heile Beziehung des vermeintlichen Traumpaares nach und nach dekonstruiert wird und tiefliegenden Hass offenbart. Immer wieder wechselt er die Perspektiven, folgt mal dem undurchsichtigen Nick, mal der Chef-Ermittlerin, mal vergangenen Vorkommnissen, mal den sensationslüsternen Medien, die sich mal wieder als mächtiges Manipulations-Instrument erweisen. Hier bringt Flynn eindeutig ihre berufliche Erfahrung als TV-Kritikerin für Entertainment Weekly mit ein.

Bis zur letzten Minute sitzt man als Zuschauer gebannt in seinem Kinosessel und verfolgt atemlos die bravourös inszenierten Wendungen dieses packenden Meisterstücks des Thriller-Genres. Einmal mehr hat Finchers neuer Homie Trent "Nine Inch Nails" Reznor den perfekten Score beigesteuert, der einem die Haare zu Berge stehen lässt und mich persönlich mit seiner morbiden Atmosphäre nicht nur einmal an "Twin Peaks" erinnert hat.

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Die Polizei sucht die Leiche in Nicks Keller (© Fox)

Zur inszenatorischen Genialität gesellen sich zwei Hauptdarsteller, die ihre Rolle perfekt ausfüllen: Nach dem schwachen "Runner Runner" (in dem er noch der einzige schauspielerische Lichtblick war) liefert Ben Affleck als gefühlskalter Ehemann eine starke Performance ab, und auch die wunderbare Rosamund Pike spielt ihre Rolle mit faszinierender Präzision. In einer kleinen, aber feinen Nebenrolle dabei: Neil Patrick Harris aus "How I Met Your Mother".

Labern wir nicht weiter rum: "Gone Girl" ist einer der besten Filme des Jahres. Solltet ihr sehen!

Der Trailer: Gone Girl - Poster

Kategorien: Ben

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